Höngger Kirchengeschichte im Ortsmuseum

Die Sonderausstellung «Im Ortsmuseum: Bilder und Geschichten des Glaubens» zeigt die Höngger Kirchengeschichte. Mit dem Referat von Pfarrer Werner Gysel startete auch eine Vortragsreihe.

Alter Uhrzeiger der reformierten Kirche Höngg.
Die Grabplakette eines totgeborenen Buben.
Der Pfarrer Werner Gysel schildert das Schicksal des Höngger Leutpriesters Simon Stumpf.
Andreas Beerli, Gemeindeleiter der Pfarrei Heilig Geist an der Vernissage.
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Anlass für die Ausstellung bot die Neugestaltung des Kirchenzimmers. An der Vernissage vom Freitag, 8. Mai, hielten die beiden Höngger Pfarrer Andreas Beerli (katholische Kirche Heilig Geist) und Martin Günthardt (reformierte Kirche) ein sowohl spannendes als auch witziges Eröffnungsreferat mit dem Titel «Gehört die Kirche ins Museum?».

Pestsarg, Uhrzeiger und Kirchenfenster

Die Ausstellung umfasst drei Teile: In der Grossmannstube wurde eine Fotoausstellung eingerichtet, welche alte Fotos der Höngger Kirchen zeigt. Sehenswert sind insbesondere die Fotos der alten katholischen Kirche, welche von 1940 bis 1971 am gleichen Ort wie die heutige Kirche Heilig Geist existierte. Ebenso mit Fotos dokumentiert ist auch der Ersatz des Kirchturmdachs der reformierten Kirche. Im Dachstock hat Werner Pflanzer eine Ausstellung gestaltet, welche Rituale und Gegenstände aus dem Kirchenleben zeigt. Von den Kirchgemeinden wurden Leihgaben zur Verfügung gestellt, wie etwa ein Weihwasserbehälter aus der alten katholischen Kirche oder ein alter Uhrzeiger der reformierten Kirche. Aus dem Fundus des Ortsmuseums stammen die alten Kirchenfenster sowie ein Pestsarg.

Von Sitzordnungen und Grabplaketten

Im neu eingerichteten Kirchenzimmer schliesslich ist die Höngger Kirchengeschichte dargestellt. Auf Schautafeln wird erklärt, die Kirche Höngg sei erstmals im Jahr 870 erwähnt worden. Auf einem Ausschnitt aus der Gygerkarte des Kantons Zürich von 1667 wird der Kirchensprengel Höngg erläutert, zu dem Oberengstringen, Affoltern und Regensdorf gehörten. In Vitrinen werden besondere Gegenstände ausgestellt, wie etwa eine behördlich vorgeschriebene Grabplakette eines totgeborenen Knäbleins. Weiter ist auch ein Plan mit der Sitzordnung in der Kirche Höngg aufgehängt. Alle Gegenstände sind in aufliegenden Handbüchern erklärt.

Referat von Pfarrer Werner Gysel

Die eigentliche Vortragsreihe wurde am 11. Mai von Werner Gysel, ehemaliger Pfarrer am Grossmünster, eröffnet. Mit feinem Humor gespickt schilderte Werner Gysel die Auswirkungen der Reformation auf dem Land. Dank einer vorsichtigen Politik sei in Zürich im Gegensatz zu Deutschland kein Bauernkrieg ausgebrochen. Die Regierung habe keinen Aufruhr gewollt und die Bauern keinen Krieg. Man hätte noch den alten Zürichkrieg in schmerzhafter Erinnerung gehabt. Werner Gysel schilderte insbesondere auch das Schicksal von Simon Stumpf, eines Mitstreiters von Zwingli, der im Jahr 1520 in Höngg Leutpriester geworden war, dann aber einige Jahre später ausgewiesen wurde.

Eingesandt von Beat Zürcher, Ortsgeschichtliche Kommission des Verschönerungsvereins Höngg

Die Referatenreihe wird am Dienstag, 9. Juni, fortgesetzt. Um 19.30 Uhr spricht Pfarrer Karl-Wilhelm Thyssen über das Thema Pest und andere Seuchen.
Die Sonderausstellung bleibt noch bis im Herbst 2015 bestehen. Während dieser Zeit ist auch vor dem Ortsmuseum ein drei Meter hohes Kirchenfenster aus der ehemaligen katholischen Kirche aufgestellt. Das Museum ist jeweils an Sonntagen von 14 bis 16 Uhr geöffnet (ausgenommen Schulferien).

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