Handel und Gewerbe Höngg in Fahrt

Nach einem Jahr Pause organisierte der Verein Handel und Gewerbe Höngg, HGH, wieder einen geselligen Nachmittag. 46 Mitglieder folgten der Einladung und genossen einen entspannten Nachmittag in vollen Zügen – oder präziser gesagt: in einem vollen Zug. 

Gruppenbild mit Zugwagen: Die Ausflügler des Vereins HGH, eben angekommen in Sihlwald.
Apéro auf der Hinfahrt, wer im Abteil einen Tisch mit Snacks hatte, bot die Platten im Nebenabteil an.
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Mit Jahrgang 1929 ist er deutlich älter als der HGH selber, der Triebwagen FCE 24 der Zürcher Museumsbahn, ZMB, und er traf dennoch pünktlich um 14.01 Uhr auf dem Gleis zwei in Altstetten ein. 46 Reisende des Vereins Handel und Gewerbe Höngg erwarteten ihn und begannen, erstaunt über die Grösse des Gefährts, die Sitzplatzzahl mit den Anwesenden zu vergleichen. Doch die Rechnung ging auf, dafür hatten Daniela Züst vom HGH und Peter Koch, Geschäftsführer von Rail Event, der die Gruppe durch den Nachmittag begleitete, gesorgt. Also bestieg man gut gelaunt eines der ersten elektrischen Schienenfahrzeuge, welches erst letzten November fertig renoviert worden war. Dem prächtigen Wetter entsprechend trugen alle sommerliche Kleidung, wer einen Regenschutz dabei hatte, wurde insgeheim belächelt. Um 14.26 Uhr ging ein Ruckeln durch den Wagen, der Weisswein in den Gläsern zitterte und der Triebwagen machte sich auf den Weg ins Sihltal. Es war, als würde der Veteran versuchen, sich heimlich durch den dichten Bahnbetrieb rund um den Hauptbahnhof zu schlängeln: Da und dort mussten die beiden Lokführer vorne im Führerstand, der wirklich noch ein «Stand» ohne Sitz ist, eine Pause einlegen, S-Bahnen passieren lassen, um dann wieder bis zum nächsten Nebengeleis weiter zu gelangen. Doch der Wagen ist mit modernster Leittechnik ausgestattet und so war die sichere Fahrt gewährleistet, die Passagiere konnten den Apéro unbeschwert geniessen. Und das taten sie auch: Offene Fenster, Haare im Wind und Getränke in der Hand, die Apéroplatten wurden herumgereicht, es wurde gescherzt, gelacht und munter diskutiert – «socialising» nennt man das zu Neudeutsch, etwas, das im dichten Tagesgeschäft der Höngger Gewerbler oft zu kurz kommt und für das sie sich nun diesen Sonntagnachmittag Zeit genommen haben.

Technische Führung und «tierische» Besichtigung

Im Bahnhof Sihlwald, der «Heimat» der ZMB, angekommen, wurde die Gruppe von Walter Huber durch die Betriebsgebäude geführt. Dieser erzählte dann kurz, aber prägnant die eine oder andere Geschichte zu den Veteranen «Schnaaggi-Schaaggi» und «Hansli», welche in ihrem Depot einen ruhigen Sonntag hatten. Aktiver zeigten sich danach die Fischotter im nahen Naturzentrum Sihlwald, über dessen Gelände der kurze Rundgang führte. Die Tiere, so war zu erfahren, fressen in freier Natur täglich ein Kilogramm Fisch – hier im Gehege werden ihnen aber nur 900 Gramm serviert, da sie ihre Beute ja nicht selber zu jagen brauchen – was zurück im Bahnhof Sihlwald, beim Spaghettiplausch in den beiden Speisewagen der ZMB, zu spitzen Bemerkungen darüber Anlass bot, wem nun die Nahrungszufuhr ebenfalls um zehn Prozent gekürzt werden müsste, weil er oder sie ja nicht selber zu jagen hätten. So ging der Nachmittag dem Ende entgegen und Peter Koch kündete bereits die Retourfahrt auf einem «Schleichweg» an. Über Giesshübel nach Wiedikon werde es gehen, sagte er und fügte an: «Die einen kennen diesen Weg, der stammt noch aus dem Krieg» – wofür er ungewolltes Gelächter erntete. So mogelte sich der FCE 24 auf Nebengeleisen zurück Richtung Altstetten, just zu der Zeit, als Knies ausgerissene Elefantendame «Sabu» ebenfalls auf dem Weg in die Innenstadt ein Grossaufgebot an Polizei in Trab hielt. Den etwas längeren Zwischenhalt des HGH in Wiedikon hatte indes nicht sie, sondern der dichte Fahrplan zu verantworten. Unterdessen entlud sich ein stattliches Sommergewitter über Zürich und in Altstetten angekommen, verabschiedete man sich schnell, aber herzlich mit «Auf Wiedersehen im Dorf oder auf dem nächsten Ausflug des HGH» – und jetzt wurde beneidet, wer am Nachmittag noch wegen einem Regenschutz belächelt worden war.

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