Ist mit Bio alles besser?

Die Frage, ob biologische Lebensmittel auch gesünder seien, ist nicht neu. Bislang gibt es jedoch nur wenige aussagekräftige Studien dazu. Und vielleicht ist die Frage auch einfach falsch gestellt.

Ein kristallisierter Tropfen Bio-Hafer in 500-facher Vergrösserung.
So sieht ein kristallisierter Tropen Nicht-Bio-Hafer aus.
Ein kristallisierter Tropfen eines Bio-Apfels in 500-facher Vergrösserung.
Ein kristallisierter Tropfen eines Nicht-Bio-Apfels.
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Im Jahr 2012 publizierten Forscher der Universität Standford eine umfangreiche Meta-Analyse, in der sie 223 Untersuchungen berücksichtigten. Sie fanden keinen signifikanten Nachweis dafür, dass biologische Nahrungsmittel nährstoffreicher seien. Was man allerdings sagen könne, sei, dass das Risiko, Pflanzenschutzmittel zu sich zu nehmen, bei diesen Lebensmitteln tiefer sei. Zwei Jahre später wurden in einer Analyse der Newcastle University über 300 Studien zu den Inhaltsstoffen von biologisch und konventionell angebauten Feldfrüchten ausgewertet. Die Forscher fanden bei biologisch erzeugten Pflanzen 18 bis 69 Prozent höhere Konzentrationen diverser Antioxidantien. Diesen wird zugeschrieben, dass sie das Risiko für bestimmte Krebsarten und chronische Krankheiten senken. Auch die Anteile an Nitrat und Nitrin seien bedeutend kleiner, und die Konzentration des giftigen Schwermetalls Kadmium liege bei den ökologischen Feldfrüchten im Durchschnitt 48 Prozent tiefer. Bei allen Studien muss wohl auch berücksichtigt werden, von wem sie jeweils finanziert wurden. Da können Skeptiker auf beiden Seiten Einwände finden. Vielleicht ist es aber tatsächlich die falsche Frage, wie Urs Niggli, Direktor des Forschungsinstituts für Biologischen Landbau (Fibl) in Frick AG, einmal gegenüber der Frankfurter Allgemeinen sagte. Man könne nämlich nur von gesunder und ungesunder Ernährung reden, nicht davon, ob einzelne Produkte gesund seien. Mit der Frage, ob Bio gesünder sei, lenke man von der eigentlichen Problematik ab, nämlich davon, dass sich zu viele Menschen allgemein zu einseitig ernähren. Marcel Anderegg von der Stiftung biovision ist überzeugt, dass natürlich, also ohne Zugabe von synthetischen Substanzen hergestellte Nahrung, die in einem gesunden vielfältigen Anbausystem produziert wird, für den menschlichen Organismus vorteilhafter ist. Er schreibt: «Wenn sich diese grösstenteils pflanzliche Nahrung aus möglichst unverarbeiteten, saisonalen und regional hergestellten Lebensmitteln zusammensetzt, schont sie nachweislich das Klima und die Umwelt und wirkt sich bestimmt auch positiv auf Körper und Geist aus». Er gibt aber auch zu bedenken, dass in der Schweiz Richtlinien gelten, die klar festlegen, wie viele Tage vor der Ernte nicht mehr gespritzt werden darf. Darum sollten auch konventionell produzierte Nahrungsmittel nur ganz geringe Mengen an Rückständen aufweisen, die gemäss heutigem Wissensstand unschädlich sind.

Unterschiede von aussen unsichtbar

Von aussen ist es oft schwierig zu beurteilen, ob ein Lebensmittel biologisch oder konventionell produziert wurde. Einen interessanten Befund machte in diesem Bereich der Zürcher Lebensmittelforscher Daniel Dänzer, als er Flüssigkeit von verschiedenen Lebensmitteln auskristallisierte und mikroskopische Fotoaufnahmen davon machte. Auf den Bildern der Biolebensmittel liessen sich filigrane, komplexe Kristallstrukturen erkennen, während die der konventionell angebauten Feldfrüchte verkümmert und teilweise nicht mehr vorhanden waren.

Weiterführende Informationen: Forschungsinstitut für Biologischen Landbau: www.fibl.ch. www.biovision.ch. Zum Buch «Die unsichtbare Kraft in Lebensmitteln. BIO und NICHTBIO im Vergleich» von A.W. Dänzer, ISBN 978-3-905158-15-1. www.bio-nichtbio.info.

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