Stadt setzt auf subventionierte Betreuungsplätze

Abgeleitet aus den «Strategien Zürich 2035» hat der Stadtrat im Oktober 2015 sechs Strategie-Schwerpunkte festgelegt, darunter die Schliessung der Lücken bei der Kinderbetreuung. Erklärtes Ziel: Bis spätestens 2020 sollen alle anspruchsberechtigten Familien einen subventionierten Kita-Platz erhalten.

Licht, Platz und kuschelige Ecken braucht es, damit sich Kinder wohlfühlen – wie hier in der «Schiguna» am Tobeleggweg.

Gemäss dem «Report Kinderbetreuung» standen in der Stadt Zürich im Jahr 2016 9600 Betreuungsplätze für Kinder im Vorschulalter zur Verfügung, angeboten wurden sie von rund 300 privaten Kitas, die Stadt selber stellte zwölf zusätzliche Kindertagestätten. Erstmals seit Beginn der Datenerhebungen im Jahr 1991 schaffte die Versorgungsquote, also die Anzahl der Betreuungsplätze im Verhältnis zur Anzahl Kinder im Vorschulalter, die 70-Prozent-Hürde und erreichte 72.8 Prozent. Damit gilt die Nachfrage als gestillt, die Stadt war ihrem Ziel, mehr Menschen Zutritt zum Arbeitsmarkt zu verschaffen, einen Schritt näher gekommen. Es gab allerdings noch ein Problem: Die Kontingentierung der subventionierten Krippenplätze führte dazu, dass nicht alle Eltern mit Anspruch auf Vergünstigungen auch in deren Genuss kamen. Die Lösung: Die Aufhebung der Kontingente.

Subventionierte Plätze für alle

2016 wurden 3600 Plätze und damit 40 Prozent aller Betreuungsplätze in Kindertagesstätten von der Stadt Zürich subventioniert, bei den Tagesfamilien waren es sogar 90 Prozent aller Betreuungsstunden. Die Unterstützung der Eltern ist der Stadt rund 70 Millionen Franken wert. «Unsere Überzeugung ist es, dass es sich lohnen soll, arbeiten zu gehen», sagt Heike Isselhorst vom Sozialdepartement der Stadt Zürich. «Längerfristig zahlt es sich aus, wenn Menschen erwerbstätig bleiben und ihre Arbeitsmarktfähigkeit so erhalten». Für einkommensschwache Familien macht es oft keinen Sinn, dass beide arbeiten, weil die Kosten für die Kinderbetreuung das zusätzliche Einkommen übersteigen. Diesem Missverhältnis will die Stadt mit dem Strategieschwerpunkt «Lücken in der Kinderbetreuung schliessen» nun entgegenwirken. Mit der Aufhebung der bisher geltenden Kontingente sollen bis im Jahr 2020 620 zusätzliche subventionierte Kita-Plätze geschaffen werden. 2017 bewilligte der Gemeinderat dazu die Teilrevision der Verordnung über die familienergänzende Kinderbetreuung und gewährte zuvor bereits den Zusatzkredit, damit künftig allen anspruchsberechtigten Familien ein subventionierter Krippenplatz zur Verfügung steht.

Kritik vom Verband

Der vom Verband Kinderbetreuung Schweiz «kibesuisse» eingereichten und von 25 Krippen mitunterzeichneten Empfehlung zur Überarbeitung der Teilrevision wurde nicht Folge geleistet. Der Verband hatte unter anderem kritisiert, dass der neue Tagessatz von 120 Franken zwar höher sei, aber für weniger Tage pro Jahr und eine begrenzte Tagesöffnungszeit von 11.5 Stunden entrichtet werde. Isselhorst weist darauf hin, dass mit dieser maximalen Stundenzahl dem Angebot von rund 75 Prozent der Krippen in der Stadt Zürich entsprochen werde. Auf den Vorwurf, dass die städtischen Kitas rund 30 Prozent höhere Vollkosten generieren können und deshalb in der Lage seien, höhere Löhne zu zahlen, entgegnet sie, dass die Kitas der Stadt Zürich zwar tatsächlich im Schnitt 14 Prozent teurer seien, dies aber nicht in erster Linie auf höhere Löhne zurückzuführen sei. Vielmehr hätten die städtischen Kitas aufgrund des Mangels an qualifiziertem Personal in der Kinderbetreuung seit dem Jahr 2013 durchgängig Praktikums- durch Ausbildungsstellen ersetzt, was zu höheren Personalkosten führt. Ausserdem seien die Mietkosten der städtischen Kitas wegen teilweise alter Raumstrukturen um einiges höher als die in den Richtlinien festgelegten 25 Franken pro Quadratmeter. Letzteres trifft wohl auch auf die meisten privaten Kitas der Stadt zu. Ausserdem könnte man durchaus umgekehrt argumentieren, und sagen, dass die Krippen auf Praktikanten zurückgreifen müssen, weil die bezahlten Tarife nicht für mehr reichen.
Die revidierte Verordnung trat per 1. Januar 2018 in Kraft, und das Sozialdepartement vermeldete bereits im November erste positive Auswirkungen: Die Anzahl der subventionierten Kita-Plätze habe sich erhöht, und auch der administrative Aufwand habe sich durch die elektronischen Vertragsabwicklungen reduzieren lassen. Etwas mehr als 80 Prozent der Kitas habe einen Subventionskontrakt mit der Stadt. Das Ziel, die Lücke in der Kinderbetreuung zu schliessen, soll bereits Ende 2018 realisiert sein.

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