Premiere: Mehr als gelungen

Vergangenen Samstag lud der Musikverein Zürich-Höngg zum traditionellen Märzkonzert. Der Konzertsaal 3 der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) auf dem Toni-Areal verlieh dem Orchester die perfekte Akustik, die es verdient.

Volle Konzentration, aber den Spass dabei nie vergessen. Das Blasorchester bei der Vorprobe.
Impressionen vom Märzkonzert des Musikvereins Zürich-Höngg
Impressionen vom Märzkonzert des Musikvereins Zürich-Höngg
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Bernhard Meier, Musiklehrer an der Musikschule Konservatorium Zürich und seit 2003 Dirigent des Musikvereins Zürich-Höngg, bittet die Musikerinnen und Musiker noch ein letztes Mal um Konzentration. Geprobt hat das Orchester bereits am Morgen, nun werden die Instrumente noch einmal gestimmt. Immer wieder lässt Meier die Waldhornbläser, Posaunisten, Querflötisten, Klarinettenspieler und andere Bläser dieselbe Note wiederholen, bis der Ton exakt stimmt. Meier ist streng, aber auch humorvoll. «Er ist konsequent und sagt einem auch, wenn man etwas nicht gut gemacht hat. Aber es ist eine positive Strenge, und bei über 70 Menschen auf der Bühne geht es nicht ohne Disziplin», verrät Vereinspräsident Christian Bohli, als bereits die ersten Gäste eintreffen. «Ich bin sehr zufrieden», lobt der Dirigent das Orchester, «es klang <wie richtig>», fügt er mit einem Augenzwinkern hinzu. Tiefstapeln nennt man das, immerhin hat sich die «Hönggermusik» im letzten Jahr anlässlich des 34. Eidgenössischen Musikfestes in Montreux den fünften Platz in der Kategorie Konzertmusik Harmonie 1. Klasse sowie den ersten Platz in der Kategorie Parademusik erspielt. Dennoch, dieser Auftritt ist besonders: Zum ersten Mal spielt das Orchester in einem Saal, der explizit für solche Konzerte eingerichtet wurde und der durch eine ausgezeichnete Akustik besticht. «Wir üben an der ETH in einem Hörsaal. Es gibt in Zürich nicht viele Musiksäle, und das Kongresshaus oder die Maag Event Hall sind zu gross für uns», erzählt Christian Bohli. Der «Proberaum» am Hönggerberg wird demnächst renoviert und das Orchester sucht eine Übergangslösung. Die reformierte Kirche hat verdankenswerterweise bereits ihren Saal angeboten.

Geschichten und Geschichte

Der Konzertsaal ist bis zum letzten Platz besetzt, als die Musikanten auf der Bühne ihre Positionen beziehen. Das Thema des Abends lautet «Mistery and History», Legenden und Geschichte, oder «harte und alternative Fakten», wie Rahel Christen dem Publikum erklärt, nachdem der erste Applaus abgeebbt ist. Sie und Marco Galli führen charmant durch den Abend und beweisen viel Moderations- und sogar Gesangstalent. Das Eröffnungsstück «Ponte Romano» des belgischen Komponisten und Dirigenten Jan Van der Roost hat Bernhard Meier bei seinem Amtsantritt ins Repertoire aufgenommen. Es ist ein starker Auftakt und das Höngger Blasorchester zieht von Anfang an alle Register. Das anschliessende Stück «Vesuvius» erzählt die Geschichte des Vulkans Vesuv, der 79 nach Christus die Städte Pompeji und Herculaneum zerstörte. Komplexe Rhythmus- und Tonlagenwechsel beschreiben die aufgewühlte Stimmung, die Musikerinnen und Musiker begeistern mit ihrem präzisen und leidenschaftlichen Spiel. Welche Freude den Perkussionisten dabei zuzusehen, wie sie behände zwischen Rassel, Tamburin und anderen Instrumenten wechseln. Das letzte Stück vor der Pause, «The Island of Light» von José Alberto Pina besteht aus drei Sätzen und erzählt die Legende von Xoroi, der nach einem Piratenüberfall auf der Insel Menorca zurückgelassen wird und sich mit einer Frau und bald zahlreichen Kindern in einer Höhle einrichtet. Die Schönheit der klassischen Musik liegt darin, dass bereits der erste Klang ganze Welten im Kopf entstehen lässt. Diese Reise führt über steile Felsenküsten, die tief ins Meer hinabfallen und weite, frühlingshafte Landschaften. Als im dritten Satz die Riesen aufmarschieren, hat das Gänsehaut-Potential. Der Höngger Musikverein entfaltet sich in diesem Saal in seiner ganzen Pracht.

Nicht nur Robin Hood erobert Herzen

Nach der Pause geht es etwas bekömmlicher, aber nicht weniger professionell weiter mit «The Phantom of the Opera» von Ausnahmetalent Andrew Lloyd Webber und «Out of Africa» von John Barry, beide arrangiert von Johan de Meij. Die Melodien scheinen bekannt zu sein und animieren manchen zum Mitsummen. Das letzte Stück des offiziellen Programms stammt aus dem Soundtrack des Films «Robin Hood» aus dem Jahre 1991. Sofort sieht man vor dem inneren Auge einen Kevin Costner zu seinen besseren Zeiten, als «König der Diebe» durch den Sherwood Forest streifen, erst die Pferde und dann das Herz der Lady Marian stehlen. Am Ende des Abends, der trotz Zugabe viel zu schnell vorüber war, hat auch der Musikverein Zürich-Höngg nicht nur ein Herz erobert. Vielen Dank.

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