Kreis 10 bald mit Verkehrsinfarkt?

Verkehrskapazitäten wie auch Anwohnerinnen und Anwohner im Kreis 10 sind am Anschlag. Und weil Verkehrswege Arterien gleich die Lebensadern unserer Wirtschaft sind, können wir uns einen Infarkt schlicht nicht leisten. Doch wo mit der Therapie ansetzen?

Das alltägliche Chaos zu den Hauptverkehrszeiten in Höngg.
Stau Limmattalstrasse, Höhe Limmat-Apotheke.
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Die Stadt Zürich hat eines der leistungsfähigsten und besten öffentlichen Verkehrsnetze der Welt. Nur wenige Städte können sich mit der Effizienz des Zürcher Verkehrsleitsystems für den Privatverkehr messen. Wenn die Verkehrskapazitäten aber zu deutlich über 90 % ausgelastet sind, kommt es trotz ausgeklügelter Perfektion früher oder später zum Infarkt. Zu diesem Befund kamen Vertreter des Quartiervereins Höngg (QVH) und von der Dienstabteilung Verkehr der Stadt Zürich (DAV) an der Sitzung vom 21. Oktober zum Thema «Verkehr in Höngg».

Unterschiedliche und gemeinsame Positionen

Dem drohenden Kollaps im Kreis 10 wollen weder die DAV noch der QVH tatenlos zusehen. Die DAV steht unter dem politischen Druck einer noch nicht abgeschriebenen Motion, die verkehrliche Situation am Meierhofplatz zu verbessern. Dieses punktuelle Ziel könnte nach Ansicht der DAV mit dem kontrovers diskutierten Rechtsabbiegegebot am Meierhofplatz erreicht werden. Zudem möchte die DAV bestehende Verkehrsprobleme in Workshops diskutieren. Der QVH hingegen strebt Lösungen an, die den Verkehr nicht in und durch die Quartiere drängen oder diese gegeneinander ausspielen. Der QVH möchte vor allem, dass die DAV in Koordination mit den Verkehrsplanern der Stadt eine Gesamtschau der zukünftigen verkehrlichen Erwartungen, Entwicklungen und Planungen über die nächsten Jahre, samt möglichen Alternativszenarien für den Kreis 10, erstellt. Auf dieser Basis könnten anschliessend mit der – dann informierten – Quartierbevölkerung Lösungen diskutiert werden.

In Workshops Blindekuh spielen?

Ohne eine solche Gesamtschau würde in Verkehrs-Workshops Blindekuh gespielt. Und weil Ungewissheit ängstigt, dürften Aussprachen mit der Quartierbevölkerung eher der «Chropfleerete» dienen, denn konstruktive Lösungen bringen. Es wird spannend sein zu sehen, ob und wie die Behörden die Anwohner und Anwohnerinnen des Quartiers Am Wasser an der Infoveranstaltung vom 1. Dezember im reformierten Kirchgemeindehaus in Wipkingen beruhigen können. Hans-Rudolf Wymann, Leiter Planung und Lenkung der DAV, stellte anlässlich der Besprechung mit dem QVH in Aussicht, eine Gesamtschau der verkehrlichen Entwicklung im Kreis 10 zu erstellen und gestützt darauf Workshops durchzuführen. Zwischenzeitlich ist man seitens der DAV von dieser Zusage aber wieder abgerückt, wie dem Sitzungsprotokoll zu entnehmen ist. Auf welcher Basis und mit welchen Zielen die DAV nun Workshops zum Verkehr in Höngg durchführen will, bleibt im Dunkeln. Und es stellt sich die Frage, ob es die städtischen Behörden vorziehen, mit der Bevölkerung in Workshops Blindekuh zu spielen, statt mit einer verkehrlichen Gesamtschau schnellstmöglich Therapie-Ansätze für eine Gesundung des «Verkehrspatienten Kreis 10» aufzuzeigen.

Eingesandt von Andreas Egli, QV Höngg, Ressort Verkehr

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