Globi kocht nach Höngger Art

Der Höngger Autor Martin Weiss hat nicht nur die bekannten «Urchuchi»-Rezeptbücher veröffentlicht, sondern auch zwei Globi-Kochbücher, die Kindern das Kochen beibringen. Ebenfalls neu gibt es zwei von ihm verfasste «Munggenstalder»-Comic-Bände, in denen die Schweizer Geschichte auf witzige, freche Art abgehandelt wird.

Autor Martin Weiss mag Kulinarisches und Geschichtliches.

Martin Weiss, 67, ist nicht nur in Höngg aufgewachsen, sondern lebt seit 20 Jahren auch wieder hier. 30 Jahre lang hat er Dokumentarfilme gedreht, bis er vor zehn Jahren damit aufhörte und sich ganz auf das Schreiben von Büchern verlegte. «Ich bin einer, der mit Worten arbeitet und vom Schreiben lebt. Das ist eigentlich recht amüsant, denn in der Schule, ich ging ins Primarschulhaus Bläsi, hatte ich bei den Aufsätzen immer schlechte Noten», erinnert er sich mit einem Lachen.

Ländliches Höngg in Erinnerung

Er ist in einem ländlichen Höngg aufgewachsen, am Eschergutweg, «mit Kühen auf der Wiese neben dem Haus». Als «Limmatkind» habe es für ihn und seine Freunde dazugehört, ab und zu Äpfel und sonstige Früchte aus benachbarten Gärten zu stibitzen. Ruppig zu und her ging es bei den Buben-Gruppen in seiner Kindheit: Er war bei den «Pumas» dabei, welche oft vor bösen Jungs aus Wipkingen flüchten mussten. «Da mir der Name so gut gefiel, habe ich als zehnjähriger Bub die Zeitschrift ‚Puma‘ gegründet. Die haben wir dann in der Schule für zehn Rappen verkauft. Im Redaktionsteam dabei war auch Philippe Welti, der später eine Karriere als Botschafter im auswärtigen Dienst gemacht hat.»
Gut in Erinnerung hat er den grossen Kolkraben, der frei in Höngg umherflog und im Sturzflug manchmal Kinder angreifen wollte: «Ich habe keine Ahnung, wem er gehörte, aber er war alles andere als zahm.»

Kinderkochbücher in Martin Weiss‘ Kindheit? Fehlanzeige!

In Martin Weiss Kindheit gab es keine Kinderkochbücher. Umso überraschter war er, als Gisela Klinkenberg vom Orell-Füssli-Verlag ihn vor drei Jahren anfragte, ob er ein Globi-Kochbuch schreiben würde, sozusagen eine «Urchuchi für Kinder». «Ich dachte, ich müsste Reime und dergleichen schreiben, und war dann ziemlich erleichtert, dass es nur Rezepte und Begleittexte waren.»
Im Rahmen dieses ersten Globi-Kochbuches mit dem Titel «Globis Schweizer Küche», welches im Jahr 2014 erschienen war, erteilte er bei der Veranstaltung «Zürich liest» im selben Jahr auch Kinder-Kochkurse. «Das war sehr intensiv, denn Kinder haben immer sehr viele Fragen. So dauert schon das Brennnesseltee-Kochen lange. Schliesslich wollen sie wissen, wie man die Brennnesseln richtig anfasst, damit einen die Brennhaare nicht brennen, und vieles weitere mehr.»

