Zündkerzen, Kaffeelöffel und viel Fantasie

Wenn man etwas Zeit übrig hat, kommen einem manchmal ganz spezielle Dinge in den Sinn. So ging es dem Höngger Ivan Horvat.

Die Kunst von Ivan Horvat ist eisern – die Fantasie aber manchmal poetisch.
Ivan Horvat in seiner Werkstatt.
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Dreissig Jahre lang hatte der Höngger Automechaniker seine Autogarage, war immer von Zündkerzen, Radlagern und tausenden von Ersatzteilen umgeben. «Irgendwann nahm ich eine Zündkerze in die Hand und schaute sie mit ganz anderen Augen an – das war der Startschuss meiner Recycling-Kunst», erzählt der 65-Jährige.

Flugzeuge, Piratenschiffe und Schmetterlinge

Nun sitzt er seit gut vier Jahren täglich mehrere Stunden bei seinem Hobby, sucht passende Teile, misst von Auge aus, ob etwas zusammen passt, schleift, bohrt und schweisst. So entstehen kleine Kunstwerke aus Metall, die einen zum Schmunzeln anregen. Ob ein schnittiger Töff mit funktionierender Stossdämpfung oder eine Schnecke mit richtigem Häuschen, ein überdimensionaler «Heugümper» oder eine Dampfwalze: Ivan Horvats Fantasie kennt keine Grenzen. «Ich lasse mich auch von aktuellen gesellschaftlichen und politischen Ereignissen inspirieren, sie fliessen dann mit einem Augenzwinkern in einige meiner Objekte ein», schmunzelt er. Den Anfang finden seine Objekte meist mit einer Zündkerze oder einem Löffel – «mit ihnen kann man so vieles machen», so der Tüftler, der von sich selber sagt, sein Werken sei eine Mischung aus Entspannung und Sucht. «Man will immer mehr machen und immer filigraner arbeiten. Auch kann ich nicht alle Objekte verkaufen, weil ich sie einfach zu fest gern habe.» So bleiben der Miniatur-Smart, Apollo 11 und das Piratenschiff samt Segel aus einem alten Putzlappen in der guten Stube auf ihren Plätzen.

In Garagen nach ausgedientem Material fragen

Von woher nimmt er sein «Arbeitsmaterial»? «Bekannte wissen, dass ich altes Besteck sammle und ausgediente Kleinteile von Fahrzeugen, so etwa auch Bremsklötze von Fahrrädern, Auswuchtgewichte oder aber ganz anderes wie Bostitch-Teile und Nagelklipper. Und manchmal nehme ich all meinen Mut zusammen, packe ein Objekt in die Hosentasche und frage in Autogaragen, ob sie Teile hätten, die sie nicht mehr brauchen – wenn ich dann jeweils meine Bastelkunst zeige, ist die Barriere gebrochen und ich bekomme fast immer Nachschub für mein Materiallager», erklärt Ivan Horvat. So werden aus gebogenen Kaffeelöffeln Kobras, aus Gabeln Schwäne oder eben ausgeklügelte Fahr- und Flugzeuge. Besonders stolz ist er auf eine Dampfwalze, die Rauch ausstösst, wenn man sie mit einer brennenden Zigarette befüllt: «Daran kann ich mich wie ein kleiner Bub erfreuen.»

Lastwagen für die Mädchen der Klasse gebaut

Seine handwerkliche Begabung kommt nicht von ungefähr: «Schon als Bub in Kroatien war ich gut im Schulfach Werken. Wir mussten einmal einen Miniatur-Lastwagen bauen, und die meisten Mädchen der Klasse baten mich, ihren Lastwagen auch zu bauen – dies tat ich natürlich. Prompt kam der Lehrer später auf mich zu und fragte, ob ich die anderen Lastwagen per Zufall kennen würde . . . » In seinem Heimatland baute er Motoren in einer Autofabrik zusammen. «Das waren zum Teil noch Aran-Motoren, welche man für Traktoren brauchte, riesige Dinger. Als ich vor 42 Jahren in die Schweiz kam, wurde mir erst bewusst, wie weit wir in Kroatien der Technik damals hinterherhinkten.» In Zürich 1970 angekommen, arbeitete er bei einer Citroën-Firma und baute für einen anfänglichen Stundenlohn von fünf Franken fünfzig Motoren zusammen – vergangene Zeiten, an die er aber gerne zurückdenkt. Mit seiner Partnerin Yvonne, die seit vielen Jahren eine «Flohmärtlerin» ist, verkauft er seine Recycling-Kunst an Flohmärkten. Viel läuft über Mund-Propaganda. In Höngg wird Ivan Horvat am Kunstmarkt beim Ortsmuseum, der passend zur Vorweihnachtszeit am 10. und 11. November stattfindet, mit einem Stand präsent sein.

Kontakt: Ivan Horvat, Telefon 044 341 56 54, Handy 079 604 64 01.