Wasser marsch!

Die anhaltende Hitze und Trockenheit macht nicht nur vielen Menschen und Tieren zu schaffen, sondern auch der Natur. So «darben» die Obstkulturen des Wein & Obsthaus Wegmann im Frankental ebenfalls. Abhilfe schaffen Ehrenamtliche, welche die Pflanzen in dieser Notsituation bewässern helfen.

Adrian Meier wässert die Apfelbäume, während Daniel Wegmann (hinten) schon für den Schlauchwechsel parat ist.
Daniel Wegmann und Adrian Meier (v.l) beim Dreier-Verteilstück: Von dort aus werden die Schlauchstücke in alle Richtungen gezogen.
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Wer am Mittwoch und Donnerstag letzter Woche bei der Apfelbaumplantage von Zarina und Daniel Wegmann vorbeispazierte, fand Feuerwehrschläuche ohne Ende vor. «Grund dafür ist, dass uns Mitglieder der «Feuerwehrvereinigung der ehemaligen Kompanie 11» ehrenamtlich beim Bewässern helfen. Rund einen Kilometer Schläuche haben wir verlegt», so Daniel Wegmann, der den Bauernhof im Frankental seit 2003 in der nun fünften Generation führt. Schon als er ein kleiner Bub war, half die damalige Kompanie 11, welche die Ortsfeuerwehr für Höngg, Affoltern und Wipkingen war, in Notsituationen bewässern.

Freiwillige Feuerwehr hilft seit vielen Jahren beim Bewässern

Seit Mitte 2009 gibt es die Kompanie 11 nicht mehr (siehe «Höngger» vom 2. Juli 2009), denn die acht Kompanien der freiwilligen Feuerwehr wurden in vier grössere umorganisiert. Damit man sich doch nicht aus den Augen verliert, gibt es die «Feuerwehrvereinigung der ehemaligen Kompanie 11». In der Feuerwehrvereinigung haben sich Frauen und Männer versammelt, welche die Zeit der Kompanie 11 vermissen und teils noch immer bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv sind – manchmal auch in anderen Regionen. «Die Männer unserer Familie, so auch ich, waren immer bei der Freiwilligen Feuerwehr dabei, deshalb kennt man sich und hilft sich in Notsituationen – wie jetzt bei dieser anhaltenden Trockenheit», erklärt Daniel Wegmann.
Da die Wegmanns über keine Bewässerungsanlage verfügen, sind sie noch mehr als industrialisierte Betriebe auf Regen angewiesen. «In den letzten Wochen hat es nie wirklich geregnet, auch die Wettervorhersagen stimmten häufig nicht. Mein Wunsch ist ganz simpel: Es soll endlich, endlich stark regnen kommen», so der Obstbauer. Zum letzten Mal wurden die Plantagen in den Jahren 2003 und 2006 von den Freiwilligen bewässert, ab dann war es glücklicherweise nie nötig.

30 Liter Wasser halten einen Quadratmeter Boden eine Woche feucht

Adrian Meier, letzter Kommandant der damaligen Kompanie 11 und heute Präsident der Ehemaligenvereinigung, steht in klobigen Feuerwehr-Stiefeln mitten in den Gängen der Apfelbaumplantage im Frankental und zieht einen Feuerwehrschlauch mit sich, aus dem das ersehnte Nass heftig spritzt. Die Arbeit ist anstrengend, pro Quadratmeter werden rund 30 Liter Wasser verteilt – das sollte bei Temperaturen von 30 Grad eine Woche hinhalten. Es wird so viel gegossen, dass sich das Wasser etwas staut und der Boden es über einige Zeit aufnehmen kann. «Nur kurz darüber sprühen genügt nicht», so Daniel Wegmann. Die einzelnen, am Boden zwischen den Baumreihen verlegten Schlauchstücke sind bis etwa 30 Meter lang. Hat man eine Schlauchstücklänge gewässert, muss umgesteckt werden – eine Fleissarbeit, die im Akkordtempo vorgenommen wird, um das Wasser möglichst effizient nutzen zu können.
Daniel Wegmann hat Kontakt zu Grün Stadt Zürich aufgenommen und nach einem reduzierten Wassertarif für Landwirtschaftsbetriebe auf Stadtgebiet gefragt. «Die Wasserversorgung der Stadt Zürich hat uns nun zum dritten Mal einen günstigeren Tarif angeboten, was wirklich generös ist. Dieses Jahr haben wir zurzeit schon 1,1 Millionen Liter Wasser für unsere Pflanzen verbraucht. Dadurch ist sozusagen nichts verdorrt, wir haben kaum Schäden.» Das einzig Positive am heissen, trockenen Wetter sei, dass die Früchte süsser seien, da dank der Sonne mehr Fruchtzucker produziert werde.

Kein Feierabend, sondern Schläuche schleppen und bewässern

«Wir sind dieses Jahr seit drei Wochen am Bewässern, jeweils von 17 bis etwa 21 Uhr helfen wir den Pflanzen der Wegmanns», so Adrian Meier, der sagt, für ihn sei es klar, in einer solchen Notsituation zu helfen. Auch die anderen rund 25 Helferinnen und Helfer sehen das so.
«Wir schätzen diese ehrenamtliche Hilfe sehr, denn unser Einkommen hängt von den Pflanzen ab. Deshalb ist es für uns auch ganz wichtig, dass nach dem Bewässern der gemütliche Teil bei uns im Garten mit Essen, Getränken und Gesprächen folgt – das ist ein Dankeschön an die Helfenden, welche alle nach Arbeitsschluss ihrer «normalen» Arbeit zu uns kommen und ihren Feierabend mit Bewässern verbringen», so Daniel Wegmann. Die Einsätze werden von Bruno Zimmermann, langjährigem Mitglied der Kompanie 11 und Kassier der Ehemaligenvereinigung, koordiniert. Dieses Jahr seien bereits rund 150 Mannstunden geleistet worden, erläutert er. Die Äpfel, Birnen, Zwetschgen, Trauben und Kirschbäume danken es den Unermüdlichen – und im Endeffekt auch die Menschen, welche die feinen Früchte geniessen dürfen.

Informationen über die Feuerwehrvereinigung der ehemaligen Kompanie 11: www.kp11.ch
Informationen zum Wein & Obsthaus Wegmann: www.obsthaus-wegmann.ch

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