«Plötzlich . . . wird auch Ihr Vorgarten zur Transitachse»

Seit einigen Tagen hängt ein grosses Plakat mit diesem «Hilfeschrei» an der Strasse Am Wasser. Damit machen die Anwohnerinnen und Anwohner auf die Verkehrssituation aufmerksam – und stellen klare Forderungen.

Transparente wie dieses machen auf die Problematik aufmerksam.

Noch 1995 fuhren täglich «nur» 4’000 Fahrzeuge durch die Achse Am Wasser/Breitensteinstrasse. Seit der Eröffnung der Westumfahrung und dem Rückbau der Weststrasse sind es jedoch fast vier Mal mehr: Die Achse ist zum Schleichweg für täglich 15’000 Fahrzeuge geworden – und das, obwohl 2’500 Menschen an diesen Strassen leben und mehrere Kindergärten sowie eine Schule angesiedelt sind. Über 100 Anwohnerinnen und Anwohner haben sich deshalb zur Interessengemeinschaft Am Wasser/Breitenstein (IGAWB) zusammengeschlossen, um sich aktiv für einen attraktiven Lebens- und Wohnraum am Limmatufer des Kreises 10 zu engagieren. Am letzten Wochenende hat die IGAWB nun eine breite Plakatkampagne gestartet. Entlang der Strasse hängen an Gartenzäunen und Balkonen Plakate mit Texten wie: «Tempo 30 beruhigt dieses Wohngebiet sowie Ihre Nerven» oder «Du musst hier durch. Klar. Aber bitte mit Tempo 30!» Diese pointierten Aussagen sollen die Pendler sensibilisieren und auf die Anliegen der Quartierbevölkerung aufmerksam machen. Die Plakate scheinen ihre Wirkung nicht zu verfehlen: Auf dem mit Tempo 30 signalisierten Abschnitt beobachteten Anwohner eine erhöhte Tempodisziplin.

Das Engagement der IGAWB

Die Plakat-Aktion verfolgt indes keinen Selbstzweck, sondern willauch auf die anderen Ziele der IGAWB aufmerksam zu machen. So wird unter anderem eine durchgehende Tempo-30-Limite gefordert, durchgehende Trottoirs, sichere Fussgängerstreifen mit Inseln und ein erhöhter, Radstreifen auf der ganzen Strecke. Neben öffentlichkeitswirksamen Aktivitäten wie der aktuellen Plakat-Aktion pflegt die IGAWB einen regen Austausch mit den zuständigen Vertretern der Stadt Zürich. Ein erster Zwischenerfolg konnte bereits verbucht werden: Das ursprünglich auf Schulzeiten beschränkte Tempo 30 wurde im November 2010 ausgedehnt – einerseits zeitlich, indem es nun rund um die Uhr gilt, und andererseits räumlich, indem es nun auch den gefährlichen Engpass Am Wasser 108 umfasst. Die Quartierbevölkerung ist zufrieden: Die reduzierte Geschwindigkeit führt zu weniger Verkehrslärm, Fussgänger sowie Velofahrer fühlen sich sicherer, und die Kindergarten- und Schulwege sind weniger gefährlich.

Erste Erfolge – und noch viel zu tun

Trotz diesem Erfolg bleibt noch viel zu tun, um das Quartier zu entlasten. Bereits kurz vor der Umsetzung steht eine Änderung der Lichtsignalsteuerung an der Europabrücke, die es erlauben wird, den Verkehr in die Strasse Am Wasser auf ein quartierverträgliches Mass zu dosieren. Auch auf politischer Ebene tut sich einiges. Im Gemeinderat hatte IGAWB-Vorstandsmitglied Florian Utz (SP) zusammen mit Guido Trevisan (GLP) einen Vorstoss eingereicht, der Tempo 30 auf der ganzen Strasse Am Wasser und an der Breitensteinstrasse fordert. Dieser Vorstoss wurde kürzlich mit 68:51 Stimmen angenommen, und auch der Stadtrat unterstützt das Anliegen. Der Kanton hat zwar ein Vetorecht gegen die Einführung von Tempo 30, doch der Regierungsrat hat in seinen Antworten auf zwei schriftliche Anfragen aus dem Kantonsrat versprochen, davon keinen Gebrauch zu machen. Solche Verbesserungen für das ganze Quartier Höngg sind der IGAWB ein grosses Anliegen, denn es geht ihr nicht darum, den Verkehr bloss auf andere Strassen zu verlagern: Das Hin- und Herschieben von Verkehr bringt letztlich niemandem etwas. Deshalb arbeitet die IGAWB auch eng mit anderen Interessengemeinschaften sowie den Quartiervereinen Höngg und Wipkingen zusammen.

Eingesandt von Martin Zahnd, Präsident IGAWB

Weitere Informationen auf www.igawb.ch