Pokernacht im «Hinterzimmer»

Wenn in Zeitungen über Pokerspiele in Hinterzimmern von Restaurants berichtet wird, dann meistens deshalb, weil die Polizei einen illegalen Spielclub ausgehoben hat. Hier nicht.

Hier ging es erst ums Üben, erst später wurde mit allen Tricks um das Rennrad im Hintergrund gepokert.

Im Restaurant Limmatberg, Osteria da Biagio, ging letzten Donnerstag alles ganz legal zu und her, als Robert und Tiziana Werlen von He-Optik am Meierhofplatz zum Spiel eingeladen hatten. Zweimal jährlich bedanken sie sich so bei ihrer Kundschaft, und nach einem Herren- und einem Damenabend letztes Jahr war nun die gemischte Runde am Pokertisch angesagt. Gespielt wurde mit geschenkten Spielchips um ein Nasen- und ein echtes Velo, einen rassigen Renner, und weitere Preise.

Mitgehen, aussteigen oder gleich «all in»?

Im Saal des Limmatbergs standen zwei echte Pokertische bereit, aufgebaut und säuberlich bestückt von der Pokeracademy, einer Firma, die sich auf solche Privat- oder Firmenanlässe spezialisiert hat. Geschäftsführerin Claudia Chinello und einer ihrer Mitarbeiter sassen bereit, um den meist unerfahrenen Gästen Spiel und Regeln zu erklären. Gespielt wurde «Texas hold’em». Bei dieser Variante erhält jeder am Tisch zwei Karten, die nur er oder sie anschauen darf und die dann mit den zuerst drei und bis zum Spielende fünf offen auf dem Tisch liegenden Karten zu einer möglichst guten «Hand» kombiniert werden sollen. In Proberunden wurde geübt, wann man besser «checken», also das Setzen zuerst an den nächsten Spieler weitergeben soll – oder soll man doch gleich setzen? Wenn ja, wie viel? Und der nächste fragte sich weiter: «call» – also mitgehen? Vielleicht sogar erhöhen, oder gleich aufs Ganze gehen und, «all in», alle vorhandenen Chips riskieren? Oder doch aussteigen? Fragen über Fragen, und in den Proberunden waren sie noch erlaubt und wurden geduldig beantwortet. Schon jetzt war die Stimmung angespannt wie an echten Pokerturnieren. Wer hat wohl welche Karten? Wer blufft bloss? Hätten, um dem Filmklischee zu gehorchen, nur noch die Nadelstreifenanzüge, tiefgezogenen Hüte und die dicken Zigarren gefehlt. Und, was heute bei Turnieren üblich ist und hier auch als Referenz an die Gastgeber passend gewesen wäre: Sonnenbrillen, um auch ja etwelche Emotionen verbergen zu können. Doch die Stimmung war auch so erstklassig, und nach einem Apéro mit Pizzastücken frisch aus dem Ofen ging es dann ans echte Turnier. An beiden Tischen wurde gespielt, bis alle Chips den Weg über die Tischmitte zu einer einzigen Person gefunden hatten. Wer das war und mit dem Rennrad nach Hause fuhr, bleibt Betriebsgeheimnis. Werlens, die selbst mitspielten, waren es jedenfalls nicht, denn sie hätten, wären sie unter den Gewinnern gewesen, die Preise selbstverständlich an die Nächstplatzierten weitergereicht.

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