Expovina ohne Schiffe

Die Neuheiten-Degustation bei Zweifel Weine wagte das Experiment, das weinaffine Publikum bereits am Sonntag einzuladen. Trotz Tennisfinal und Frühlingswetter hat sich das – zum Wohle aller – gelohnt. Allfälliger Seegang blieb selbstverschuldet.

Wo sich sonst Einkaufswagen stauen, «stauten» sich nun Weinliebhaberinnen und -liebhaber.

Höngg schien sich an diesem Sonntagnachmittag, 28. Januar, mal wieder behäbig am Sonnenhang rechts der Limmat in die frühlingshaften ersten Sonnenstrahlen gelegt zu haben. Ruhig und ausgestorben, menschenleer die Strassen. Gut, auf der anderen Seite der Welt hatte sich Roger Federer eben erst seinen 20. Grand-Slam-Titel geholt und das musste zusammen mit dem Sonntagsbrunch wohl zuerst mal verdaut werden. Dass Tennis vor den Fernseher und das Wetter nach draussen lockten, merkte man auch an der Regensdorferstrasse im Vinarium von Zweifel Weine. Dort war seit 11 Uhr, erstmals an einem Sonntag, die Neuheiten-Degustation im Gange und die Besucherzahlen liessen die ersten zwei Stunden zu wünschen übrig. Doch danach, als wollte man sich noch etwas zum Feiern eines Titels oder für den ersten Apéro auf der Terrasse holen, drängte sich ein stetig grösser werdendes und auffallend junges Publikum um die Tische. Nicht umsonst, denn zu degustieren gab es ja auch genug: An 37 Ständen präsentierten Weinproduzenten aus 14 Nationen ihre 261 Neuheiten aus der Welt der Weine und Spirituosen, darunter alleine 22 mit Gold, Silber oder Bronze von der Expovina. Klar, dass da der typische Weinduft aus offenen Flaschen und geschwenkten Gläsern durch alle Räume zog. Begrüsst wurde man aber auch sonst freundlich, mit einem Glas plus einer informativen Broschüre zum Anlass. Die Gläser füllten sich schnell und ebenso fand man ins Gespräch mit den angereisten Produzenten, die zu jedem Weingut und Wein eine spezielle, nämlich ihre Geschichte zu erzählen hatten. Auf Französisch, Italienisch, Englisch und Deutsch wurden so alle verführerischen Details aus der Welt der Weine, Glas um Glas herumgereicht.

Für daheim oder im Restaurant

Auf seine persönlichen Entdeckungen angesprochen, erwähnte Walter Zweifel, Delegierter des Verwaltungsrates von Zweifel Weine, spontan das Weingut Knewitz aus dem deutschen Rheinhessen, das keck mit dem Slogan «ein Weingut am Meer» kokettiert, den Unkundigen dann aber doch aufklärt, dass man dafür zwar knapp 40 Millionen Jahre zurückgehen müsse, der ehemalige Meeresboden aber eine hervorragende Grundlage für gute Weine biete. Vom spanischen Gut Pere Ventura sind Zweifel besonders die drei Weine aus dem Priorat aufgefallen und aus dem Wallis empfiehlt er seine Favoriten aus dem Hause «Vins des Chevaliers», dessen Weine einst an Bord der Swissair in alle Welt flogen. Nun, die Swissair ist Geschichte, die Winzer aus Salgesch hingegen schreiben die ihre innovativ weiter.
Es war wie eine «Expovina» – einfach im Kleinformat und ohne Schiffe, dafür brauchte man wie immer keinen Eintritt zu bezahlen. So konnte denn, wer am Sonntagabend den Heimweg über die noch immer leeren Strassen leicht schwankend antrat, dies nicht dem Seegang zuschreiben, sondern einzig dem Umstand, der Versuchung nicht widerstanden und eben doch mehr von den feinen Tropfen geschluckt, anstatt nur degustiert zu haben.
Und sollte nun jemand bereuen, sich an diesem Sonntag behäbig am Sonnenhang ausgestreckt, Tennis gespielt zu haben oder nicht rechtzeitig vom Brunch aufgestanden zu sein und am zweiten Degustationstag, dem Montag, eben wieder gearbeitet, anstatt wie viele andere noch die Degustation besucht zu haben: Das Vinarium bleibt trotz anstehendem Umbau offen und zudem hatten an die 140 Gastronomen ebenfalls in Höngg nach Neuheiten gesucht – gut möglich also, dass man die eine oder andere davon demnächst in seinem Lieblingsrestaurant auf der Karte wiederfindet.

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