Wer hat Hans Ulrich Lenzlinger ermordet?

Diese Frage wird am 15. November an der öffentlichen Vernissage von Stefan Hohlers Buch «Hans Ulrich Lenzlinger, Fluchthelfer, Abenteurer und Lebemann» einen wichtigen Teil ausmachen – auch wenn sie weiterhin unbeantwortet bleibt.

Lenzlingers Visum für die damalige Tschechoslowakei.

Am 5. Februar 1979 hat der Geschäftsführer von Lenzlingers Aramco AG seinen 49-jährigen Chef erschossen in seinem Haus an der Ackersteinstrasse 116 aufgefunden: Hingerichtet mit einem Bauch- und einem Kopfschuss. Die Polizei fand keine Einbruchspuren. Der oder die Mörder sind auch nach über dreissig Jahren nicht bekannt. Lenzlingers Prophezeiung hatte sich erfüllt: «So einer wie ich stirbt nicht im Bett.» Die Polizei ermittelte intensiv: Rund 850 Personen waren im Verfahren einbezogen worden, hundert Personen überprüfte sie genau. Die Untersuchung ergab einen Aktenberg von 30 bis 35 Bundesordnern; trotzdem fand die Polizei nie eine heisse Spur. Der Fall ist seit 2009 verjährt. Im Vordergrund stehen drei Mordtheorien: getötet im Auftrag des ostdeutschen Ministeriums für Staatssicherheit, der Stasi. Oder eine Abrechnung innerhalb der Fluchthelferszene, denn Lenzlinger hatte sich mit vielen seiner Mitarbeitern und Fluchthelfern zerstritten. Schliesslich könnte es auch ein Beziehungsdelikt gewesen sein − bekannt war, dass Lenzlinger unzähligen Frauengeschichten hatte. Was für und was gegen die drei Mordtheorien steht, wird von Autor Stefan Hohler an der Buchvernissage in Höngg ausgiebig aufgezeigt. Auch die Arbeitsmethoden der Stasi werden eine wichtige Rolle spielen: Über 90’000 Stasi-Mitarbeiter kontrollierten und überwachten echte und vermeintliche Feinde der DDR. Alleine auf Lenzlinger und seine Organisation hatte die Stasi über 50 Spitzel, so genannte Inoffizielle Mitarbeiter (IM), angesetzt, die auch nach Lenzlingers Tod dessen Nachfolgefirma Armesco AG im Kanton Aargau noch jahrelang bespitzelten. Moderiert wird der Abend von Bruno Kistler, dem ehemaligen Sprecher der Stadtpolizei Zürich. Kistler hatte in den siebziger Jahren mit Lenzlinger als Verkehrspolizist noch «berufsbedingt» zu tun gehabt.

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