Nachhaltig nur dank Recycling

Aluminium ist omnipräsent. Ob bei der Herstellung von Zahnpasta Tuben, Autos oder in der Weltraumforschung: Das silbrige Leichtmetall wird vor allem aufgrund seiner besonderen Beschaffenheit gerne eingesetzt.

Aluminium ist fest, aber zugleich leicht formbar, hat eine hohe elektrische Leitfähigkeit, wenig Gewicht und ist korrosionsbeständig. Obwohl es das dritthäufigste chemische Element der Erdkruste ist, wurde es erst 1808 von Sir Humphry Davy entdeckt. Dies mag damit zusammenhängen, dass es unter normalen Bedingungen nicht in seiner reinen Form als Metall vorkommt, sondern in Verbindungen mit verschiedenen Mineralien. An der Weltausstellung 1855 in Paris wurde Aluminium als «Silber aus Lehm» angepriesen: Man wollte möglichst alles daraus fertigen. Zeitweise überstieg der Preis des Leichtmetalls sogar den von Gold. Mit der technologischen Entwicklung und der Möglichkeit der Massenproduktion sank der monetäre Wert von Aluminium, während die Nachfrage stetig zunahm: Weltweit werden heute jährlich über 40 Millionen Tonnen Aluminium produziert, in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts waren es gerade mal 300’000 Tonnen.

Aufwendige Primärproduktion

Der wichtigste Rohstoff für die Aluminiumherstellung ist Bauxit, dieses kommt überwiegend in tropischen Klimazonen vor. Das gemahlene Sedimentgestein wird unter Zusatz von Ätznatron, Druck, Hitze und weiteren chemischen Zusätzen zu Aluminiumoxid (Tonerde) verarbeitet und schliesslich in einem Elektrolyseprozess zu Aluminium. Diese Herstellung ist extrem energieaufwendig: Für ein Kilogramm Aluminium werden zwischen 13,5 und 20 Kilowattstunden Strom benötigt. Zum Vergleich: Mit einer Kilowattstunde lassen sich 70 Tassen Kaffee kochen und 2.500 Männer können sich rasieren ─ abhängig vom Gerät, das sie benutzen. Umweltverbände kritisieren ausserdem die Schädigung von Land und Menschen durch den Bauxit-Abbau und den Bau von Staudämmen in den betroffenen Regionen. Wahrscheinlich kam in den 1980er Jahren mit dem gesteigerten Umweltbewusstsein in der Bevölkerung die Dose aus Aluminium deshalb in Verruf, und der schlechte Ruf scheint ihr auch heute noch anzuhaften ─ ohne Recycling sogar zurecht, denn landet sie im gewöhnlichen Abfall, wird sie aufgrund ihrer energieaufwendigen Herstellung tatsächlich zum ökologischen Sündenfall, sofern sie nicht, wie es in der ZAV Recycling AG in Hinwil der Fall ist, aus der Schlake zurückgewonnen wird, siehe Seite XY. Umso wichtiger ist es deshalb, den wertvollen Rohstoff in das Wiederverwertungssystem zurückzuführen. Die Industrie- und Baubranche tut dies aus wirtschaftlichen Gründen bereits zuverlässig ─ der Aluminium-Verband Schweiz meldet Quoten zwischen 85 und 95 Prozent ─ denn neues Aluminium ist teuer und mit altem verdient man Geld.

