Sendeschluss bei TV-Reding – doch nur für kurze Zeit

Fast auf den Tag genau vor 20 Jahren fand eine wohl einzigartige Zügelaktion statt: Hans Reding zog mit seiner Firma TV Reding mit dem Tram vom Lochergut nach Höngg. Nun zieht es ihn weiter − in die Pension.

Hans Reding vor zwanzig Jahren, bereit für das Zügeln nach Höngg. 
150 Helfer beluden damals die beiden Anhänger professionell. 
Hans Reding heute, kurz vor seiner Pensionierung.
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Hans Reding hat das Leben in Höngg während der letzten 20 Jahre über den perfekten Fernsehempfang hinaus geprägt. So fiel zum Beispiel auf, dass er über viele Jahre für die Tombola des Wümmetfäschts immer den Hauptpreis stiftete und auch im «Höngger» das eine oder andere edle Gerät verloste. «Gewinne», so Reding, «sollen immer etwas Rechtes sein. Überdies ist ein Hauptpreis die beste Werbemöglichkeit und als lokaler Geschäftsmann sollte man Anlässe vor Ort auch unterstützen. So war es für mich auch keine Frage, zur Eröffnung des Weinweges die Musikanlage zu stellen: Wir investierten etwas Zeit und schon war das Dorfleben unterstützt.» Doch Redings unkonventionelle Denkweise zeigte sich auch an speziellen Firmenfesten, die immer sehr beliebt waren, und ein erstes Ausrufezeichen hatte er bereits bei seinem Firmenumzug per Tram vom Lochergut nach Höngg: Als er die VBZ damals anfragte, ob so etwas möglich wäre, hielt man ihn für verrückt – erst der Pressechef erkannte, welche PR-Chance sich bot und stellte einen Triebwagen mit Anhängern bereit. Doch mit dem ungewöhnlichen Zügelfahrzeug nicht genug, lud Reding seinen ganzen Bekanntenkreis ein, um beim Zügeln zu helfen. So versammelten sich dann 150 Personen am 26. März um Mitternacht im Geschäft im Lochergut, luden alles ein, fuhren an die Limmattalstrasse 124, luden wieder aus und um 4 Uhr in der Früh war alles geschafft, was mit einem Imbiss angemessen gefeiert wurde. Die Jahre in Höngg waren für TV-Reding erfolgreich. Im Hauptgeschäft wurden die gängigen TV-Marken verkauft und Geräte aller Hersteller repariert. 2001 eröffnete Hans Reding im Haus nebenan «Bang & Olufsen Höngg», wo ausschliesslich die Liebhaber der dänischen Edelmarke betreut wurden. 2009 − Hans Reding begann sich langsam Gedanken um seine Pensionierung zu machen − verkaufte er das B&O-Geschäft an die Bosshard Home-Link AG, welche bereits in Embrach und am Hegibachplatz Standorte betreibt, und konzentrierte sich wieder auf seine Stammmarken und den Service.

Pensionsalter überzogen

Nun, bereits zwei Jahre über dem offiziellen Pensionsalter, zieht sich Hans Reding ganz zurück und Bosshard Home-Link AG übernimmt auch sein Stammgeschäft. Geschäftsführer Philipp Steffen wird nach dem geplanten Umbau Redings Geschäft unter neuem Namen, aber in dessen Sinn weiterbetreiben, inklusive der TV-Werkstatt unter der Leitung des langjährigen Mitarbeiters Stefan Abegg. Nach so vielen Jahren ist ihm bewusst, dass er in Höngg noch lange angesprochen werden wird: «Wenn dann jemand noch ein Problem hat, kann ich gut auf meine Nachfolger verweisen, da wird alles weiterhin in meinem Sinn erledigt. Und wenn mal Not am Mann ist, stehe ich gerne noch zur Verfügung.» Gefragt, was denn dieser «Reding-Sinn» sei, lacht der angehende Pensionierte herzlich, antwortet dann aber eher nachdenklich: «Wir haben zwei Aufgaben: Jene Kunden gut zu betreuen, denen Beratung, hochwertige Produkte und Dienstleistungen den entsprechenden Preis wert sind. Unsere andere Aufgabe hat manchmal fast sozialen Charakter: Wir helfen jenen Leuten, die aus anderen Gründen die Hilfe von uns Fachleuten brauchen. Sei es, weil sie technisch zu wenig versiert sind oder zum Beispiel nicht mehr aus dem Haus können. Da wird man nicht immer reich – aber wir bedienten immer alle und halfen weiter. Dies ist der Sinn des Fachgeschäftes, wie ich ihn verstehe.» Schmunzelnd erinnert er sich, wie ihm einst eine Pfarrerin sagte, dass die Menschen ihn, den Fernsehfachmann, oft näher in ihren Sozialbereich liessen als die Seelsorger – zum Beispiel eben bis ins Schlafzimmer, weil dort der TV steht und Sender eingestellt werden müssen. Reding bestätigte ihr, dass man so oft nahe an die Menschen und ihre anderen Sorgen herankomme. Zurückblickend auf insgesamt 51 Berufsjahre stellt für Hans Reding der Wechsel vom Schwarzweiss- zum Farb-Fernsehen den grössten Wechsel dar. «Damals, 1966, arbeitete ich nach der Rekrutenschule bei Philips im Welschland. Da wurde der erste Farbfernseher aus Frankreich angeliefert, mit dem man das erste Programm in Farbe betrachten konnte, das natürlich auch aus Frankreich ausgestrahlt wurde. ‹Monsieur Jean›, wie man mich dort nannte, durfte täglich das grosse Gerät in Betrieb nehmen, die Antenne einrichten und den Leuten die Farbfilme zeigen.» Wie ein Wunder habe man das empfunden. Als Reding dann mit 23 sein eigenes Geschäft eröffnete, da kostete ein Farbfernseher 3000 Franken: «Nach jedem Verkauf ging ich mit meiner Frau zur Feier auswärts essen – also rund ein Mal pro Monat.» Vergangene Zeiten – heute geht es bereits um dreidimensionales Fernsehen und an den Wänden hängen Flachbildschirme. Reding indes will sich nun bald wieder mehr Zeit nehmen für altersgerechten Sport: «Seit Jahren gehe ich mit zwei Freunden Fahrradfahren, bis vor einiger Zeit noch bei jedem Wetter, das ganze Jahr – bis einer von uns dann mal auf dem Eis stürzte. Seither gehen wir im Winter zu Fuss. Und wieder mehr in die Berge, das kam die letzten Jahre auch zu kurz», freut er sich.

 

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