Sinfonische Klänge zum Jahresauftakt

Am Sonntag, 28. Januar, gab die Sinfonietta Höngg ihr Winterkonzert im reformierten Kirchgemeindehaus. Unter dem Titel «Grand Opéra» gaben sie Bekanntes und weniger Bekanntes von Mozart, Bizet und Gounod zum Besten.

Unter der Leitung von Dirigent Emanuel Rütsche überzeugte Sopranistin Martina Hofmann unter anderem als Zerlina aus Don Giovanni.

Für die Freunde der Sinfonietta Höngg beginnt das kulturelle Jahr jeweils Ende Januar, wenn das traditionelle Winterkonzert des Orchesters auf dem Programm steht. In diesem Jahr stand der musikalische Abend unter dem Motto «Grand Opéra» und präsentierte Themen aus einigen der bekanntesten Opern Mozarts wie «Don Giovanni» und «Figaros Hochzeit», zudem Auszüge aus «Carmen» von Georges Bizet und die etwas weniger gängigen Werke von Charles Gounod. Mehr als 200 Gäste wollten sich diese akustischen Leckerbissen nicht entgehen lassen und fanden sich an diesem frühen Sonntagabend im Kirchgemeindehaus ein, um sich für zwei Stunden in die Welt der Opern und Sinfonien entführen zu lassen und sich das Ergebnis der monatelangen Vorbereitungen und Proben ihres Höngger Klassik- Orchesters zu Gemüte zu führen.

Heitere Schäferstündchen, Liebesarien und eine fast vergessene Sinfonie

Der Abend begann heiter, mit einem Auszug aus «Les petits riens», einem Ballett von Mozart, das dieser 1778 im Auftrag eines Choreographen komponiert hatte. In der Geschichte, die hinter dem Ballett steht, versuchen ein paar freche Schäferinnen und Schäfer, den Liebesgott Amor auszutricksen. Überzeugend gaben die Sinfoniker, die an diesem Abend – wie gewohnt unter der Leitung ihres Dirigenten Emanuel Rütsche – in einer etwas vergrösserten Besetzung mit 44 Musikerinnen und Musikern aufspielten, hier das kokette Geplänkel der Schäferinnen mit dem Liebesgott mit seinen fröhlichen und munteren Melodien zum Besten. Es folgten die bekannten Arien der Zerlina «Vedrai, Carino» und «Batti, batti, o bel Masetto» aus Mozarts Oper «Don Giovanni», in denen das Bauernmädchen seinen eifersüchtigen Bräutigam zu überzeugen versucht, dass sie zu ihm gehört. Die Solistin und Sopranistin, Martina Hofmann, lieferte mit diesen beiden Liedern einen ersten beeindruckenden Beweis ihres Könnens. Mit dem nächsten Werk, der Sinfonie 1 in D- Dur von Charles Gounod, brachte das Orchester ein relativ selten gespieltes Stück des französischen Komponisten aus dem 19. Jahrhundert zur Aufführung. Viele der Arbeiten Gounods, der seinerzeit ein geschätzter Komponist war, sind – zumindest was das breite Publikum betrifft – weitgehend in Vergessenheit geraten. Bekannt sind heute vor allem noch sein «Ave Maria», eine Auseinandersetzung mit Bachs Präludium Nr. 1 sowie die Opern-Version von Goethes «Faust», während die anderen Werke kaum mehr Beachtung finden – zu Unrecht, wie die Sinfonietta an diesem Abend bewies. Die eingängigen schwungvollen und fast tanzbaren Melodien vermochten das Publikum zu erfreuen und sorgten im lebhaften «Alegretto moderato» angesichts der vergnügten Partitur gar für einige Lacher.

Die grossen Werke der Operngeschichte

Der zweite Teil des Konzerts präsentierte mit den Arien des Cherubino aus der «Hochzeit des Figaro» und derjenigen der Micaela aus «Carmen» wiederum einige der bekanntesten Werke klassischer Opernmusik. Souverän meisterte Martina Hofmann auch diese anspruchsvollen Stücke, scheinbar mühelos und mit sichtbarer Freude, die wunderschönen Melodien präsentieren zu können. Viel Enthusiasmus und Begeisterung zeigte auch Rütsche in seiner Leitung, der zuweilen so schwungvoll dirigierte, dass es fast schien, als säe er mit seinen Handbewegungen die musikalischen Fragmente in seinem Orchester. Die Musikerinnen und Musiker ihrerseits dankten ihm seine Leidenschaft mit hochkonzentrierter und präziser Arbeit, so dass kaum zu erkennen war, dass es sich bei ihnen um Amateur-Musiker handelte. Einen der Höhepunkte und gleichzeitig fast schon Abschluss des Konzerts stellte dabei eindeutig der bekannte und beliebte Marsch der Stierkämpfer, «Les Toréadors», von Bizet aus der Oper Carmen dar. Dieses temperamentvolle und temporeiche Stück wurde von den Höngger Sinfonikern gekonnt intoniert und erntete zu Recht frenetischen Applaus. Auch die anschliessende «Juwelen-Arie» «Ah, je ris de me voir si belle en ce miroir» aus Gounods «Faust», in der Margarethe sich mit den Juwelen schmückt, die sie von ihrem heimlichen Verehrer geschenkt bekommen hat und sich anschliessend im Spiegel betrachtet, wurde vom Publikum mit begeisterten Bravo-Rufen belohnt.

Dankbares Publikum und ein Wiedersehen im Juni

Natürlich wurden die Musikerinnen und Musiker nach einem derartigen Finale nicht so ohne weiteres in den Feierabend entlassen und durften dem begeisterten Publikum noch zwei Zugaben zum Besten geben, bevor sie sich endgültig verabschiedeten. Zum Abschluss lud das Orchester seine Gäste noch zu einem von der Höngger Firma «Terra Verde» gesponserten Apéro ein und gab ihnen so Gelegenheit, sich über das Gehörte auszutauschen. Die Mühen der Proben, so war sich das Publikum einig, haben sich ganz offensichtlich gelohnt – nun kann mit der Arbeit für das Sommerkonzert begonnen werden. Und wer selbst gerne aktiv mit dabei sein möchte, wenn wieder einmal ein grosser klassischer Abend in Höngg ansteht, der darf sich jederzeit melden – vor allem bei den Violinen könnte die Sinfonietta noch Verstärkung gebrauchen.

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