«Quartierwandel» lockte viele Nicht-Höngger an

Am Donnerstagabend, 7. Mai, fand der von den Sozialen Diensten der Stadt Zürich organisierte «Quartierwandel» durch den Rütihof statt. Am Rundgang wollten vor allem Leute aus anderen Stadtteilen mehr über den jungen Quartierteil erfahren.

Für einmal sassen nicht Jugendliche vor dem blauen «Kasten», sondern Erwachsene, die Patrick Bolle vom GZ Höngg/Rütihof (links) zuhören.
Die ASIG-Siedlung ist gross – ein spezielles Gefühl für Nicht-Höngger, hier durchzulaufen.
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Kurz nach 18 Uhr an der Busendstation Rütihof: Knapp 30 Frauen und Männer lauschen den Worten von Ursula Pérez und Andrea Rüegg. Sie vertreten die Quartierkoordination der Stadt Zürich und führen die Besucher durch den Rütihof. «Quartierwandel heisst der Anlass durch verschiedene Quartiere, weil man gemütlich durch ein Quartier wandelt – es werden neue Gegenden kennengelernt, Angebote der Sozialen Dienste und der Soziokultur vorgestellt und vielleicht auch neue Bekanntschaften geknüpft», so Andrea Rüegg, Ansprechperson für Höngg und Wipkingen. Bereits das vierte Jahr werden die «Quartierwandel» durchgeführt, und immer sind sie gut besucht. Möchte man teilnehmen, so muss man sich dafür anmelden.

Aus dem einstigen Weiler entstand Wohnraum für 3400 Menschen

Andrea Rüegg erzählt, dass um 1900 herum die Kinder der Bauern im Weiler Rütihof nach Engstringen zu Fuss in die Schule gehen mussten, und dass dieser Quartierteil Hönggs erst in den 70er-Jahren wirklich entstand – dann aber rasant. So dominieren heute grosse Überbauungen den Rütihof, und doch fühlt man sich fast wie auf dem Land, obwohl um die 3400 Menschen in diesem Teil Hönggs leben. Das ländliche Gefühl macht das viele Grün rundherum aus, was die Bewohner – darunter viele Familien – zu schätzen wissen.
Die erste Station der Führung ist das Gemeinschaftszentrum Höngg/Rütihof, welches in der Schüür an der Hurdäckerstrasse 6 ansässig ist. Patrick Bolle, stellvertretender Betriebsleiter, erzählt vom Programm in der Schüür, so etwa von der Warzenbesprechung an Vollmondtagen: «Einmal im Monat ist eine Frau da und spricht zu den Warzen der Besucher, die in Scharen kommen – und es scheint zu wirken, die meisten Warzen verschwinden!». Das Publikum lacht, und Patrick Bolle gibt zu, zuerst selbst nicht daran geglaubt zu haben: «Aber es klappt!».

Vom Bauspielplatz zum QuarTierhof Höngg

Weiter geht es in der Abendsonne zum Bauspielplatz Rütihütten, den die «Quartierwandelnden» durch die Umzäunung hindurch in Augenschein nehmen. «Pro Jahr hat der 2006 eröffnete Bauspielplatz um die 1250 Besucher, und pro Jahr werden um die 826 Stunden Freiwilligenarbeit geleistet», so Andrea Rüegg. Auch auf den geplanten Velopark Höngg auf der Parzelle neben dem Bauspielplatz geht sie ein: Spruchreif sei noch nichts, man sitze zurzeit am Runden Tisch.
Es folgt der Gang durch die riesige ASIG-Siedlung zum «Kasten» bei den Ringling-Baugestecken, wo die Höngger Jugend ihre Abende verbringt. Der Schulsozialarbeiter Daniel Hänggi berichtet, dass er für rund 650 Kinder die Ansprechperson sei – zusammen mit 62 anderen Schulsozialarbeitenden, die es stadtweit gibt. Er werde oft von Kindern und Jugendlichen aufgesucht, die seinen Rat und seine Hilfe bräuchten.
Ebenfalls um Kinder und Jugendliche geht es im Wohn- und Tageszentrum Heizenholz, wo Antoinette Haug, Gesamtleiterin, Spannendes über die Gründe der Platzierung im Heim und den Tagesablauf schildert. «Als das Kinder- und Jugendwohnheim 1972 hier gebaut wurde, gab es sonst nicht viel, und man nannte sie ‚Kinderfabrik‘ – heute ist ein richtiges Quartier entstanden, und von Fabrik ist keine Rede mehr.»
Die letzte Station, der QuarTierHof Höngg, wartet bereits mit einem Apéro, doch zuerst wollen die vielen Kaninchen in ihrer vorbildlichen, artgerechten Gruppenhaltung, die Hühner auf der Wiese mit ihrem neuen Heim, einem umfunktionierten Bauwagen, und die aufgeweckten Zwergziegen bewundert werden. Kathrin Schmocker Rieder, Vereinspräsidentin des QuarTierHofs Höngg, erzählt, dass freiwillige Kinder, Jugendliche und Erwachsene sich in Gruppen um die Tiere und den Hof kümmern. Einige neue Obstbäume wurden gepflanzt, ältere Bäume fachgerecht geschnitten, so dass sie wieder kräftig wachsen können – wachsen soll auch die Mitgliederzahl des Vereins, denn Ideen sind viele vorhanden, so etwa ein Bienenhaus.
Beim Apéro unterhalten sich die Besucher angeregt miteinander, und man wird sich bewusst, wie wichtig das Zusammenleben und Zusammenhalten doch ist – und wieviel es einem geben kann.

Die nächsten Quartierwandel im Rütihof finden am Samstag, 30. Mai, um 14 Uhr sowie am Dienstag, 15. September, um 18 Uhr statt. Anmelden kann man sich unter www.stadt-zuerich.ch/quartierwandel.

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