Abschied vom Gründervater der IG Wartau

Alex Steiner ist mit 83 Jahren an Weihnachten verstorben. Im Quartier machte er sich als Initiator der IG Wartau einen Namen. Diesen Stein ins Rollen brachte er als Gastautor im «Höngger».

Alex Steiner. (Foto: zvg/rodwey2004)

Der Artikel trug den Titel «Komatöses Höngg», der Autor war Alex Steiner. Im Jahr 2017 zeichnete er ein provokantes, wenn auch ehrliches Bild von Höngg. Als Gastautor erinnerte sich der im Jahr 1941 geborene Höngger an eine Zeit, in der das Quartier seinen Dorfcharakter nicht nur benannte, sondern auch lebte: Treffpunkte, Gemeinschaften und viele Beizen, eine herrliche Vergangenheit.

Das änderte sich bekanntlich mit den Jahren, sehr zum Bedauern von Steiner. Man lebe heute mit dem Resultat der Stimmbürger, einem Haufen «eingebildeter Städteplaner und Verkehrsexperten», so Steiner. Die Rede war auch von einer «Invasion von Altersheimen, Pflegeheimen, Altersresidenzen».

Provokant, durchaus. Aber seine Zeilen trafen einen Nerv. «Wir, die noch aktiven Mitbewohner und unsere Kinder möchten aber lieber ein lebendiges, frohes, auch manchmal ein lautes Höngg, ein Höngg wie Ihr Alten das auch erleben durften.»

Seine Vision

Steiner beliess es nicht bei der Kritik, er hatte auch eine Vision. Im besagten Artikel entwarf er die Idee eines Treffpunkts im Tram-Museum bei der Wartau; er lebte schliesslich gegenüber der Remise und erkannte deren Potenzial. Steiner sah vor seinem geistigen Auge eine Markthalle mit lebendigem Gastrobetrieb. Das kam nicht von ungefähr: Steiner war gelernter Hochbauzeichner und widmete sich in seiner beruflichen Karriere immer wieder der Architektur und der Finanzierung von Gebäuden aller Art.

«Auch wenn die Stadt das minim subventionieren müsste, es wäre sicher sinnvoller als manch bestehende Subvention und sicher auch viel billiger als neues Bauen. Endlich einen Beitrag an die Mid-30er-Generation, unsere Steuerzahler und AHV-Garanten», schrieb Steiner.

Seine Idee gefiel den zwei Höngger Gemeinderäten Mathias Egloff (SP) und Ronny Siev (GLP). Diese nahmen den Faden auf und lancierten noch im selben Jahr ein Postulat. Die Wartau solle zum Dorfplatz werden, den Höngg so dringend brauche. Auch wenn die Markthalle und das Restaurant (noch) nicht umsetzbar waren, wurde bereits ein Jahr später im Dezember ein Kerzenziehen organisiert – die Gründungsstunde der IG Wartau.

An Bord der ersten Stunde waren gemäss der Website der IG Wartau, neben Steiner sowie Egloff und Siev, noch Daniel Fontolliet, Moritz Jüttner und Patrick Bollé. Im Sommer 2019 folgte schliesslich das erste Wartaufest, das mittlerweile ein fester Wert in der Agenda des Quartiers ist. Alex Steiner wird seither als Gründervater der IG Wartau bezeichnet.

Zum Schluss ein Fest

Alex Steiner ist in der Nacht auf den zweiten Weihnachtstag mit 83 Jahren verstorben, wie die Familie der «Höngger Zeitung» mitteilt. Er sei friedlich auf seinem Schaukelstuhl im Walliser Ferienhaus eingeschlafen, so Ehefrau Jeannette Steiner.

Wie bereits geschildert, war Steiner ein Höngger durch und durch. Einer, der aber auch wusste, wie das Leben jenseits der Grenzen Hönggs funktioniert. So lebte er viele Jahre in San Francisco, einer Stadt, die sinnbildlich für ein blühendes, fröhliches und vielseitiges Leben steht. Es verwundert nicht, dass er nach seiner Rückkehr seine Heimat Höngg als «komatös» bezeichnete.

Im erwähnten Gastbeitrag von 2017 schrieb Steiner weiter, dass die «ewige Ruhe» früh genug kommen werde. Doch auch diese, seine eigene, wollte er nicht in stiller Trauer wissen. Wie die Familie mitteilt, war es der ausdrückliche Wunsch von Steiner, dass zu seinem Ableben ein Fest gefeiert werde.

Ein Fest auf das Leben.

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