Hohe Rücklaufquote bei Verpackungen

Die IGORA-Genossenschaft hat es sich zur Aufgabe gemacht, auch die Sammelquoten von Alu-Verpackungen zu steigern und konnte dort bereits grosse Erfolge erzielen: Die Recycling-Quote von Aludosen liegt heute bei über 90 Prozent. Eine vom Bundesamt für Umwelt 2014 in Auftrag gegebene Studie zum Thema Ökobilanz von Getränkeverpackungen kommt zum Schluss, dass «Aludosen (…) dank dem leichten Gewicht und der hohen Rezyklierfähigkeit trotz hohem Herstellungsaufwand (…) Umweltbelastungen aufweisen, die im Bereich der Bierverpackungen mit den tiefsten Umweltbelastungen liegen». Doch auch die Autoren der Studie geben zu bedenken, dass das gute ökologische Zeugnis, das der Aludose im Vergleich zu anderen Getränkeverpackungen ausgestellt wird, in ihrem leichten Gewicht und ihrer hohen Recyclingquote begründet ist. Nur PET schneidet besser ab, dennoch verwenden viele Schweizer Getränkeproduzenten bislang lieber Glas, Edelstahl oder eben Alu. Grund dafür ist neben der Haptik vor allem der Schutz des Inhalts der Verpackung. Dieser spiele eine wesentliche Rolle in der Nachhaltigkeitsberechnung, immerhin handle es sich dabei um Lebensmittel, gibt Daniel Frischknecht von der IGORA zu bedenken. Würden diese zu schnell verderben, hätte dies einen negativen Einfluss auf die Ökobilanz. Gemäss BAFU Studie erzielt eine Aludose rund 150 sogenannte Umweltbelastungspunkte (UBP). Dies entspricht ungefähr einer Autofahrt von 450 Metern in einem durchschnittlichen Personenwagen oder den Punkten, die ein Schweizer mit einem durchschnittlichen Lebensstil in sieben Minuten generiert.

Voraussetzung für Alugebrauch ist dessen Recycling

Auch eine Studie der Eidgenössischen Materialprüfungs­ und Forschungsanstalt St. Gallen (EMPA) aus dem Jahr 2003 attestiert der Aludose, dass «sie und der mit ihr verbundene Kreislauf von Herstellung, Verteilung und Recycling wichtige Aspekte der Nachhaltigkeit erfülle». Über die letzten zwanzig Jahre hinweg konnte eine Senkung der Umweltbelastung um den Faktor 3 ermittelt werden. Diese Verbesserung führen die Autoren der Studie auf die Verminderung des Dosengewichts bei gleichzeitiger Verdoppelung der Recyclingquoten zurück. Mittlerweile wird bei der Herstellung der Dosen 25 Prozent weniger Aluminium verwendet, dadurch konnte auch der CO2-Ausstoss um den Faktor 2.5 gesenkt werden. Wird irgendwann die energieintensive Herstellung von Primäraluminium hinfällig werden, weil alles aus recyceltem Material hergestellt werden kann? Markus Sidler, Metallhändler bei der Metallum in Regensdorf, hält dies für unwahrscheinlich, da die Nachfrage weltweit zunimmt und die Einsatzmöglichkeiten von Aluminium immer vielfältiger werden. Die gute Nachricht ist, dass gemäss Angaben der «World Aluminium Organisation» rund drei Viertel des je produzierten Alus noch immer im Umlauf sind. Aluverpackung zu recyceln ist deshalb nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern Voraussetzung dafür, dass die Herstellung dieses Metalls überhaupt gerechtfertigt werden kann.

Stichwort Kaffeekapseln

Kaffeekapseln, insbesondere Nespresso, stehen immer wieder in der Kritik, nicht ökologisch zu sein. Der Weltmarktführer führte deshalb 1991 mit 34 Sammelstellen, heute sind es über 2700, das Sammelsystem für gebrauchte Kapseln in der Schweiz ein. Nebst diesen gibt es seit 2012 auch den Dienst «Recycling@Home», bei dem der Pöstler neue Kapseln liefert und die gebrauchten zum Recyceln mitnimmt. Auch der darin enthaltene Kaffeesatz ist recycelbar: Nach der Umwandlung in Biogas trägt er energetisch zur Produktion neuer Kapseln bei. Nespresso recycelt aus ökologischen Gründen, wie das Unternehmen auf Anfrage bekannt gibt. Und die Recyclingquote liege aktuell bei rund der Hälfte, Tendenz steigend. Recycliert wird gleich im Waadtland und was an Aluminium gewonnen wird, kann danach wieder für neue Kapseln verwendet werden. Rein ökologisch betrachtet, so eine andere Quelle, fallen die grössten Umweltbelastungen so oder so nicht bei der Aluminium-Verpackung an, sondern bei der Kaffeeproduktion selbst. So betrachtet sind Kaffeekapseln sogar umweltschonend, weil sie für einen Kaffee viel weniger Kaffeepulver brauchen als andere Systeme.

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