«Man muss die Menschen mögen»

Seit dem 1. August ist Nicolai Kern offiziell Geschäftsführer des Alterswohnheims Riedhof. Nach acht intensiven Einführungstagen ist dem gebürtigen Luzerner bereits sichtlich wohl in seinem Umfeld.

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Seit 1. August Geschäftsführer im Alterswohnheim Riedhof: Nicolai Kern.

Natürlich dauere es seine Zeit, bis man die Strukturen und Menschen eines Betriebes wirklich kenne, meint Kern. Die Verantwortlichen des Alterswohnheims Riedhof hätten sich jedoch dafür eingesetzt, ihn sehr schnell mitten ins Geschehen einzuschleusen und in Kontakt mit allen Mitarbeitenden und Bewohnenden treten zu können. Dazu liessen sie ihn während einiger Tage alle Abteilungen durchlaufen. «Das war anstrengend, aber eine grosse Bereicherung für mich», erzählt er mit einem Lachen.

Bescheiden bleiben

Der gebürtige Luzerner mit deutschen Wurzeln wuchs im sozialpädagogischen Betrieb seiner Eltern auf und bekam hautnah mit, was es bedeutet, ein Heim zu leiten. Dennoch stand für ihn damals fest, dass er nicht denselben Beruf wie seine Eltern ausüben würde. Stattdessen absolvierte er eine Lehre zum SchriftreklamenGestalter und arbeitete zehn Jahre auf dem Beruf. Gleichzeitig betrieb er Rudern als Spitzensport, inklusive Weltmeisterschaft und Olympiade – «aber das ist schon lange her», meint der grossgewachsene Mann bescheiden. Eine gewisse Demut zu bewahren, das wurde ihm von seinen Eltern, die beide den Krieg in Deutschland miterlebt haben, mitgegeben. Dies mache wachsam für die kleinen Freuden im Leben. Aber natürlich sei das eine Entwicklung, er arbeite noch immer daran, sagt er und wieder blitzt der Schalk aus seinen Augen.

Beim Riedhof stimmt nicht nur das Bauchgefühl

Als er schliesslich doch noch den Einstieg in die Soziale Arbeit suchte, konnte er im Jugendheim seiner Eltern anfangen. Zehn Jahre blieb er dort und bildete sich unter anderem zum Heimleiter weiter aus. Schliesslich heuerte er bei einem Altersheim in Steinen, Schwyz, als Geschäftsführer an und sammelte dort weitere wertvolle Erfahrungen, bevor er in ein Alterszentrum in Richterswil wechselte. Nach einem kurzen Zwischenhalt in einem Betrieb «der menschlich nicht zu mir passte, der aber dennoch zu meinem Weg gehört», bewarb er sich um die offene Vakanz im Riedhof. Sein Bauchgefühl sagte ihm gleich, dass er sich hier sehr wohl fühlen könnte: «Ich habe nach dem Gespräch meine Frau angerufen und ihr gesagt, wenn ich hier anfangen könnte, wäre ich glücklich». Im Betrieb sei bereits viel gute Arbeit geleistet worden durch seine Vorgänger, die Atmosphäre zeuge von grosser Reife und einer Grundstabilität, etwas, das ihm sehr gefalle. Diese Stabilität zeige sich einerseits rein äusserlich durch die klare Architektur und andererseits auch innerhalb der Betriebsstrukturen. «Der Vorstand handelt meiner Meinung nach sehr weitsichtig und weiss genau, in welche Richtung es gehen soll, gleichzeitig lässt er den Geschäftsleitenden Raum, das Wohnheim mit zu entwickeln». Die Vielfalt und Offenheit der Institution, die sich zum Beispiel an den vielen Nationalitäten zeigt, die hier arbeiten, entspricht ebenfalls seiner Persönlichkeit.

Auch die Schwächen gehören zum Menschen

«In meinem Beruf muss man die Menschen mögen. Man muss sie gerne haben mit ihren Stärken, aber auch mit den Schattenseiten, die jeder hat. Das ist für mich das Wichtigste. Meine Aufgabe ist es, die Ressourcen und Stärken der Mitarbeitenden zu finden und zu fördern, damit wir gemeinsam erfolgreich sein können. Das ist meine Inspiration und das treibt mich auch an: Mit dem vorhandenen Potential zu arbeiten». Mensch sein heisst für ihn nicht, perfekt zu sein, sondern Lebensfreude zu haben. «Lebensfreude» – ein Wort, das Kern immer wieder benutzt. Damit meint er nicht, dass alles immer nur eitler Sonnenschein sein muss, sondern seine Definition davon lässt durchaus Platz für Schwierigkeiten, eine gesunde Fehlerkultur, weil Konflikte auch zum Leben gehören. Dort einen guten Umgang zu finden, das ist das Ziel. Für einen Betrieb bedeutet das, dass man es schafft, eine Motivation zu entwickeln, die die Eigenverantwortung und das Wir-Gefühl der Mitarbeiter stärkt.

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