Tierische Momente in der katholischen Kirche Höngg

Am Sonntag, den 4. Dezember, spielte der «Musikverein Zürich- Höngg» in der katholischen Kirche auf. Vor vollbesetztem Haus zeigten die rund 70 Musikerinnen und Musiker unter der Leitung von Bernhard Meier wieder einmal ihr Können.

Moderator Marco Galli führte mit viel Witz durch das Konzert.

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Und auch, wer – wie die Schreibende – denkt, fünfzehn Minuten vor Konzertbeginn einzutreffen, sei eine ausreichende Zeitreserve, um noch einen guten Sitzplatz zu finden, wird zuweilen eines Besseren belehrt. Zumindest, wenn der «Musikverein Zürich-Höngg» zu einem Gratiskonzert aufspielt wie am vergangenen Sonntagnachmittag in der katholischen Kirche Höngg. Bis auf den letzten Platz waren die Sitzgelegenheiten hier bereits belegt, und immer noch eilten neue Gäste herbei. Da blieb halt nichts Anderes übrig, als sich mit den übrigen Spätankömmlingen auf den Stehplätzen in den Gängen und der Wand entlang zu arrangieren.

Von Tieren und Menschen

Der Stimmung tat dies jedoch keinen Abbruch. Begeistert empfing das Publikum das grosse Blasorchester des Musikvereins, das wie immer unter der Leitung von Dirigent Bernhard Meier auftrat. Das Motto der beiden Konzerte in der katholischen Kirche – das erste hatte bereits am Freitagabend stattgefunden – lautete in diesem Jahr «Karneval der Tiere». Fünf Stücke aus der Welt der Programm-Musik gab das Orchester während des gut einstündigen Programms zum Besten. Gemeinsam war ihnen allen, so erläuterte Moderator Marco Galli auf seine bekannt charmante Art, dass sie sich, wie der «Karneval der Tiere», musikalisch mit den verschiedensten Tieren und deren Eigenschaften auseinandersetzten oder zumindest den Namen eines Tieres im Titel trugen, wie etwa die Stücke aus den Operetten der «Fledermaus» und des «Vogelhändlers», bei denen es inhaltlich eher um allzu menschliche Probleme geht.

Von den österreichischen Bergen bis zum Berg Ararat

Den Anfang machte die Hönggermusik mit «From Crystals and Eagles» des zeitgenössischen österreichischen Komponisten und Dirigenten Thomas Doss. Das Stück thematisiert den majestätischen Flug eines Adlers durch die kristallklare Alpenluft von Bergspitze zu Bergspitze und lieferte einen gelungenen Auftakt des Konzertnachmittags. Es folgte «El Arca de Noé» von Oscar Navarro, ein Werk des jungen Filmmusikkomponisten, das die Geschichte der Arche Noah behandelt. Witzig führte Moderator Marco Galli in das Thema ein und rezitierte das «Arche-Noah-ABC», in dem in Gedichtform von A bis Z alle Tiere (zumindest diejenigen, die sich aufeinander reimen) aufgezählt werden, die Noah in seiner Arche vor dem Untergang rettet. Ganz deutlich waren diese unterschiedlichen Tiere auch in der musikalischen Umsetzung wieder zu finden, da krochen Klapperschlangen in die Arche, gefolgt von majestätischen Löwen und polternden Elefanten. Die Schiffsglocke ertönte, mit dramatischen, epochalen Klängen folgte die Sintflut, alles gekonnt intoniert vom Höngger Blasorchester.

Pianisten und andere Tiere

Etwas weniger gefährlich ging es anschliessend mit dem zweiten Satz des «Vogelhändlers», der mitreissenden Operette von Carl Zeller aus dem 19. Jahrhundert weiter. Die eingängigen, volkstümlichen Melodien verfehlten ihre Wirkung beim Publikum nicht und liessen selbst die kleinsten Zuhörerinnen und Zuhörer beschwingt im Takt mitwippen. Auch der darauffolgende «Karneval der Tiere» kam nicht nur bei den Erwachsenen gut an: In diesem Stück widmet der Komponist Camille de Saint-Saens jeweils eine der 14 Suiten einer der verschiedenen Tierarten, die am Karneval teilnehmen. Da sind nicht nur Löwen, Hühner, Fische und ein Kuckuck zu hören, sondern auch exotischere Tiere wie Fossilien und gar Pianisten, wie Galli augenzwinkernd erläuterte. Ein interessantes Detail zum «Karneval der Tiere» ist die Tatsache, dass der Komponist zu Lebzeiten nicht wollte, dass die Suiten aufgeführt werden, weil er angesichts des populärmusikalischen Charakters des Stücks um seinen Ruf als seriöser Komponist fürchtete. Aus heutiger Sicht erscheint diese Sorge völlig ungerechtfertigt, erfreut sich Saint-Saens doch gerade und vor allem wegen dieses Stückes heute noch grosser Beliebtheit.

Kollekte für exotische Tiere

Den Abschluss des Konzerts schliesslich machte ein Auszug aus der bekannten Operette «die Fledermaus» von Johann Strauss. Noch einmal zog das mit grosser Leidenschaft aufspielende Orchester alle Register seines Könnens und entliess sein Publikum anschliessend gut gelaunt in den zweiten Advent – allerdings nicht ohne dem Wunsch der begeisterten Gäste nach einer kleinen Zugabe zu entsprechen. Einzig auf die Kollekte wies Galli zu guter Letzt noch kurz hin, die verständlicherweise notwendig sei, «um all die auf der Bühne versammelten exotischen Zootiere ernähren zu können», dann verabschiedeten sich diese endgültig in den wohlverdienten Feierabend. Die Konzertbesucherinnen und -besucher hingegen durften sich im Foyer der Kirche noch mit einem von der Zunft Höngg gesponserten Glas Glühwein und einem leckeren, selbstgebackenen Weihnachtsguetzli stärken, bevor sie, mit der einen oder anderen «tierisch-schönen» Melodie im Ohr, den Heimweg antraten.

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