Herr Heuerli lässt «konisch auslaufen»

Ein Zufall brachte Friedrich E. Hoyer zum Wohnzentrum Frankental – und dann war er 19 Jahre lang Präsident des Trägervereins, eine bewegte Amtszeit.

Friedrich E. Hoyer auf der neuen Terrasse des Wohnzentrums Frankental.
Peter Aisslinger (rechts) bedeutet Kontinuität – und das nicht nur, was die Wahl des Kragenschmuckes angeht.
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Nun lässt der Maschinenbauingenieur sein vielseitiges Engagement im Quartier «konisch auslaufen», wie er sagt. Dazu gehört, dass er sein Amt am 19. Mai an Peter Aisslinger übergeben hat. Friedrich E. Hoyer ist eine offene, herzliche Frohnatur, eine integrative Persönlichkeit, die der Sache dient und nicht dem eigenen Ego. «Wenn es irgendwo brennt, muss man den Feuerlöscher bereit haben», lacht Hoyer im neuen Begegnungsraum des Wohnzentrums Frankental an diesem Pfingstmontag und fügt bescheiden an, dass dies eben sein Naturell sei.

19 Jahre für das Wohnzentrum Frankental tätig

19 Jahre lang prägte dieses Naturell das Geschehen im Wohnzentrum Frankental mit – doch wer ist dieser Mensch? Friedrich E. Hoyer, Jahrgang 1941, wuchs als Auslandschweizer in Belgien auf. Erst mit 19 kam er in die Schweiz, sprach sehr wenig Deutsch und begann sein Studium als Maschinenbauingenieur hier von Neuem. Zürich kannte er nicht, von Höngg sah er vom Kreis 3 aus, wo er mit seiner Frau nach der Heirat die erste Wohnung bezog, nur den Sonnenhang. Doch als im Wingert oben gebaut wurde, nutzte das Paar die Gelegenheit und fühlt sich nun seit 35 Jahren hier ausserordentlich wohl. Hoyer engagierte sich bald in der Gemeinde: «Gemeinnützige Arbeit war für mich immer so etwas wie eine Verpflichtung», sagt er. Sei dies nun im Kirchgemeindeverein gewesen, politisch in der EVP und später in der FDP oder wie bis eben noch als Vizepräsident der reformierten Kirchenpflege, wo auch immer: Hoyer lernte eine um die andere einflussreiche Person in Höngg kennen und damit das Höngg von seiner sympathischsten Seite – man half einander überall, die Vernetzung funktionierte gut.

Während 38 Jahren: 72 Stunden pro Woche

Heute sei dies, wie überall, weniger stark spürbar: «Wohl vor allem, weil alle beruflich stark engagiert sind – oder es zumindest meinen», sagt er, der während 38 Jahren nur die Sechstagewoche mit 72 Stunden kannte. Doch wenn Hoyer dies erzählt, so klingt dies weder klagend noch stolz. Es war einfach so. Auch seiner Aussage, wonach man heute «vom Gemeinwohl mehr profitiert als dazu beiträgt», haftet nichts Pessimistisches an. «Es ist einfach schwieriger geworden, die Leute zu finden, die sich engagieren: Das braucht Zeit und manchmal auch Glück. Doch ich bin überzeugt, dass der lokale Zusammenhalt gerade in der globalisierten Welt wieder an Wert gewinnen wird.»

Dank Zufall zum «Frankental»

Ein Zufall brachte Hoyer zum «Frankental». Pfarrerin Ines Buhofer, die damals im Vorstand des Trägervereins war und mit ihren Konfirmanden den Transport der Pensionäre zum Gottesdienst organisierte, rief eines Tages von der Kanzel herunter zur Mithilfe auf. «Ich meldete mich und bald holte ich Wolfgang Etter, der leider 1997 verstarb, jeden Sonntag hier ab. Die Beziehung zwischen «Wölfli», wie man ihn hier nannte, und mir, dem «Heuerli», wie er zu mir sagte, war sehr nahe», erzählt Hoyer und fügt schmunzelnd an, wie sie auf dem gemeinsamen Weg zur Kirche – beide mit akkurat gebundener Fliege – öfters für Vater und Sohn gehalten wurden, obwohl Etter älter war als Hoyer. «Dieses Engagement eröffnete mir als Maschinenbauingenieur eine neue Welt», sagt Hoyer rückblickend, der damals bei Sulzer Escher Wyss arbeitete und am Abendtechnikum unterrichtete und Abteilungsvorstand war. So zögerte er nicht, als er Ende 1990 angefragt wurde, ob er im Vorstand mitarbeiten wolle. Kein Jahr später wurde er zum Präsidenten gewählt und blieb es 19 Jahre lang. In seiner Amtszeit entwickelte sich das Wohnzentrum von einem Betrieb mit rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu einem KMU mit 94 Angestellten und 39 Pensionärinnen und Pensionären. Das grösste Projekt war aber zweifellos die bauliche Erweiterung, die letzten September abgeschlossen wurde. An die 12,5 Millionen Franken wurden investiert. Auch hier halfen Hoyers Netzwerk und seine einnehmende Art, so manche Hürde zu nehmen, nicht nur solche finanzieller Art. Doch selbst das empfand er immer als eine Art Ausgleich: «Die Probleme der Firma oder der Schule waren das Eine, hier waren die Probleme ganz anderer Natur.» Herausforderungen kann man auch so annehmen.

Ingenieure sprechen von «konisch auslaufen»

Nun aber war der Moment gekommen, um abzugeben. Oder eben, wie man das unter Maschinenbauingenieuren sagt, «konisch auslaufen» zu lassen: Der vollendete Bau bot die Zäsur für den Rücktritt. «Man soll nicht zum Sesselkleber werden, sondern dann zurücktreten, wenn man die richtige Nachfolge zur Verfügung hat», konstatiert Hoyer schlicht. Mit Peter Aisslinger, bereits seit mehreren Jahren im Vorstand, stand dieser Mann zur Verfügung. Er bringt all das mit, was der Präsident des Fördervereins Wohnzentrum Frankental haben sollte: Führungsqualitäten und ein gutes Beziehungsnetz in Höngg sowie zu den Behörden der Stadt Zürich. Als ehemaliger Kantonsrat, Höngger Alt-Zunftmeister und seit einigen Jahren Schulleiter der Fachschule Viventa wurde Aisslinger an der Generalversammlung vom 19. Mai erwartungsgemäss gewählt – und Friedrich E. Hoyer zum Ehrenpräsidenten des Wohnzentrums Frankental ernannt, was ihn sehr berührte. Ganz von der gemeinnützigen Bühne Hönggs tritt Hoyer dennoch nicht ab, da und dort bleibt er engagiert, macht aber kein Aufhebens darum. Nur neue, grössere Aufgaben will er nicht mehr übernehmen, bloss weil man nun meinen könnte, er habe ja jetzt wieder Zeit.

 

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