Neue Autorität – eine Informationsveranstaltung für Eltern

Am 4. April lud der Elternrat der Schule Rütihof interessierte Eltern zu einer Informationsveranstaltung ins Schulhaus ein. Die Gastreferentin Gabriela Moser brachte ihnen das Konzept der «Neuen Autorität» näher.

Im Schulhaus Rütihof präsentierte die Gastreferentin Gabriela das Konzept Omers.

«Wie erziehe ich mein Kind?», ist wohl die zentralste und grösste Frage, mit der sich Eltern konfrontiert sehen, sobald ihr Kind dem Säuglingsalter entwachsen ist. Ebenso gross wie die Frage, ist die Bandbreite der Antworten, die die einzelnen Eltern darauf finden. Doch viele Erziehungsberechtigte sind auch verunsichert angesichts der immensen Herausforderungen, vor die sie die Begleitung ihrer Kinder tagtäglich stellt – und in manchen Fällen eskalieren gar die Konflikte derart, dass die Eltern vor ihrer Aufgabe kapitulieren und resignieren.

Unterstützung für verzweifelte Eltern

Ein in jüngerer Zeit an vielen Orten angewandtes Erziehungskonzept, das Eltern in ihrer Rolle als Erziehungsverantwortliche bestärken und die Beziehung zwischen Kindern und Eltern wieder ins Lot zu bringen versucht, ist dasjenige der «neuen Autorität» des Psychologen und Familientherapeuten Haim Omer. Omer sah sich in seiner Beratungstätigkeit in Israel zunehmend mit Eltern konfrontiert, die sich hilfesuchend an ihn wandten, weil sie von ihren Kindern misshandelt worden waren. In der Auseinandersetzung mit der Problematik entwickelte er seinen Ansatz der «neuen Autorität», der auf dem politischen Prinzip des gewaltfreien Widerstands von Gandhi basiert. Diese Theorie grenzt sich sowohl von dem Ansatz der autoritären Erziehung, als auch von der «anti-autoritären» Erziehung ab und verfolgt vielmehr das Motto «Stärke statt Macht».

Beziehung und Präsenz

An der vom Elternrat organisierten Veranstaltung im Schulhaus Rütihof präsentierte die Gastreferentin Gabriela Moser, selbstständige Beraterin und ehemalige Berufsschullehrerin, den interessierten Müttern und Vätern das Konzept Omers. Statt auf dem Machtgefälle zwischen Eltern und Kindern aufzubauen, möchte die «neue Autorität» den Kindern auf Augenhöhe begegnen, ihnen aber dennoch klare Orientierungslinien als Leitplanken aufzeigen sowie die Eltern in ihrer Rolle als «Führungskräfte» stärken. Das Ziel ist es, den Erziehungsberechtigten die Kompetenzen zurückzugeben, die sie offensichtlich in vielen Fällen verloren haben. Als Leitplanken sollen dabei, so erklärte Moser in ihren Ausführungen, die eigenen Werte dienen, die den Eltern wichtig seien. Um diese Werte zu vermitteln, ist in der «neuen Autorität» die Beziehung zwischen Eltern und Kindern von entscheidender Bedeutung. Auf ihr beruhen die «Säulen» der «neuen Autorität», die unter anderem darin bestehen, Präsenz nicht nur durch physische Anwesenheit, sondern auch im Sinne eines ehrlichen, empathischen Interesses am Gegenüber und eines Willens zum Verständnis zu zeigen, Unterstützung in Form eines tragenden Netzwerks, etwa zwischen Eltern und Schule, anzubieten und bei Konflikten deeskalierend mittels gewaltfreiem Widerstand zu wirken.

Anschaulich und kurzweilig

So abstrakt das Modell in der Theorie anmuten mag, so praktisch präsentierte es Moser an diesem Abend und füllte das theoretische Konstrukt durch unzählige Beispiele aus ihrem Alltag als Beraterin, aber auch als Mutter zweier pubertierender Teenager, mit Leben. Sie erläuterte, wie man schwierige Situationen zu Hause angehen kann, etwa, wenn der Teenager dabei ertappt wird, wie er heimlich raucht oder wie man aus der Spirale der ewig gleichen Diskussionen um den Medienkonsum ausbrechen kann. Selbst wenn die Thematik angesichts der begrenzten Redezeit und der Fülle an Material und Diskussionsbedarf selbstverständlich nicht abschliessend behandelt werden konnte, konnte das Publikum doch mit Sicherheit zahlreiche Denkanstösse und Anregungen mit nach Hause nehmen. Und wer weiss, vielleicht findet sich beim nächsten Konflikt mit den Kindern ein ganz neuer Lösungsansatz?

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