Wer Blut spendet, trägt etwas zum Wohl der Gesellschaft bei

Dreimal pro Jahr organisiert der Samariterverein Zürich-Höngg zusammen mit Blutspende Zürich die Blutspendeaktion im reformierten Kirchgemeindehaus. Ein Augenschein am Dienstagabend, 14. Januar, nach 18 Uhr.

René Frehner ist ein «alter Hase» beim Höngger Blutspenden: er spendete bereits zum 34. Mal und würde sich über weitere Spenderkollegen freuen.
Nach dem Blutspenden ist es wichtig, etwas zu essen. Beim «Café complet» unterhalten sich die Spendenden, man trifft sich hier immer wieder.
1/2

Hell sind das Foyer und der grosse Saal erleuchtet, die Stimmung ist geschäftig, aber angenehm. Frauen und Männer jeden Alters kommen, um einen Teil ihres «Lebenssaftes» zu spenden – und sie sind hochwillkommen. Heidi Morger, Präsidentin des Samaritervereins Zürich-Höngg, erzählt, dass die Höngger Blutspendeaktion schon seit 1970 stattfindet. Kamen in den 70er-Jahren jedoch pro Mal rund 250 Leute, sind es heute noch um die 80 Personen, die gewillt sind, 450 Milliliter Blut zu spenden. Dieses Mal sind es 96 Spendewillige, davon 14 Neuspender, was gemäss Heidi Morger «sehr gut» ist. «Aus verschiedenen Gründen mussten zwölf Personen von den 96 abgewiesen werden, sie konnten aus medizinischen Gründen, wie etwa einem Auslandsaufenthalt, nicht spenden», so die Samariterin. «Rückweisungen sind für alle Beteiligten unschön, aber notwendig, um gesundheitliche Nachteile durch die Blutspende für Patienten und für Spender zu vermeiden», erklärt Jaro Prosek, Technischer Leiter mobiler Equipendienst/ Rückwärtiges bei Blutspende Zürich.

Spenden-Parcours absolvieren

Wichtig für die Blutspende ist, dass sich Erstspender ausweisen können und dass Wiederholspender ihren Blutspendeausweis mitbringen, da man das Blut zuordnen muss. Wer am Empfangstisch den mehrseitigen Fragebogen mit Fragen wie «Waren Sie in den letzten sechs Monaten ausserhalb der Schweiz, wenn ja wo?» oder «Haben Sie in den letzten vier Wochen Medikamente – auch rezeptfreie – verwendet?» ausgefüllt hat, kommt an einen der drei Tische, an denen Höngger Samariterinnen Blutdruck und Puls messen. Der Blutdruck darf maximal 180 zu 110 betragen, die Pulsfrequenz muss zwischen 50 und 100 sein. Auch die Temperatur wird gemessen, damit niemand spendet, der Fieber hat.

Mittels Fingerpiks wird der Hämoglobinwert bestimmt

Ist diese Hürde genommen, geht es zu den vier «Check-in»-Tischen, wo das Team der Blutspende Zürich die ausgefüllten Fragebogen auswertet und damit grünes oder rotes Licht zum Blutspenden gibt. Michaela Albrecht, Equipenleiterin von Blutspende Zürich, erklärt, dass hier zudem mittels «Fingerpiks» der Hämoglobinwert bestimmt wird. Bei Frauen muss er mindestens 125 Gramm pro Liter Blut betragen, bei Männern 135. Dies stellt sicher, dass niemand mit Blutarmut «zur Ader» gelassen wird. «Pflegefachfrauen und Medizinische Praxisangestellte sowie zur Sicherheit ein Arzt sind hier, die Spendenwilligen werden von uns und dem Samariterverein rundum betreut», erklärt Michaela Albrecht.

Ball kneten und den «Fluss in Gang halten»

Nun ist es so weit, nachdem alle Stationen erfolgreich absolviert worden sind, holt man sich am Ausgabetisch eine Schale, in welcher ein Beutelsystem mit vier Beuteln für das Blut sowie drei Röhrchen für Blutuntersuchungen sind, und liegt auf die Spendenliege, von denen im Saal zwölf bereitstehen. Pro Person werden 450 Milliliter Blut entnommen, welches dann bei Blutspende Zürich in seine Hauptbestandteile aufgeteilt wird. So ergibt eine Spende ein Konzentrat von roten Blutzellen, ein Produkt mit Blutplasma und ein Konzentrat von Blutplättchen. Mit einer Spende kann so mehreren Patienten geholfen werden. Nachdem eine passende Vene gefunden und «angezapft» ist, fliesst das Blut während fünf bis maximal 15 Minuten in den Beutel, der auf einer Wiegewaage hin- und herbewegt wird, damit es nicht gerinnt. Wer mag, kann dabei einen der bereitliegenden roten, weichen Bälle mit der Hand kneten, damit das Blut regelmässig fliesst, der Blutfluss angeregt wird und man vielleicht auch etwas abgelenkt wird. Ist die geforderte Menge erreicht, piept die Waage, und Personal kommt, um die Kanüle zu entfernen und die Einstichstelle zu verbinden. Der Beutel wird sofort auf Kühlplatten bei einer Temperatur von 15 bis 25 Grad gelagert, bis er bei Blutspende Zürich mittels temperiertem Transporter eintrifft ist.

Nach der Blutspende etwas essen, sitzen und sich bewegen

«Der Spendende muss noch kurz auf der Liege sitzen bleiben, damit sich der Organismus erholen kann. Jetzt ist es wichtig, etwas zu essen und zu trinken: Deshalb bietet der Samariterverein als Abendessen einen ‹Café Complet› mit Brot, Butter, Käse, Konfitüre, Yoghurt, Ovomaltine, Tee und Kaffee an», erzählt Heidi Morger. Das Angebot wird gerne angenommen, so kann man sich beim Essen etwas erholen und danach stabilisiert heimgehen. «Sitzen und Gehen sind die besten Tätigkeiten nach dem Blutspenden, liegen sollte man nicht.» Im Esssaal wird geplaudert, man trifft sich und ist der Meinung, dass es schön wäre, wenn mehr Leute Blut spenden würden: «Ich komme seit Jahren und erzähle jeweils meinen Bekannten davon, aber nur mein Cousin ist bisher einmal mitgekommen», so ein Spender. Spenden-Parcours absolvieren

Das 34. Mal am Spenden

Einer, der schon fast einen Blutspenderekord aufgestellt hat, ist der Höngger Dachdecker Réne Frehner: Zum 34. Mal hat er heute gespendet. «Ich gehe regelmässig hin, seit ich volljährig bin», so der 41-Jährige, dessen bereits zweiter Spenderausweis fast vollständig ausgefüllt ist. «Mein Vater spendete Blut, so lange er durfte, und war um die 50 Mal hier, das hat mich natürlich geprägt», so Réne Frehner. Er findet Blutspenden «eine gute Sache, zudem ist man selbst auch froh, wenn man einmal eine Bluttransfusion braucht. Auch ist es für den Körper nicht das Dümmste, wenn er regelmässig etwas neues Blut produzieren muss. Aber der Hauptgrund für mich ist ganz klar, dass ich mit meiner Spende helfen will.» Ohnmächtig geworden sei er noch nie, und auch sei ihm nie etwas «schwummrig» nach dem Spenden. «Die Pflegefachfrau heute meinte, ich sei ein richtiger ‹Schnellzug› mit Spenden, mein Blut ist jeweils in sechs, sieben Minuten abgezapft», so Frehner mit einem Lächeln.

0 Kommentare


Themen entdecken