Höngg hat nun ein Bobteam: das «Bobteam Zweifel»

Der Höngger Pascal Zweifel hat ein Bobteam gegründet. Als Pilot hat er die Verantwortung für seine Teammitglieder, welche ihm im wahrsten Sinne des Wortes blind vertrauen.

Der schnittige Bob mit Pilot Pascal Zweifel (vor dem Bob) und Anschieber Oliver Kunz (hinter dem Bob).

Pascal Zweifel, 23, Erstsemester-Student im Bereich Wirtschaftsingenieurwissen, weiss, was er will: «Zweierbob ist eine Randsportart, und in dieser wollen wir es zu etwas bringen. Ziel ist der Junioren-Europacup, träumen tun wir vom Weltcup.» Junioren? Ja, denn bei der Sportart Bob gehört man bis zum 26. Altersjahr zu den Junioren. Begonnen hat er mit 22 Jahren, einem in der Branche üblichen Alter. «Da ein Bob recht schwer ist, rund 170 Kilogramm ohne Besatzung und bis 390 Kilogramm mit Besatzung, braucht man schon eine gewisse Masse, also Gewicht, um ihn zu beschleunigen. Ein ausgewachsener Körper ist Voraussetzung.» Schwerer als 390 Kilogramm darf der Bob samt Teammitgliedern jedoch nicht sein, da ansonsten die Disqualifizierung folgt. «Dies ist für uns jedoch kein Problem, da wir nicht nur aufs Essen achten, sondern auch regelmässig ins Fitness- und Krafttraining gehen.»

Ohne «Anschieber» kein Bobteam

Der Pilot des Bobteams Zweifel – ein Team wird immer nach seinem Piloten benannt – ist froh um seine Teamkollegen Michael Lussambo, 27, Oliver Kunz, 23, und Philipp Handler, 22, denn ohne sie, allesamt Leichtathleten, würde gar nichts laufen: Sie sind die «Anschieber», auch «Bremser» genannt, da sie den Bob nicht nur anschieben, sondern eben am Ende der Fahrstrecke auch abbremsen. «Die drei müssen volles Vertrauen in mich haben, denn wegen der Aerodynamik müssen sie sich ganz flach zusammenpressen und den Kopf zwischen die Knie stecken – sie sehen also nicht, wo wir durchfahren.» Klar sei man immer in der Bobbahn, doch trotzdem wisse der Anschieber nicht unbedingt, auf welchem Abschnitt oder in welcher Kurve sich der Bob gerade befinde. «Neben dem Krafttraining trainieren ich und meine Anschieber einmal pro Woche, auch in der Sommersaison –, dann einfach auf Rädern.»

Schuhe mit 700 Nägeln pro Sohle

Die Ausrüstung beim Bobfahren ist so wichtig wie speziell: «Den Bob haben wir vom Zürcher Bob Club ausgeliehen, ein Modell kann schnell bis zu 25 000 Franken kosten. Bobschuhe, die in Deutschland handgefertigt werden, kosten pro Paar rund 450 Franken. Sie haben 700 Nägel in der Sohle, damit man sich von der eisigen Bahn gut abstossen kann.» Unverzichtbar sind ein guter Helm, Schulterschoner sowie ein Kevlar-Shirt unter dem Anzug, im Jargon «Pyjama» genannt. «Das Kevlarshirt und der Schulterschutz sind nötig, da man sich beim Bobsport bei einem Sturz schnell verbrennt.» Im Zweierbob werden Geschwindigkeiten bis 135 Stundenkilometern gefahren, rund 75 Sekunden dauert eine Fahrt in der 1,7 Kilometer langen Bahn. «Die Fliehkraft ist viermal das Gesamtgewicht und beträgt in der Fachsprache ausgedrückt somit 4G. Da drückt es einem schon den Magen zusammen, ähnlich wie in der Achterbahn», weiss Pascal Zweifel aus Erfahrung.

Freundschaftliche Konkurrenz und Geschwindigkeitsrausch

Wie kam der junge Höngger zum Bobsport? «Philipp Geering, der Präsident des Zürcher Bob Clubs, ist ein Höngger Freund unserer Familie. Ich fuhr vor rund einem Jahr bei ihm im Bob als Gast mit und war sogleich ‹angefressen›.» Es folgte die Bob-Pilotenschule, welche eine Woche dauerte und in St. Moritz stattfand, dem Bob-Mekka der Schweiz. «Nach einer Woche ist man natürlich noch kein Profi, aber für mich war klar: Ich will weitermachen!» Er bestritt in einem Monobob, also einem Einzelbob ohne Anschieber, zwei Rennen und landete im Mittelfeld. Heute finden die Trainings mit seinem Team in Sihlbrugg, Dinhard bei Winterthur und Andermatt sowie St. Moritz statt. Die Faszination des Bobfahrens seien die Konzentration, die Geschwindigkeit, die Fliehkräfte und nicht zuletzt die Verantwortung für die Teammitglieder und sich selbst. «Zudem haben wir mit den anderen Teams eine freundschaftliche Konkurrenz.» Die Sportbegeisterung des Hönggers ist nicht neu: Von klein auf war er beim Cevi dabei, spielte Uni- und Eishockey und ging am Meierhofplatz ins Kickbox-Training.

Immer noch Sponsoren gesucht

Pascal Zweifel möchte den Leuten den Bobsport näher bringen. «Ich erkläre Neulingen gerne unsere Sportart, denn warum muss es immer das Altbekannte sein? Am 26. Januar findet übrigens der Taxibobtag des Zürcher Bob Clubs in St. Moritz statt, an welchem Gäste in einen Renn-Vierer-Bob steigen können.» Pascal Zweifel wird an diesem Anlass als Anschieber dabei sein. Dass ein solches Hobby nicht ganz billig ist, ist klar. Der Höngger Pilot hat deshalb schon zu Beginn auf die Karte Sponsoring gesetzt und Dossiers zum Bobteam Zweifel zusammengestellt. «Diese habe ich an einige Firmen verschickt. Einige haben leider nicht einmal geantwortet, ein paar konnten wir jedoch als Sponsoren gewinnen und sie somit auf unserem Bob mit einem Schriftzug verewigen.» Zweifel Pomy Chips AG leiht dem Team jeweils einen kleinen Lastwagen, um den Bob an die Rennen zu transportieren, ein Hotel offeriert den Sportlern kostenlose Übernachtungen während der Rennen – auch das ist Sponsoring. Einen Fanclub gibt es ebenfalls, dieser hat jedoch erst fünf Mitglieder, vor allem aus der eigenen Familie. «Mittels Crowdfunding haben wir ebenfalls versucht, Geld zusammenzutrommeln, doch einbezahlt hat gerade mal meine Schwester: Sie hat uns 50 Franken gespendet», so Pascal Zweifel mit einem kleinen Lächeln. Er gibt jedoch nicht auf, neue Sponsoren zu finden, schliesslich «hät jede mal chlii agfange».

Kontakt: Pascal Zweifel, E-Mail: zweifel_498@hotmail.com