Freiwillige Feuerwehr Kompanie 11 ist Geschichte

Die Milizfeuerwehr der Stadt Zürich vollzog per 30. Juni die grösste Reorganisation seit der Eingemeindung 1934. Die bislang acht Kompanien der Löschkreise wurden in deren vier zusammengefasst. Der Dienst soll damit effizienter, aber auch spannender werden. Auch betroffen war die Kompanie 11 aus Höngg.

Das letzte Gruppenbild der KP 11 vor dem Depot neben der reformierten Kirche Höngg. Ob das Emblem wohl bald neben der alten Feuerspritze im Ortsmuseum landet?
Die Feuerwehrspritze steht heute im Ortsmuseum.
Adrian Meier (links) und Bruno Zimmermann, Präsident der Feuerwehrvereinigung, in der Aktive und Ehemalige sich regelmässig trafen und die wahrscheinlich ebenfalls aufgehoben wird.
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Wenige Tage vor der Eingemeindung 1934 hatte die Gemeindefeuerwehr Höngg ihren letzten Einsatz (siehe Artikel im nächsten «Höngger»). Danach gehörten alle damaligen 120 Mann zu der Organisation der Feuerwehr der Stadt Zürich, zuletzt als Kompanie 11 (Kp 11), primär zuständig für Höngg, Wipkingen und Affoltern. Nun hiess es per 30. Juni auch für die Kp 11 «Ende Feuer». Eine gesamtstädtische Reorganisation vereinte sie mit der Kp 31 zur «Kompanie Limmattal» mit Einsatzgebiet Höngg, Wipkingen, Altstetten, Albisrieden und – bei einem grossen Ereignis – auch Uitikon. Affoltern gehört bereits seit der Reorganisation im Glattal, die letzten Dezember hohe Wellen warf, nicht mehr zum primären Einsatzgebiet der Kp 11. «Damals kamen viele aktive Feuerwehrleute nach Höngg und Wipkingen, um zusammenzubleiben», sagt der letzte Kp 11-Kommandant Adrian Meier, «denn die Kameradschaft hier war genial, sicher auch wegen der von Bruno Zimmermann super geführten Feuerwehrvereinigung.» Im Einsatz sei dies spürbar gewesen, man kannte sich, jeder half jedem, wo er konnte. Auch auf das Gewerbe im Quartier, so weiss der «Höngger», hatte dies Auswirkungen – es soll durchaus vorgekommen sein, dass nach einem Dachstockbrand der Zimmermann und der Dachdecker beim Aufräumen bereits Mass nahmen für den Wiederaufbau.
Warum also etwas reorganisieren, das bestens funktionierte? Erich Maag, Abteilungsleiter Kommunikation bei Schutz & Rettung Zürich, erklärt dazu: «Das Ziel der Reorganisation ist es, die Formationen der Freiwilligen Feuerwehr effizienter, öfter und schneller zusammen mit Profi s einsetzen zu können. Zudem trägt die vermehrte Integration von Formationen der Freiwilligen Feuerwehr ins Einsatzgeschehen dazu bei, den Erfahrungsschatz der einzelnen Feuerwehrangehörigen zu erweitern.»

Aus acht mach vier

Um dies zu erreichen, werden die bislang acht Kompanien der Löschkreise in deren vier zusammengefasst. Jede neue Kompanie hat ein geografisch fest zugeteiltes Einsatzgebiet, das – abgesehen von einer Ausnahme – entlang den Quartiergrenzen verläuft. Die Depots mit Material und Fahrzeugen bleiben, zumindest im Moment, wo sie sind. Ein wichtiges Element in der neu organisierten Freiwilligen Feuerwehr, so erklärt Maag, sei der sogenannte Schnelleinsatzzug in jeder Kompanie. Damit diesem jederzeit genügend Feuerwehrangehörige zur Verfügung stünden, brauche es einen erhöhten Personalbestand, der eben durch die Zusammenlegung von Kompanien erreicht werde. «Zudem», so Maag weiter, «hatten einzelne Kompanien grosse Mühe, ihren Sollbestand zu erreichen. Mit der Reorganisation sind einzelne Personalengpässe nun erfreulicherweise entschärft.» In Höngg war der Soll-Bestand von 54 Angehörigen noch bis vor einem Jahr erfüllt, dann kam es zu 18 Austritten oder Wechseln zu anderen Formationen. Es ging das Gerücht um, einige dieser Mutationen seien eine direkte Folge der Reorganisation. Die Verantwortlichen der Stadt wissen davon jedoch nichts. Im Gegenteil: Man geht davon aus, dass die Attraktivität des Feuerwehrdienstes durch die Reorganisation steigt, da an mehr Einsätzen mit modernstem Material gearbeitet werden könne. Auch die Rekrutierung von neuen Feuerwehrangehörigen, so hofft man, werde dadurch einfacher.
Aber war nicht gerade die überschaubare, «verschworene» Truppe der Freiwilligen Feuerwehr aus dem Quartier ein Garant für die gute Zusammenarbeit im Brandfall? Und funktioniert diese mit fremden Kolleginnen und Kollegen aus dem Nachbarquartier weiter? «Der Ausdruck ‹fremd› trifft sicherlich nicht zu», meint Erich Maag, «bereits früher kam es verschiedentlich zur Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Kompanien, man kennt sich also bereits.» Als Beispiel erwähnt er den Dachstockbrand am 17. Juli 2008 an der Rebbergstrasse, den die Kompanien 11 und 31 gemeinsam bekämpften. Auch Adrian Meier, Noch-Kommandant der Kp 11 und künftig der stellvertretende Kommandant in der Kompanie Limmattal, fürchtet keinen Identitätsverlust. Er meint lediglich etwas lakonisch: «Wir werden lange brauchen, wenn wir über die Europabrücke zum Einsatzort fahren müssen.» Auch werde man wohl künftig die Milizfeuerwehr weniger in Höngg üben sehen, da das Einsatzgebiet recht gross sei. Nach dem Feuer gefragt, das vielleicht doch hinter dem Rauch – sprich Gerüchten um Abgänge infolge der Reorganisation – brenne, sagt der letzte Kommandant der Kp 11: «Verluste gibt es immer, wenn eine Umstrukturierung stattfindet, doch wer weitermacht, wird auch die Einsatzbereitschaft immer hochhalten.»
Mit einer Grossübung letzten Samstag wurden die alten Strukturen gebührend verabschiedet und der Startschuss für die Umsetzung der reorganisierten Freiwilligen Feuerwehr gegeben. Die Kp 11 traf sich vorgängig zu einem «letzten Frühstück», wie sie es nannte. Die Stimmung war aufgeräumt wie das Depot selbst, doch eine gewisse Wehmut war den Männern und Frauen dann doch anzumerken. Nach dem gemütlichen Teil verabschiedete Adrian Meier die Frauen des Sanitätszugs, der künftig eine eigene Einheit bildet, und verdankte noch zwei letzte Abgänge infolge Wegzugs oder Funktionswechsel. Dann hiess es «Aufsitzen!» und die Kp 11 zog zum letzten Mal los – zur offiziellen Verabschiedung durch Ruedi Krauer, den Direktor von Schutz & Rettung, auf dem Gelände des Ausbildungszentrums von Schutz & Rettung in Opfikon. Das Wetter, das die Männer und Frauen dort erwartete, entsprach einem ihrer Einsatzgebiete: Es regnete in Strömen.

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