Vom Ei zum Küken im Pflegezentrum Bombach

Im Pflegezentrum Bombach ist dieses Jahr schon im Februar ein wenig Ostern: Im Rahmen eines Brutprojekts werden hier seit Mitte Januar 25 Hühnereier ausgebrütet. Nun ist Zeit zum Ausschlüpfen.

Eine Besucherin lernt die Küken kennen.
Neue Mitbewohner für das Pflegezentrum.
Hier wird gebrütet.
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Es regt sich endlich etwas in den beiden futuristischen, eiförmigen Apparaten, die in der geräumigen Cafeteria des Pflegezentrums Bombach auf einem kleinen, mit Hühnermotiven verzierten Tischchen aufgestellt sind. Wo tags zuvor noch 25 unscheinbare Hühnereier in verschiedenen Grössen und Farben lagen, kullern nun plötzlich noch etwas unbeholfen immer mehr nasse und klebrige, braune und weisse Küken zwischen den technischen Apparaturen der Brutautomaten umher. Aufgebrochene Eierschalen liegen neben intakten Eiern, deren Bewohner noch dabei sind, sich mühsam mit ihren kleinen Schnäbeln aus ihren Behausungen zu befreien, während die bereits geschlüpften durch kräftiges Piepsen zu verstehen geben, dass sie auf der Welt angekommen sind. Rührend sehen sie aus, wie sie mühsam ihre Köpfchen heben und immer wieder versuchen, auf die Beine zu kommen, um dann wieder erschöpft für ein paar Minuten einzunicken. Fasziniert verfolgen nicht nur anwesende Bewohnerinnen und Bewohner, sondern auch Gäste und Mitarbeitende den Schlupfvorgang, auf den hier alle schon seit Wochen gewartet haben.

Nach 21 Tagen ist es soweit

Bereits seit 21 Tagen nämlich stehen die beiden Brutapparate schon im Foyer, dort, wo sich die Bewohnerinnen und Bewohner mit ihrem Besuch auf einen Kaffee treffen, die Aussicht geniessen und Zeitung lesen können. Poster an den Wänden illustrieren sowohl den Werdegang der Küken im Ei, als auch den Stammbaum der verschiedenen Hühnerrassen und machen neugierige Zuschauer darauf aufmerksam, dass hier neues Leben entsteht. Entstanden ist das Brutprojekt auf Initiative von Emanuel Christen. Der 60jährige Höngger verfügt über reichlich Erfahrung in der Aufzucht und Pflege von Hühnern, hat er doch einerseits selbst jahrelang eigene Hühner gehalten und organisiert andererseits seit geraumer Zeit Brutprojekte in Schulklassen, Altersheimen und anderen Institutionen. Die Brutapparate und das ganze dazugehörige Equipment stellt er jeweils ehrenamtlich zur Verfügung, ebenso wie die Eier und alles, was die Küken in ihren ersten Lebenswochen benötigen. Mit viel Enthusiasmus und Engagement schaut er täglich im Pflegezentrum vorbei, kontrolliert Wasserstand und Temperatur in den beiden Brutappparaten und bereitet seit Tagen liebevoll das Gehege vor, in dem die Küken nach dem Schlupf leben sollen.

Abwechslung und Auseinandersetzung mit der Natur

«Es ist mir ein persönliches Anliegen, dazu beitragen zu können, die Bewohnerinnen und Bewohner des Pflegezentrums ein wenig auf andere Gedanken zu bringen», erklärt Christen seine Beweggründe. «Die Beschäftigung mit den Tieren lenkt die Menschen hier von ihren Sorgen ab und bringt Abwechslung in ihren Alltag», fährt er fort. Auch Urs Leu, Betriebsleiter des Pflegezentrums, teilt diese Meinung: «Das Brutprojekt sorgt bei den Pflegebedürftigen nicht nur für Kurzweil und neuen Gesprächsstoff, sondern weckt oftmals auch Erinnerungen an früher. Generell empfinden sehr viele den Kontakt zu Tieren als äusserst positiv». Deswegen hat der Betriebsleiter des Pflegezentrums auch sofort zugesagt, als Christen im vergangenen Jahr angefragt hatte, ob es möglich wäre, ein Brutprojekt im Bombach zu starten. Erfahrung hat das Pflegezentrum bereits mit verschiedenen Tieren gemacht – von Hunden, die die Patienten auf den einzelnen Stationen besuchen, über die 2 Katzen, die im Pflegezentrum wohnen, bis hin zu Minipigs, die ebenfalls schon hier vorbeigekommen sind. Sogar Raupen konnten bereits bei ihrer Entwicklung zum Schmetterling begleitet und beobachtet werden. Hühner waren bis anhin jedoch noch nie zu Gast im Pflegezentrum.

Flauschige Küken zum Anfassen

«Das Schöne an Hühnern ist, dass sich hier die Entstehung des Lebens so gut beobachten lässt. Wie aus der scheinbar unbelebten Materie des Eis innerhalb von nur drei Wochen flauschige und äusserst lebhafte Küken entstehen können, das ist immer wieder von Neuem faszinierend», erläutert Christen seine Begeisterung für das Federvieh. «Hühnerküken sind zudem sehr robuste Tiere: Sobald die Küken nach dem Schlupf ein wenig getrocknet sind, können sie auch schon laufen. Bereits nach einem Tag fangen sie an, selbständig Futter und Wasser aufzunehmen.» So dürfen die Küken direkt nach dem Schlupf in ihr neues Zuhause, ein grosszügiges Gehege mit Wärmelampe, Versteckmöglichkeiten und mehreren Futterstationen umziehen. Hier werden sie sich in den nächsten Wochen sicherlich wohlfühlen – und dürfen endlich von den Bewohnerinnen und Bewohnern beobachtet und bewundert und sogar gestreichelt werden. Selbst diejenigen, denen es nicht möglich ist, ihre Zimmer zu verlassen, werden durch das fahrbare Gehege Gelegenheit haben können, die Küken zu bestaunen. In den kommenden Wochen werden sich nun hoffentlich viele spannende und bereichernde Begegnungen ergeben. Und wenn die jungen Hühnchen dann langsam grösser werden und der Kinderstube im Bombach entwachsen sind, wartet bereits der QuarTierhof Höngg als neue Heimat auf sie. Hier dürfen sie sich auf ein hoffentlich langes Leben freuen und das Quartier mit ihren frischen Eiern versorgen. Wer weiss, vielleicht finden sich einige ihrer Eier im nächsten Jahr in einem neuen Brutprojekt an einem anderen Ort wieder?

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