Wie stark die Werdinsel tatsächlich genutzt wird

Die Herbstsitzung der Gruppe SISA Werdinsel stand im Zeichen eines Rückblicks, eines Rücktritts und – nannte überraschende Zahlen.

Der «Limmatsprützer» noch in Funktion im September 2010

Im Netzwerk «Sicherheit und Sauberkeit 9 und 10», kurz SISA genannt, werden seit 2005 die Möglichkeiten und Grenzen der Nutzung der Werdinselausgelotet und koordiniert. Neben sechs Verwaltungsabteilungen – Grün Stadt Zürich, ERZ Entsorgung und Recycling Zürich, Sportamt, Stadtpolizei, Sozialdepartement und Gemeinwesenarbeit Waidberg – ist auch der Quartierverein Höngg und die private Interessengemeinschaft Winzerstrasse regelmässig vertreten. Andere Verwaltungsstellen oder private Organisationen werden nach Bedarf eingeladen. Ziel ist es, Nutzungskonflikte zu erkennen und gemeinsam Massnahmen zur Verbesserung zu ergreifen. Die positiven Entwicklungen auf der Werdinsel in den letzten Jahren zeugen davon, wie gut das Netzwerk funktioniert.

Rückblick

An der Sitzung vom Montag, 27. September, wurde zuerst Rückblick auf die auslaufende Saison gehalten. In der Frühjahressitzung waren die falsch parkierten Motorräder Thema. Nachdem in den letzten Jahren immer wieder mit Flyern für die nahen Parkplätze unter der Europabrücke geworben worden war, ging die Stadtpolizei diesen Sommer dazu über, Falschparkierer vermehrt zu büssen – was zu einigen erzürnten Reaktionen führte. Die Zahl der verteilten Bussen ist nicht bekannt, doch alleine am Pfingstmontag waren es 40 Stück. Die Anwohner stellten eine Verbesserung fest, die Kontrollen sollen im Frühjahr 2011 mit dem Beginn der Töffsaison wieder verschärft werden. Als Gast an der Sitzung mit dabei war Ruedi Reding, Präsident des Vereins Werdinsel-Openair. Er berichtete Erfreuliches vom diesjährigen, zweitägigen Anlass: Trotz gutem Wetter und entsprechend vielen Gästen ging weder ein Telefon auf der extra eingerichteten Hotline geschweige denn eine Lärmklage ein. Die Veranstalter hatten aber auch alles getan, um die Vorgaben der Stadt zu erfüllen – im Wissen, dass dadurch die Chancen auf eine erneute Bewilligung für ein zweitägiges Openair steigen. Jacqueline Faisst von der Interessengemeinschaft Winzerstrasse stellte Reding und seinem Team denn auch ein gutes Zeugnis aus und Thomas Stüssi, bei Entsorgung und Recycling Zürich Leiter der Gruppe Region Nord, stellte anerkennend fest, dass das Festgelände in tadellosem Zustand übergeben worden sei. Entsprechend wurde einstimmig beschlossen, das bald wieder zu stellende Gesuch für das Werdinsel-Openair 2011 zu unterstützen. «Im ersten Jahr hatten wir weniger als 200 Besucher», erzählte Ruedi Reding, «dieses Jahr waren es an die 20 Mal mehr.» Diese Zahlen freuen nicht nur das OK Werdinsel-Openair, sie stehen auch stellvertretend für die Nutzerzahlen der ganzen Insel. 

Von der Zählung zum Nutzungskonzept

Diese Zahlen wollte die Stadt Zürich im Rahmen des Landschaftsentwicklungskonzepts (LEK) Limmatraum genauer wissen und führte deshalb diesen Sommer Erhebungen durch. Ziel war es, mehr Informationen über die Besucher der Werdinsel zu erfahren: Woher kommen die Erholungssuchenden und wie kommen sie auf die Insel? Gezählt wurde automatisch mit verborgenen Zählern und an ausgesuchten Tagen manuell an verschiedenen Orten der Werdinsel sowie am Fischer- beziehungsweise Kloster-Fahr-Weg. Die Zahlen waren in ihrer Höhe nicht unerwartet, in ihrer Deutlichkeit dennoch überraschend. So hielten sich an Wochenenden im Juli zwischen 16 und 17 Uhr rund 2000 Personen auf der Werdinselauf. An Werktagen knapp die Hälfte. Den Fischerweg frequentierten an Sonntagen, über 24 Stunden gemessen, durchschnittlich 570 Personen zu Fuss und 760 mit dem Fahrrad. Werktags waren es lediglich 380 beziehungsweise 340. Den Kloster-Fahr-Weg auf der Höngger Seite begingen an Sonntagen 680 Personen, an Werktagen immer noch 410. Hinzu kamen an Sonntagen 190 und an Werktagen 70 Fahrräder – trotz des dort signalisierten Fahrverbotes. Vielleicht, so wurde gemutmasst, trage der Name «Kloster-Fahr-Weg» das Seinige dazu bei. In einem zweiten Schritt wird erhoben, wie sich der Ausbau des Fischerweges und die Umsetzung des Auenparks Werdhölzli auf die Frequenzen auswirken – Fernziel wäre die Erstellung eines verbindlichen Nutzungskonzeptes Werdinsel. Doch bis dahin – und darüber hinaus – wird noch viel Wasser die Limmat hinunter fliessen und der SISA Werdinsel die Arbeit nicht ausgehen.

Rücktritt

Die Sitzungen der SISA wird künftig Thomas Stüssi leiten. Armin Lusser, Kreischef 10 der Stadtpolizei – im Quartier bekannt als «Scheriff vo Höngg» – wird im Frühling 2011 in Pension gehen und gab deshalb sein Amt nach bald sechs Jahren ab. War man zu Beginn der Sitzung noch davon ausgegangen, dass dies seine letzte Teilnahme sein würde, so wurde bei der Terminabsprache für den Frühling klar, dass es möglicherweise drei Tage vor seinem letzten offi – ziellen Arbeitstag doch noch zu einer Abschiedssitzung kommen wird. Verdankt wurde Lussers Einsatz und massgebliche Beteiligung am Aufbau dieser Art der Zusammenarbeit zwischen Amtsstellen und Interessenvertretern dennoch bereits jetzt.

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