Vorschläge zur Verbesserung der Verkehrssituation

Quartiervertreterinnen und -vertreter übergaben Stadtrat Daniel Leupi 17 Empfehlungen, welche sie im «Mitwirkungsprozess Verkehr Kreis 10» erarbeitet hatten – nun prüft die Stadt, was davon allenfalls umsetzbar ist.

Eine Verlagerung der Haltestellen am Meierhofplatz wäre mit Vor- und Nachteilen verbunden.

Auslöser für den Mitwirkungsprozess «Verkehr Kreis 10» war die Motion Stäbler/Schönbächler aus dem Jahr 2003, die zum Ziel hatte, «den Meierhofplatz durch organisatorische und bauliche Massnahmen für den öffentlichen Verkehr sowie für die nichtmotorisierten Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer aufzuwerten». Um dies zu erreichen, schrieb die Stadt Zürich im August 2010 versuchsweise am Meierhofplatz ein Rechtsabbiegegebot von der Regensdorferstrasse in die Limmattalstrasse aus. Doch aus Höngg kamen zahlreiche Einsprachen, worauf die Stadt zurückkrebste und einen Mitwirkungsprozess unter Führung der Dienstabteilung Verkehr (DAV) und des Tiefbauamts in Gang setzte. So trafen sich rund 30 Mitwirkende – Vertreterinnen und Vertreter der politischen Parteien, Quartier- und Gewerbevereine, Interessengemeinschaften, Kirchgemeinden und Einzelpersonen aus Höngg und Wipkingen – seit August 2012 an drei Veranstaltungen, identifizierten verkehrliche Brennpunkte und diskutierten Lösungsansätze. Am letzten Workshop am 9. April wurden Stadtrat Daniel Leupi das Dokument «Empfehlungen des Kreises 10 an die Stadt» überreicht. Bei den von den Teilnehmenden formulierten 17 Empfehlungen handelt es sich eben nur um «Empfehlungen», also nicht um Beschlüsse oder dergleichen: Die Stadt ist lediglich verpflichtet, diese zu prüfen – daran rechtlich gebunden ist sie nicht. Mehr als eine kurze Medienmitteilung zur Überreichung der 17 Anregungen, die kaum eine davon konkret benannte, wollte die DAV mit Rücksicht auf die laufende Auswertung nicht preisgeben. Doch dem «Höngger» wurde von anderer Seite ein Dokument mit den 17 Empfehlungen und ersten Einschätzungen der Stadt zugehalten. Aus Höngger Sicht sind von den 17 Empfehlungen folgende relevant:

Stauverlagerung realisieren

Die Zufahrtsachsen zum Meierhofplatz sind in den Hauptverkehrszeiten von teils massiven Verkehrsstaus geprägt: Nebst dem motorisierten Individualverkehr, kurz MIV genannt, sind auch die öffentlichen Verkehrsmittel betroffen und am Meierhofplatz ist die Aufenthaltsqualität ganz allgemein beeinträchtigt. Die Empfehlung an die Stadt lautet: «Die Rückstauerscheinungen auf der Limmattalstrasse, die infolge des Lichtsignals am Meierhofplatz entstehen, werden vorverlagert auf Strecken, auf denen vom Tramtrassee unabhängige MIV-Spuren zur Verfügung stehen.» Konkret also in die Räume, in denen sich heute bereits der Verkehr staut: zwischen Zwielplatz und Frankental sowie zwischen der Einmündung der Bläsistrasse und der Haltestelle Schwert, dies mit dem Ziel, die Einfahrten für Tram und Bus freizuhalten.

Haltestellensituation am Meierhofplatz prüfen

Die Haltestellen von Tram und Bus am Meierhofplatz liegen in verschiedenster Hinsicht ungünstig. Diskutiert wurden unterschiedliche Verbesserungsvorschläge: So könnte etwa die Haltestelle der Buslinie 46 stadtauswärts in die Tramhaltestelle an heutiger Lage integriert werden. Die heutige Bushaltestelle vor der Polizeiwache würde aufgehoben und die freie Fläche wäre für den Fuss- und Veloverkehr frei. Eine weitere Idee ist, die kombinierte Tram- und Bushaltestelle unmittelbar vor dem Meierhofplatz stadtauswärts an die rechte Trottoirkante zu verlegen. Die MIV-Geradeausspur käme neu zwischen die beiden Tramgleise zu liegen. Ein dritter Vorschlag würde die kombinierten Tram- und Bushaltestellen in beiden Fahrtrichtungen auf der Höhe der heutigen Tramhaltestelle stadteinwärts einander gegenüberliegend anordnen. In beiden Fahrtrichtungen bliebe daneben noch eine MIV-Spur. Die Empfehlung aus dem Mitwirkungsprozess ganz allgemein: «Weitergehende Ideen zur Zusammenlegung von Bus- und Tramhalte- stellen werden einer genaueren Prüfung unterzogen.»

