Jede Saison hat ihre Schönheiten

Eine Floristin, die vor den Hühnern aufsteht, die eigene Lieblingsblume nicht im Laden verkaufen kann und aus Prinzip auf Saisonalität besteht: Das ist Suzanne Eller vom «Blumen Jakob».

Suzanne Eller in ihrem Element.

Wenn sich die Vögel in dieser Jahreszeit langsam eingesungen haben, ist Suzanne Eller schon lange unterwegs: Zwischen fünf und halb sechs in der Früh holt sie bei den Grossisten in Schlieren und Dietikon ihre Schnittblumen, Pflanzen und Bedarfsartikel ab. Selten, wenn tagsüber etwas ausgeht, fährt sie auch nach Wangen-Dübendorf, aber das liege verkehrstechnisch eher ungünstig, meint die gelernte Floristin und Inhaberin des Blumen Jakob am Zwielplatz. «Ich benötige sicher eine Stunde, bis ich alles zusammen habe und dann ist es wirklich Zeit für einen Kaffee und ein paar Plaudereien mit den anwesenden Floristen», lacht Eller. Gewöhnlich ist sie gegen halb sieben im Laden, montags schon um sechs, um die Dauerlieferungen bereit zu stellen, die um sieben Uhr abgeholt werden. «Wir beliefern verschiedene Banken und auch Ärzte, die ihren Empfang mit frischen Gestecken schmücken wollen», erzählt sie. Auch aus den Altersheimen des Quartiers kommen regelmässig Bestellungen für Geburtstagssträusse, die wollen noch am Frühstückstisch übergeben werden. Bevor der Laden um acht Uhr öffnet, müssen alle frischen Blumen eingestellt und hergerichtet werden, Pflanzen gegossen und alles vorbereitet sein. «Wir arbeiten meist zu zweit, jemand bringt die Schnittblumen auf den Weg, die andere bereitet die restlichen Bestellungen vor, die dann mit der zweiten Lieferrunde vor dem Mittag rausgehen. «Alles, was vor elf Uhr bei uns eintrifft, wird noch am selben Tag geliefert». Vorwiegend kommen die Bestellungen aus dem Quartier, manchmal auch aus dem Waidspital oder Affoltern, «aber wir sind schon sehr quartierbezogen». Seit 17 Jahren walten Eller und ihr Floristinnenteam im «Blumen Jakob».

Ausgefallen gerne – aber bitte saisonal

Gerne erfüllt das Team – mit realistischer Vorlaufzeit – auch ausgefallene Wünsche, denn besorgen kann man eigentlich alles. Nur wenn die Leute im Winter Sonnenblumen oder im Sommer Flieder haben wollen, reagiert die energische Blumenkennerin freundlich, aber bestimmt: «Das mache ich aus Prinzip nicht. Sonnenblumen sind ein Symbol für den Sommer, ist es nicht schön, darauf zu warten bis es tatsächlich auch bei uns wieder so weit ist? Man kriegt auch im August Tulpen, aber für mich ist das genauso unverständlich, wie im Winter Erdbeeren zu essen». Ausserdem gäbe es in jeder Jahreszeit eine genügend grosse und schöne Auswahl, fügt sie hinzu. Ausgerechnet ihre persönliche Lieblingsblume wird sie leider nie im Laden verkaufen können: Die Schwertlilie blüht nur kurz und ist nicht haltbar als Schnittblume. Dafür erfreut sie sich zu Hause im Garten an ihrem Anblick. «Sie blüht im Mai, anfangs Juni, aber nur einen oder zwei Tage lang, dafür umso schöner». Bevor sie um halb sieben abends die schönen Auslagen wieder hineinräumt, nochmals alles schön drapiert und den Laden abschliesst, bereitet sie die Arrangements für die Trauerfeiern des kommenden Tages vor. «Sollte mir irgendetwas zustossen, das mich daran hindert am Morgen zur Arbeit zu gehen, muss meine Mitarbeiterin in der Lage sein, die Bestellung dennoch rechtzeitig auszubringen, erklärt Eller. Trauerfeiern seien noch wichtiger als Hochzeiten, weil es der dunkelste Moment im Leben der Angehörigen ist, wenn dort etwas nicht klappt, sei das das Schlimmste, was einem Floristen passieren könne, findet sie. Das Schönste an ihrem Beruf sei, dass jede Jahreszeit anders ist und man mit immer anderen Materialien arbeiten könne. Und wenn die Kundinnen oder Kunden sie wissen lassen, dass alles geklappt hat und sie ihnen mit ihren Blumen eine Freude machen konnte. 

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