Gordischer Knoten am Meierhofplatz gelöst

Seit Jahren, ja gar Jahrzehnten, scheiden sich am Meierhofplatz die Geister, besser als der Verkehr dies je vermochte. Die Ideen der Verkehrsplaner kollidierten regelmässig mit den Anliegen aus dem Quartier. Nun plant die Dienstabteilung Verkehrt, DAVt, eine Radikallösung.

Ab hier geht es unterirdisch bis zur Haltestelle «Schwert»: Portal zu Höngg der Linie 13.

Die Verkehrssituation am Meierhofplatz ist seit Jahren ungelöst und ärgert nicht bloss viele Quartierbewohner, sondern hat zunehmend auch Auswirkungen auf die umliegenden Gebiete. Die Staustunden, welche Verkehrsteilnehmer auf den Zufahrtsachsen des Höngger Zentrums verbringen, haben einen unbezifferten volkswirtschaftlichen Schaden zur Folge. Eine Lösung wünschen sich alle Beteiligten, doch über das «Wie» schieden sich bislang die Geister. Letztmals blitzte die Dienstabteilung Verkehrt, DAVt, vor Jahresfrist in Höngg ab mit der Idee, am Meierhofplatz ein Rechtsabbiegegebot von der Regensdorfer- in die Limmattalstrasse einzuführen, um so den Weg über den Meierhofplatz in die Stadt unattraktiv zu machen. Breite Bevölkerungskreise meldeten ihre Bedenken an: Zu sehr sahen sie sich selbst zu Umwegverkehr innerhalb des eigenen Dorfes gezwungen. Die DAVt ging daraufhin erneut über die Pläne und präsentiert nun einen Vorschlag, der für die nächsten Jahrzehnte Ruhe auf den Meierhofplatz bringen soll.

Tabubruch im Umgang mit dem öffentlichen Verkehr

Einer der Knackpunkte an Hönggs Kreuzung Nummer eins ist das Durcheinander von öffentlichem und privatem Verkehr, ein wahrer Verkehrsknoten. Dieser soll nun, ähnlich dem Gordischen Knoten, pragmatisch gelöst werden. «Man wird es in gewissen Kreisen nicht gerne hören», sagt Alois Bodenmann von der DAVt, «doch Computersimulationen und Beobachtungen vor Ort haben ergeben, dass das Tram, mit seiner Länge und den häufigen, die ganze Kreuzung blockierenden Durchfahrten, Hauptursache für den stockenden Verkehr am Meierhofplatz ist.» Zudem beanspruchen die beiden Geleise Platz, der in besagtem Raum ein begehrtes Gut ist. Entgegen dem Trend der letzten Jahre wurde deshalb beschlossen, die Tramlinie unterirdisch zu führen. Die Topografie vor Ort, so Bodenmann, böte sich geradezu an: Werden die Tunnelportale, stadtauswärts gesehen, vor den Haltestellen Schwert und Wartau gebaut, so ist eine horizontale Tunnelführung bereits gegeben. Im Tunnel selbst wird der Streckenabschnitt nur eingleisig geführt, was vom Taktfahrplan her gut möglich ist und die Baukosten massiv senkt. Erschlossen wird die unterirdische Haltestelle vom Vorplatz bei der Post her, dort wo früher die Haltestelle der Linie 80 war. Ob unter Boden Verkaufsflächen gebaut werden, hängt noch vom Engagement privater Investoren ab.

Neuer, öffentlicher Raum entsteht

Die Verlegung der Tramgeleise unter Grund schafft oberirdisch Platz. Was bislang von Tramtrassee und -inseln beansprucht wurde, wird nun für den Bus- und Privatverkehr frei. Das bedeutet, dass der Bereich bei der heutigen Haltestelle Meierhofplatz stadtauswärts, vor Foto Peyer, bis zur Traminsel hin aufgepflästert und als Fussgängerbereich genutzt werden kann. Ebenso bei der Haltestelle stadteinwärts, vor der «Dorfmetzg». Die Bushaltestelle 46 stadtauswärts wird unmittelbar vor das Orsinihaus beim Claro-Weltladen verlegt, jene stadteinwärts vor die Lichtsignalanlage an der Regensdorferstrasse. Die Haltestellen der Linie 80 bleiben, wo sie sind. So werden die Umsteigedistanzen für den gesamten öffentlichen Verkehr optimiert. Damit die neu gewonnenen Fussgängerbereiche nicht übermässig durch Emissionen des Individualverkehrs beeinträchtigt werden, wird der ganze Meierhofplatz zur Tempo-30- Zone. «Die Attraktivität für reinen Transitverkehr wird dadurch derart gemindert, dass unsere Simulationen eine deutliche Verflüssigung des quartierinternen sogenannten Quellverkehrs prognostizieren», begründet Bodenmann die Massnahme. Bereits wird über eine offensive Belebung des Meierhofplatzes nachgedacht. Seit bekannt ist, dass die Migros schon bald in die Gebäude der Firma Zweifel an der Regensdorferstrasse einzieht, ist es naheliegend, dass die ebenfalls zur Migrosgenossenschaft gehörende Dennerfiliale ihrem Mutterhaus an die Regensdorferstrasse nachfolgen wird, und zwar an den heutigen Standort der Migrosfiliale im firmeneigenen Gebäude. Um ein Einnisten eines Billigdiscounters in der freiwerdenden Dennerlokalität am Meierhofplatz zu verhindern, plant die Migros dort offenbar die Einrichtung eines Bau- und Sportfachmarktes. Beides Segmente, für die in Höngg Anbieter fehlen. In den neu erschlossenen Fussgängerbereichen sind Freiluftcafés, Wochenmärkte und Pétanque-Flächen denkbar. Der Meierhofplatz soll, so das erklärte Ziel, endlich wieder zum sozialen Herzen Hönggs werden.

Dieser Artikel erschien am 1. April 2010. Alle darin gemachten Aussagen und festgehaltenen Zitate sind den genannten Personen, falls es diese überhaupt gibt, angedichtet und sollten in der Realität nicht mit diesen in Verbindung gebracht werden. Die behandelten Themen sind reine Hirn- oder andere Gespinste der Redaktion der Quartierzeitung «Höngger» beziehungsweise der zeichnenden Autorenschaft. Vor einer realen Adaption wird, je nach Gesinnung, ausdrücklich nicht gewarnt.