Fleissige Arbeiterinnen im Rebberg

Lange Wimpern, schlanke Beinchen und viel Wolle: Die Schafe im Klingen-Rebberg sehen adrett aus und machen einen guten Job: Sie sorgen für die Landschaftspflege zwischen den Rebstöcken.

Urs Zweifel mit einem seiner Schafe der Rasse Skudden.

Wer auf der Winzerstrasse fährt oder auf der Hohenklingenallee spaziert, dem sind die weissen, braunen und schwarzen «Landschaftspflegerinnen» auf dem Klingen-Rebberg sicher schon aufgefallen: Schafe der seltenen Rasse Skudden weiden dort und scheinen sich inmitten der Reben wohl zu fühlen. Ihr Besitzer ist Weinmacher Urs Zweifel, welchem der vier Aren grosse Rebberg gehört. Wie kommt er dazu, Schafe auf dem Rebberg zu halten? «Ich unternahm vor zwölf Jahren eine Veloreise und sah in Deutschland diese kleinen Schafe grasen. Mein Interesse war geweckt, und ich informierte mich über diese Art der ‹Grünpflege›. Früher mähten wir das Gras zwischen den Reben maschinell, jetzt haben dies die fleissigen Schafe übernommen.»

Weniger Mäuse dank Schafen

Seit mittlerweile zwölf Jahren züchtet er die klein gewachsenen Schafe auch. Die Rasse Skudden, welche zur Gruppe der kurzschwänzigen Heideschafe gehört, ist vom Aussterben bedroht und steht auf der Pro-Specie-Rara-Liste. Ein Grund mehr, sie als natürliche «Rasenmäher» einzusetzen. Zudem verhindern sie die Verbuschung der Rebberge, da sie gerne Laub und Rinde fressen – die Traubenstöcke lassen sie aber links liegen. Höchstens wenn Ende Winter die dicke Wolle juckt, reiben sie sich gerne an den robusten Reben und der Drahtanlage. Urs Zweifel ist aufgefallen, dass es in den Rebbergen weniger Mäuse hat, seitdem die Schafe dort leben. Er weiss wieso: «Mit ihren kleinen Hufen treten sie die Gänge der Mäuse zu und halten die Grasdecke kurz. So macht es keiner Maus mehr Spass, ihren Bau zu bewohnen. Trotzdem sind die Skudden leicht genug, um keinen Schaden in der Wiese anzurichten, sie wiegen bloss ungefähr 25 bis 30 Kilogramm.» Skudden sind wettertaugliche Schafe. Bei Urs Zweifel sind sie das ganze Jahr über draussen: «Sie haben es lieber kalt als heiss», erklärt er. Einmal pro Jahr, im Frühling, lässt er sie scheren, die Wolle wird verschenkt. Die adretten Skudden grasen nach der Traubenlese, also ab Oktober, in all seinen Rebbergen und verbringen ab Ende März ihre Zeit im Sommerquartier im Rütihof. Dort warten sie auf ihren nächsten Landschaftspflege-Einsatz.

Auch im Chillesteig-Rebberg?

Der «Höngger» fragte beim städtischen Gutsbetrieb Juchhof, der den Chillesteig-Rebberg bewirtschaftet, nach, ob auch dort Schafe in Frage kämen. Betriebsleiter Donat Streuli erklärt, warum in nächster Zeit keine Schafe das Gras kurzhalten werden: «Grün Stadt Zürich steht der Schafhaltung grundsätzlich positiv gegen- über. Schafe sind ideal für terrassierte Rebhänge, die sonst mit grossem Aufwand maschinell gemäht werden müssen.» Für den Rebberg am Chillesteig bräuchte es jedoch eine relativ grosse Schafherde, deren Betreuung die Kapazitäten übersteigen würde. «Die Zäune für die Schafe behindern zudem den freien Zugang dieses öffentlichen Raumes und sind problematisch für Wildtiere, die sich darin verfangen könnten», ergänzt Donat Streuli.

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