«Fasten your seatbelts»

Für eine begrenzte Zeit freiwillig auf feste Nahrung verzichten: Dazu entschlossen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der ökumenischen Fastenwoche vom 22. bis 27. Februar.

«Fasten your seatbelts» − Gurten festmachen − heisst es jeweils, bevor das Flugzeug zur Startpiste rollt. Das deutsche Wort fasten bedeutete ursprünglich auch fest-machen, fest-halten. Damit waren die religiösen Fastenregeln gemeint, an die man sich halten musste. Auch die Fastenden der ökumenischen Fastenwoche wurden vorgängig am Informationsabend von der Fastenwoche-Leiterin Pia Föry, Pastoralassistentin der katholischen Kirche, darüber informiert, an welchen Regeln sie sich beim Mitmachen festhalten müssen. Einen bis drei Entlastungstage im Voraus, also weniger Kaffee und leichtere Kost, eine gründliche Darmreinigung am ersten Fastentag, fünf Fastentage ohne feste Nahrung mit Flüssigkeiten wie Tee, Wasser und den mit Gemüsen hergestellten Absud sowie nach dem Fastenbrechen die wichtigen Aufbautage mit Schonkost.

Ganzheitliches Fasten

Ein ganzheitliches Fasten meint nicht nur das Festhalten an Regeln, sondern ermöglicht auch ein Festigen und Innewerden dessen, was man wirklich braucht. Im freiwilligen Verzicht auf Nahrung wird so nicht ein Weniger von, sondern ein Mehr an dem entdeckt, was wichtig ist im Leben − nicht nur auf körperlicher Ebene.
Um diesem Mehr auf die Spur zu kommen, traf sich die Fastengruppe abends. Im Raum der Stille des katholischen Kirchgemeindehauses wurde zuerst in einer 20-minütigen Meditation das einfache Da-Sitzen, das Da-Sein geübt, kundig angeleitet von Maria Kolek Braun. Meditation unterstützt das Innewerden, die Achtsamkeit und das Ankommen im eigenen Körper. Danach traf man sich beim heissen Tee zur Austauschrunde. Es folgte eine halbstündige Körperarbeit: abwechselnd Qi Gong, angeleitet durch Pia Föry, und Yoga mit Maria Kolek Braun. Man fühlte sich erfrischt nach diesen Übungen, im Atemfluss vertieft und im Körper wie neu zu Hause.

Biblischer Impuls

Jakob am Jabbok, diese berühmte Stelle aus der Jakobsgeschichte der Genesis, nahm der Fastenkurs dieses Jahr als biblischen Impuls auf. Zuerst mit einiger Befremdung, weil man die Geschichte auf Anhieb nicht versteht. Dann aber wuchs die Begeisterung über die Tiefe und Wahrheit in der eigenwilligen Erzählung vom Übergang, vom Ringen Jakobs mit Gott, von der Bedeutung des Segens, die schliesslich zur Versöhnung mit dem betrogenen Bruder Esau führt.
Passend zu Jakob, der um Gottes Segen ringt, schloss die Woche am Samstag mit einer kleinen Segensfeier ab. Dann galt es das zu geniessen, worauf sich immer alle freuen beim Fasten: das Fastenbrechen. Lucy di Santo hat auch dieses Jahr wieder einen festlich geschmückten Tisch gezaubert, an dem die Pellkartoffel herrlicher schmeckte als je zuvor.
Fazit: Es ist wie im Flugzeug. Bei allem, woran man sich − auch aus Sicherheitsgründen − festhalten muss, gibt es vieles, was man loslassen kann. «Der Verzicht nimmt nicht, er gibt. Er gibt die Grösse des Einfachen», so Martin Heidegger.

Eingesandt von Pia Föry, Pastoralassistentin, katholische Kirche Heilig Geist

 

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