Das «Quartierzentrum» aufwerten

Angesprochen ist hier neben dem Meierhofplatz im engeren Sinne der unterste Bereich der Regensdorferstrasse zwischen Gsteigstrasse und Wieslergasse, wo «ein grosser Teil der kommerziellen Einrichtungen an- gesiedelt ist», wie es im Dokument heisst. Die Empfehlung dazu: «Das Quartierzentrum wird mit einer fuss- und veloverkehrsfreundlichen Gestaltung der Strassenräume insbesondere im unteren Teil der Regensdorferstrasse massgeblich aufgewertet.»

Achse Am Wasser/ Breitensteinstrasse abklassieren

Die Achse rechts der Limmat von der Europabrücke bis zum Wipkingerplatz hat als regionale Achse die Funktion, den Verkehr aus den Räumen Engstringen und Regensdorf in Richtung City aufzunehmen. Sie gerät aber auch unter Druck des Verkehrsstroms von der linken Limmatseite in Richtung Oerlikon und Zürich Nord. Gemäss dem kantonalen Richtplan soll dieser Verkehr über die Pfingstweid- beziehungsweise die Hohlstrasse und über die Hardbrücke geführt werden, was aber offensichtlich zu wenig geschieht. Aus dem Mitwirkungsprozess wird deshalb gefordert: «Die Achse AWB wird von einer regionalen in eine kommunale Strasse abklassiert.» Dies würde ermöglichen, bauliche und andere verkehrsreduzierende Massnahmen umzusetzen.

Wenigstens nachts mit Tempo 30

Die Interessengemeinschaft Am Wasser/Breitensteinstrasse wünscht zwar eine durchgehende und dauerhafte Tempo-30-Regelung, ist sich aber bewusst, dass eine solche heute noch nicht konsensfähig ist. Als Kompromisslösung deshalb die Anregung: «Die Einführung von Tempo 30 nachts über die gesamte Achse AWB wird geprüft.»

Den Engpass vorzeitig sanieren

Die Trottoirs entlang der Strasse Am Wasser weisen Lücken auf. Die problematischste liegt im Bereich des Engpasses zwischen den Häusern 105 und 115. Für den Engpassbereich liegt ein Projekt vor, das bereits das Auflageverfahren durchlaufen hat, zurzeit aber zurückgestellt ist und entgegen früheren Ankündigungen der Stadt frühestens 2021 realisiert wird. Die Anregung lautet hier deshalb: «Aufgrund der für den Fussverkehr und die anliegenden Liegenschaften äusserst problematischen Situation wird eine Sanierung dieses Bereiches zeitlich vorgezogen.»

Schluss mit Schleichverkehr in der Bäulistrasse

Die Bäulistrasse wird, von der Strasse Am Wasser aus, häufig und insbesondere abends als Schleichweg zur Umfahrung des Meierhofplatzes benutzt. Der enge Querschnitt und das fehlende Trottoir sind zudem ein Sicherheitsrisiko. Am Mitwirkungsprozess wurden verschiedene Vorschläge erarbeitet: eine Einbahnregelung in der Tobeleggstrasse; ein Fahrverbot in der Bäulistrasse mit Zubringerdienst; ein Linksabbiegeverbot vom Am Wasser in die Bäulistrasse; die Bäulistrasse sei zu halbieren: auf der Höhe der Grossmannstrasse wäre kein Durchgang mehr. Doch auch in der Gruppe war man sich bewusst: Jeder dieser Vorschläge birgt auch negative Folgen, deshalb lautet die Anregung allgemein: «Weitere Vorschläge zur Verringerung des Schleichverkehrs in der Bäulistrasse werden einbezogen und zusammen mit den vorliegenden Vorschlägen auf ihre Zweckmässigkeit hin überprüft.»

Antworten der Stadt abwarten

Die Stadtverwaltung wird diese und die anderen Empfehlungen nun prüfen, priorisieren und sich im dritten Quartal dieses Jahres zum Stand der möglichen oder nicht möglichen Umsetzung der Forderungen äussern. Wie eingangs erwähnt, hatte der «Höngger» wie alle Medien dazu nur eine knappe Mitteilung erhalten. Die Redaktion wollte darauf von der Medienstelle Genaueres erfahren. «Derzeit sind wir an der Auswertung der Empfehlungen und an der Schlussredaktion des Dokuments. Wir sind bestrebt, dieses bis Ende des Monats in einer definitiven Fassung vorliegen zu haben», beschied Heiko Ciceri, Kommunikationsverantwortlicher der DAV dem «Höngger». Die Redaktionsleitung beschloss deshalb, erst über die definitiven Antworten der Stadt zu berichten und nicht bereits jetzt schon aus dem ihr zugehaltenen Dokument allenfalls unvollständige erste Einschätzungen zu zitieren.

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