Kochen mit den Schätzen aus Wald und Wiese

Sein erstes Globi-Kochbuch kam so gut an, dass er vom Orell-Füssli-Verlag für ein zweites Kochbuch angefragt wurde. Dieses ist eben gerade erschienen: «Globis Wald- und Wiesenkochbuch» heisst es. Darin wird in einfacher Sprache und mit erklärenden Bildern gezeigt, wie sich etwa ein Bärlauchpesto oder ein Löwenzahnsalat mit Blüten, Rosinen und Pinienkernen zubereiten lassen. Aber auch aufwendigere Gerichte wie ein Holunderblütenparfait können die Kinder zubereiten. «Die Rezepte hatte ich alle bereits von meinen Urchuchi-Büchern, doch sie anzupassen und die Zubereitungsschritte so zu schreiben, dass sie für Kinder nachvollziehbar sind, war sehr anspruchsvoll», erzählt der Autor. Integriert ist zudem ein Pflanzenbestimmungsteil, geprüft wurde das Buch durch Tox Info Suisse. Es eignet sich für die ganze Familie und macht schon beim Durchblättern Lust auf eine «Einkaufstour» durch Wald und Wiese.
Martin Weiss‘ erstes Globi-Kochbuch wurde von der «Gastronomischen Akademie Deutschlands» in Frankfurt mit einer Silbermedaille ausgezeichnet und dieses Jahr ins Englische übersetzt: In «Globi‘s Swiss Cookbook» wird auf Englisch schweizerisch gekocht. Übrigens wurden beide Bücher vom Höngger Illustrator Walter Pfenninger gezeichnet. Es scheint, als ob Höngg ein Schmelztiegel für Kreative ist. «Ich kenne Walter Pfenninger von früher. Bei der Arbeit an den Büchern hatten wir über E-Mail Kontakt, so konnte ich ihm die Texte mailen, und er zeichnete gleich die Bilder dazu.»
Martin Weiss hat Ideen für weitere Globi-Kochbücher: «Bei italienischer Küche oder etwa einem Zauberkochbuch mit randengefärbten Spaghetti wäre ich sofort dabei!»

Überlegter Geniesser legt Wert auf das Tierwohl

Er hat vier «Urchuchi»-Rezeptbücher veröffentlicht und sagt von sich selbst, dass er sehr gerne esse und geniesse, das Kochen aber lieber den Profis überlasse. «Mich hat es gereizt, in der ganzen Schweiz nach guten Restaurants zu suchen und diese zu testen. Die Rezepte habe ich dann von den Küchenchefs erhalten. So entstanden meine ‚Urchuchi‘-Bücher.»
Warum gibt es nach vier Bänden, von denen 60 000 Exemplare verkauft worden sind, keine weiteren mehr? «Nach rund zwölf Jahren, in denen ich viel in der Schweiz umherreiste und in unzähligen Restaurantküchen stand und mit Köchen redete, habe ich es ‚gesehen‘. Zudem wäre pro Buch alle zwei Jahre eine Neuauflage fällig, da sich die Gegebenheiten oft ändern. Nicht vergessen darf man die Auswirkungen des Internets: Wer kauft heute noch ein Rezeptbuch für knapp 70 Franken, wenn man innert Sekunden online ein Rezept finden kann?» Ein Geniesser ist er selbstverständlich auch weiterhin, wenn auch ein überlegter: «Ich achte auf biologische Produkte. Zudem ist mir das Tierwohl wichtig. Ich war lange bei der Slow-Food-Gemeinschaft dabei, aber die sind mir zu wenig kämpferisch, was das Tierwohl anbelangt. Bio oder ProSpecie Rara sind in diesem Bereich effektiver.»

Zwei Comicbände über das Leben der «Munggenstalder» veröffentlicht

Martin Weiss findet, dass Geschichte lebhaft erzählt werden soll. «So dachten mein guter Freund und Comiczeichner Rolf Willi und ich im Jahr 2013, dass wir doch einen Comic über einen Teil der Schweizer Geschichte ins Leben rufen könnten, und boten dies Orell Füssli an.» Entstanden sind die Comics «Die Munggenstalder und der Klosterturm» und «Die Munggenstalder am Morgarten». Beide sind kürzlich erschienen. «Wir haben nicht einfach etwas geschrieben und gezeichnet, sondern harte historische Recherchen betrieben – schliesslich sollen die Fakten stimmen», so Martin Weiss zu den Comics, die auch bei Erwachsenen gut ankommen.

Globis Wald- und Wiesenküche
ISBN 978-3-85703-042-0
Die Munggenstalder und der Klosterturm
ISBN 978-3-280-03493-4
Die Munggenstalder am Morgarten
ISBN 978-3-280-03494-1

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