Kommentar: Naiv und trotzdem richtig

Ich war von der ersten Sitzung Ende 2012, als die HGH-Umfrage lanciert wurde, bis zur letzten Anfang November 2014 dabei und mit der Thematik «Höngg – quo vadis?» beschäftigt. Ich engagierte mich als Verleger des «Hönggers», als Privatperson, als Ur-Höngger und vor allem aus der tiefsten Überzeugung, dass Höngg etwas Bewegung in gewissen Fragen gut täte. Ich war und bin der Meinung, dass einige «Grenzen des Handelns» oder «Gartenzäune des Denkens» zumindest hinterfragt werden müssten. Und ich habe mich damit ziemlich weit aus diesem oder jenem Fenster gelehnt.

Fredy Haffner, Verlagsleiter Quartierzeitung Höngger

Und heute, nach zwei Jahren? Was hat es gebracht? Ich bin weniger naiv. Und ja: auch persönlich enttäuscht. Dass die Idee einer neutralen Organisation wie dem «Netzwerk Höngg» scheitert, war im Nachhinein betrachtet vorhersehbar. Aber genau da liegt in Höngg wie andernorts auch seit vielen Jahren das Problem: Auf den Verdacht hin, etwas sei «vorhersehbar», wird es gar nicht erst versucht. Bloss, damit kommt man nirgends hin. Man bleibt stehen – und zurück, denn das Umfeld zieht weiter. Ich glaube nicht, dass mich meine Erinnerung täuscht, wenn ich einen Satz zitiere, den ich eigentlich furchtbar finde: «Früher war das besser». Aber heute? «Man» nennt fehlende zeitliche oder finanzielle Ressourcen als Grund, etwas nicht anzugehen. Oder ist es der fehlende Mut zur Veränderung?
Was ich ganz persönlich bedaure ist, dass mit den beiden Umfragen und den Artikelserien dazu in Höngg Fragen aufgeworfen und gewisse Erwartungen geweckt wurden, die nun niemand beantwortet und erfüllt. Und der «Höngger» war, vielleicht über seine Informationspflicht hinaus, Verkünder der zweifelhaften Botschaft. Asche auf mein Haupt, dafür entschuldige ich mich bei allen, welche sich die Zeit nahmen, um die Umfragen zu beantworten. Bei allen, die sich ein lebendigeres Höngg wünschen. Aber als Meilensteine auf einem Weg, der vielleicht – von wem auch immer – dereinst weiter begangen wird, waren beide Umfragen wichtig.

Was mir bleibt ist, jenen Menschen zu danken, die sich in der Arbeitsgruppe des HGH und dem «Netzwerk Höngg» bis zuletzt engagiert haben: Ihr habt es zumindest versucht, ihr habt viel Zeit und zum Teil auch Geld investiert, ihr habt heftig diskutiert, kreative Ideen gesponnen, wieder verworfen und nicht aufgegeben. Erst ganz am Schluss und auch da nicht alle. Nein, das «Netzwerk Höngg» ist nicht tot, aber es liegt auf der Intensivstation – und das Pflegepersonal ist abgewandert oder im Bummelstreik. Ich hoffe, die eine oder andere Massnahme wird doch noch umgesetzt. Ich denke da an die Idee Dorfplatz oder an den Weihnachtsmarkt. Eines ist sicher: Ich werde mich – naiv hin oder her − persönlich für das eine oder andere Projekt weiter engagieren und der «Höngger» ist jederzeit bereit, um für alles, das sich konkretisiert, die unabhängige Medienplattform zu sein.
In diesem Sinne wünsche ich allen Hönggerinnen und Hönggern eine versöhnliche Adventszeit!

Fredy Haffner, Verlagsleiter Quartierzeitung Höngg GmbH

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