Über den immensen Konsum nachdenken

Nachdenken über den eigenen Überkonsum und Alternativen dazu, ein zugleich gefühlvoller wie mitreissender Gospelchor, eine feine Bündner Gerstensuppe und ein gut frequentierter Verkaufstand von Canto verde – das war der ökumenische Gottesdienst in der Fastenzeit.

Letzten Sonntag luden die beiden Kirchen zu einem gemeinsam gestalteten Gottesdienst in die katholische Heilig- Geist- Kirche ein. Das Thema «Weniger für uns. Genug für alle.» nahm Bezug auf das diesjährige Kampagnenthema von «Brot für alle» und «Fastenopfer».
Anders als sonst fragten die beiden Liturgen, Pfarrer Martin Günthardt und Pastoralassistent Matthias Braun, diesmal weniger, welche Folgen der Überfluss für die Menschen und die Umwelt in den sogenannten Entwicklungsländern hat, sondern wo man sich selbst schadet, wenn man mehr konsumiert, als man wirklich braucht. Zunächst war jede und jeder der über 200 Teilnehmenden aufgefordert, zu überlegen, wovon sie oder er mehr konsumiert, als ihm guttut, und ein entsprechendes Kärtchen aus fünf herumgereichten Körben zu ziehen. Dabei stellt sich heraus, dass für fast alle jüngeren Anwesenden der Internetkonsum die grösste Versuchung ist, gefolgt von Musikkonsum, während bei der älteren Generation der Fernsehkonsum den ersten Platz einnahm, vor tendenziell übermässigem Essen und Trinken.

Sabbat – weniger ist mehr

Ihre Dialogpredigt begannen die beiden Liturgen dann damit, dass sie einander befragten, welche «Überkonsum»-Karte denn der andere genommen habe. Durch die Antworten ergaben sich Parallelen zu der biblischen Erzählung vom «Manna in der Wüste»: Gott versorgt Mose und sein Volk, das durch die Wüste zieht, mit Essen in Form des geheimnisvollen «Manna» – das Besondere daran ist, dass sie davon nur so viel sammeln sollen, wie sie für einen Tag brauchen. Alles, was sie darüber hinaus an Vorräten horten wollen, verfault.
Die Parallelen zum heutigen Überkonsum: Im wörtlichen Sinn sind das jährlich über 30 Kilogramm Nahrung pro Person, die in den Abfall wandert, weil man Nahrung kauft, aber nicht isst.
Immer mehr Beziehungen leiden, weil Menschen nicht bemerken, dass ein «Weniger» des Online-Konsums ein «Mehr» an wirklichem Leben bedeuten würde. So auch, wenn Menschen aus Liebe meinen, ihre Angehörigen mit immer mehr materiellen Gütern versorgen zu müssen, deswegen immer mehr arbeiten und Geld verdienen, dabei aber immer weniger Zeit füreinander haben.
Der Sabbat – die wörtliche Bedeutung heisst «aufhören, beenden», heute ist damit der Sonntag gemeint – erinnert daran, dass weniger Arbeit, Konsum, Business für die Beziehung zueinander und zu Gott eben mehr sein kann.

Gelebte Ökumene

Die Feier wurde vom Gesang der gospelsingers.ch unter Leitung von Tanya Birri getragen. Viele Teilnehmende haben den hingebungsvollen Gesang als Gebet erlebt – die Stimmen der Band erfüllten den Kirchenraum und unterstützten auch den Gemeindegesang. Gemeinsam Gottesdienst feiern, gemeinsam beten, gemeinsam singen und danach noch gemeinsam am Tisch sitzen und eine feine Suppe geniessen: Das ist gelebte Ökumene. Zahlreiche Kirchenbesucher schätzten die Möglichkeit, am Canto verde- Stand Produkte aus fairem Handel und ökologischer Landwirtschaft  zu kaufen. Der rege Zuspruch zeigte, dass dieser Anlass wieder zur ökumenischen Tradition geworden ist.

Eingesandt von Matthias Braun, Pfarrei Heilig Geist

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