Kommentar: «Es bitzeli meh» — aber wovon?

In den letzten dreieinhalb Jahren hat nichts so viele Reaktionen ausgelöst wie die beiden Artikel unter dem Titel «Dörfs es bitzeli meh sii?». Leserbriefe gingen und gehen noch ein, das Telefon klingelt und auf der Strasse wird weiterdiskutiert.

Fredy Haffner, Verlagsleiter Quartierzeitung Höngger

Die Angebotsbreite des Detailhandels in Höngg ist offenbar ein Thema, das viele beschäftigt. Seitens der politischen Parteien und anderer Vereine, so zeigt eine Umfrage des «Hönggers», tun sich die bekannten politischen Gräben auf – und eine gewisse Hilflosigkeit macht sich breit. Mehr darüber dann im nächsten «Höngger». In der Hitparade der Lösungsvorschläge aus Leserkreisen hingegen rangiert der Appell an das Kundenverhalten unisono an erster Stelle. Als Zweites wird mehrfach der Wunsch nach einem Wochenmarkt, einem familienfreundlichen Café als Treffpunkt und einem «allgemein lebensfreundlicheren Zentrum» geäussert. Auch die Liegenschaftenbesitzer werden zu weitsichtigerem Handeln aufgefordert und sogar Unterschriften wollten gesammelt werden, um Solidarität auszudrücken – doch an wen sollten die abgegeben werden? Solidarität beginnt, wie so vieles, vor der eigenen Haustüre. Und sie muss nicht bereits im Höngger Geschäft wieder enden: Über den Kauf von Schweizer oder Fairtrade-Produkten wird sie geografisch ausgeweitet. Oder sie bekommt, wie die Initiative «Hopp Höngg» zeigt, einen lokalen Mehrwert, der den Gemeinsinn stärkt. Und das ist es, worum es letztlich geht: Höngg rühmt sich seiner vieler Vereine und seines als intakt wahrgenommenen sozialen Gefüges – will es dies nicht verlieren, so muss dieser Gemeinschaftssinn auch weiterhin gelebt und gepflegt werden. Denn wie die Angebotsbreite an Einkaufsmöglichkeiten im Zentrum von Höngg ist auch der Gemeinschaftssinn schneller und einfacher zugrunde gerichtet als später wieder aufgebaut.

Fredy Haffner
Verlagsleiter Quartierzeitung «Höngger»

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