Greenpeace-Aktivisten blockierten Shell-Tankstellen in Höngg

Dienstagmorgen, 30. Juni, 7 Uhr, vier Greenpeace-Aktivisten, drei Frauen und ein Mann, stehen vor der Shell-Tankstelle an der dicht befahrenen Winzerstrasse. Transparente mit der Aufschrift «Stop Shell – Save the Arctic» ziehen die Aufmerksamkeit der Verkehrsteilnehmenden auf sich.

Greenpeace-Aktion gegen Shell an der Winzerstrasse.

Wer tanken wollte, wurde freundlich darauf hingewiesen, dass man hier nicht tanken könne, weil man gegen Shell protestiere – man solle bitte eine der Tankstellen in der Nähe aufsuchen. Grund dafür war, dass der Shell-Konzern am 1. Juli mit riskanten Öl-Bohrungen in der Arktis starten will.
Die Aktivisten in Höngg haben gute Erfahrungen mit den Passanten gemacht: «Viele Autofahrer hielten im Vorbeifahren den Daumen hoch, und auch von Fussgängern wurden wir angesprochen. Wir verteilten Informationsmaterial und machten die Erfahrung, dass die Leute von den Bohrungen wissen und dagegen sind. Als Konsumenten sind wir stark und können etwas bewegen – dazu müssen die Leute sensibilisiert werden», so eine der Aktivistinnen.

Kein Öl aus der sensiblen Antarktis

Mit der Aktion wollen die Aktivisten, welche übrigens in der ganzen Stadt Zürich alle Shell-Tankstellen blockierten, darauf aufmerksam machen, dass aus den Shell-Zapfsäulen in der Schweiz in Zukunft Öl aus der Arktis sprudeln könnte. «Damit steht nicht nur ein einmaliges Ökosystem, sondern auch unsere Chance, eine gefährliche Klimaerwärmung zu verhindern, auf dem Spiel», erfährt man auf der Greenpeace-Website zur Tankstellen-Aktion.
«Die Lager der Ölkonzerne sind schon jetzt übervoll. Wenn wir die Klimaerwärmung auf unter zwei Grad begrenzen wollen, dürfen die arktischen Ölvorkommen nicht ausgebeutet werden», sagt Nadine Berthel, Leiterin der Arktiskampagne von Greenpeace Schweiz. «Sollte Shell in der Tschuktschensee Öl finden und mit der Förderung beginnen, schätzt die US-Regierung selber die Wahrscheinlichkeit für einen oder mehrere schwere Unfälle während des vorgesehenen Förderzeitraums von 51 Jahren auf 75 Prozent!», so Berthel. Mitte Mai hatte die US-Administration den Weg für den Ölmulti vor der Küste Alaskas freigemacht. Ein Ölunfall könnte das arktische Ökosystem für lange Zeit schwer schädigen. Aufgrund der tiefen Temperaturen in der Arktis kann austretendes Öl nur extrem langsam abgebaut werden. Gleichzeitig wäre es unmöglich, auslaufendes Öl unter einer geschlossenen Eisdecke zu stoppen – weltweit gibt es bis heute keine Methode dafür. Es droht eine verheerende Umweltkatastrophe. Mit Schweizer Beteiligung: Die Ölplattform, die Shell für die riskanten Bohrungen in der Arktis benutzen will, stammt vom Schweizer Konzern Transocean, erfährt man auf www.greenpeace.org

Und aus Sicht der Stadtpolizei:

Am frühen Morgen blockierten Umweltaktivisten von Greenpeace zehn Tankstellen in der Stadt Zürich. Betroffen waren vor allem Shell- aber auch Migroltankstellen in den Stadtkreisen 2,4,7,8,9,10 und 11. Die vorwiegend jungen Aktivistinnen und Aktivisten hatten sich teilweise an die Tanksäulen gekettet und verhinderten mit Schlössern, dass getankt werden konnte. Es wurden auch verschiedene Protest-Transparente gegen Ölbohrungen, die für morgen Mittwoch in Alaska geplant sind, aufgehängt.

Shell-Verantwortliche unterzeichneten Strafanträge

Die ersten Anzeigen gingen bei der Stadtpolizei Zürich kurz vor 7 Uhr ein. In der Folge rückten verschiedenen Patrouillen zu den betroffenen Tankstellen aus. Nachdem die Verantwortlichen von Shell jeweils Strafanträge unterzeichnet hatten, wurden die Personalien der Umweltschützenden erhoben und diesen eine angemessene Frist eingeräumt, um die Aktion zu beenden. .Nach Ablauf der Frist wurden die Blockaden polizeilich aufgelöst und die Protestierenden zu Befragungen und weiteren Abklärungen auf Polizeiwachen geführt. Die vorübergehend Festgenommenen werden bei der Staatsanwaltschaft zur Anzeige gebracht und müssen mit Strafverfahren wegen Nötigung, Hausfriedensbruchs, Hinderung einer Amtshandlung oder Sachbeschädigung rechnen. Die Protestaktionen verliefen durchwegs friedlich. In einem Fall leisteten mehrere Aktivisten passiven Widerstand, indem sie sich an den Tanksäulen festklammerten. Um die massiven Ketten und Schlösser zu entfernen, wurden Spezialisten der Feuerwehr von Schutz & Rettung aufgeboten.

Medienmitteilung der Stadtpolizei Zürich

 

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