Tag der offenen Weinkeller

Es verspricht ein gutes Jahr zu werden für die Winzer. Nach einem kalten März und einem sonnigen April gedeihen die Reben hervorragend.

Bei Obstbauer Wegmann geht man nicht nur mit leckeren Weinen nach Hause.
Wieso gibt es eigentlich keine fixe Weinbar am Chillesteig, Nando Oberli?
Geschäftsführer Walter Zweifel stösst mit dem Team der Firma «melt» auf den gelungenen Umbau und die neue Laube an.
Hund Lara (unter dem Tisch) geniesst die gute Gesellschaft am Chillesteig.
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Der 1. Mai mitten in den Frühlingsferien und noch dazu an einem Dienstag: Keine besonders guten Voraussetzungen für einen gigantischen Ansturm am Tag der offenen Weinkeller. Dennoch strahlt Jung-Winzer Nando Oberli vom Städtischen Rebberg Höngg unter dem Dach seiner Bar am Chillesteig über das ganze Gesicht. Immerhin schont es am Nachmittag und die Wolkendecke reisst manchmal sogar ganz auf. Auf den Bänken haben es sich ein paar Gäste bequem gemacht und geniessen die Aussicht. Etwas weiter unten sorgen die drei Schweinchen vom Juchhof für fröhliches Juchzen bei den Kindern. Eine Gruppe junger Gäste mit Kind kredenzen gerade eine Flasche Weissen – sie wussten gar nicht, dass im ganzen Kanton und darüber hinaus «Tag der offenen Weinkeller» sei. Nur ein kurzer Besuch ohne Weinprobe – der «Höngger» steckt mitten in der Produktion – dann geht es ins Frankental zum Obsthaus Wegmann. Dort brutzelt bereits der Raclette-Käse, der grosse Ansturm käme aber wohl erst gegen drei Uhr. Den Reben gehe es sehr gut, aber der heisse April sei für das Obst potenziell gefährlich. «Der Feuerbrand, eine Pflanzenkrankheit, die durch ein Bakterium verbreitet wird, liebt es heiss und feucht. Steigen die Temperaturen über 27 Grad, braucht es nicht einmal mehr Feuchtigkeit, um sich zu vermehren», erklärt Daniel Wegmann. «Wir mussten den ganzen Monat aufpassen wie die Heftlimacher, aber es wird sich erst in zwei Wochen herausstellen, ob das Bakterium überlebt hat oder nicht». Des einen Freud ist des anderen Leid, so scheint es. Aber grundsätzlich ist man auch im Frankental guter Stimmung, und schwärmt von der Blütenpracht der vergangenen Tage.

Neue Laube bei Zweifel

Eine kleine Überraschung wartet im Zweifel Vinarium auf die Besucher. Der grosse Umbau ist zwar noch im Gange, aber der Weinladen erstrahlt bereits in neuen, warmen Rot- und Holztönen. In einer Ecke gibt es eine Laube, an der aus alten Barrique-Fässern gezimmerten Bar schenken charmante Mitarbeiter ein Glas Wein aus, es gibt auch eine Kleinigkeit zu essen. Dank der warmen Temperaturen hätten die Reben einen Vorsprung im Vergleich zum 10-Jahres-Durchschnitt, sagt Önologe und CEO der Zweifel Weine & Co. AG Urs Zweifel. Sozusagen ein Kontrastprogramm zu letztem Jahr, als ein Frost im April die Ernte vieler Bauern zerstörte. «Entsprechend wenig Wein gibt es vom letzten Jahr, aber die, die es gibt, sind sehr gut», erzählt er. Weissweine seien eine Rarität, Spezialitäten wie Sauvignon blanc, Chardonnay und Räuschling ohnehin. Gemütlich ist es hier, gerne würde man noch einen Feierabend-Apéro einnehmen, aber die Pflicht und die Zeitung rufen. Trotz Eile ist es zu spät, im WeinArt einzukehren, dort wurden die Lichter bereits gelöscht. Schade, aber nächstes Jahr fällt der 1. Mai auf einen Mittwoch. Mittwochs hat die Autorin manchmal frei, da bleibt dann auch Zeit für ein Gläschen.

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