Es werde Licht – per Zufall oder so

Seit 1991 hat sich die Höngger Weihnachtsbeleuchtung zur Tradition gemausert. Doch heute leuchten immer weniger Sterne. Das Problem: Niemand ist verantwortlich dafür, dass bislang engagierte Hauseigentümer weiterhin mitmachen oder neue gewonnen werden. Es fehlt die Koordination und die linke Hand weiss nicht, was die rechte tut.

Das Haus der UBS-Filiale am Meierhofplatz ist beleuchtet, das der Raiffeisen dieses Jahr nicht.
Wo alles begann, dort leuchten die Höngger-Sterne auch dieses Jahr treu.
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Fest steht in dieser Geschichte eigentlich nur, dass es die Höngger Weihnachtsbeleuchtung gibt und dass sich ganz Höngg an etwas freut, das die jeweiligen Hausbesitzenden selbst berappen. Rappen? Je nach Grösse sind es mehrere Hundert Franken für Anschaffung und Unterhalt und einige Hundert Franken jährlich für Montagekosten. Das mag auf viele Hausbesitzende abschreckend wirken, wie auch Hans Marolf vermutet, der die Beleuchtung einst über seine Firma Marolf & Co. Elektro-Anlagen über das Zentrum von Höngg hinaus verbreitete. Heute sind es zwei Firmen, welche pünktlich zum Adventszauber in Höngg die Lichter angehen lassen: Marolfs Nachfolge-Firma, die Elektro Stiefel GmbH und die Firma Hotz Elektro AG. Der Elektro Stiefel GmbH obliegt die Montage an einigen privaten Liegenschaften. Und an den städtischen, wie zum Beispiel das Riegelhaus am Meierhofplatz 2, das Zuhause des «Hönggers». Nach welchen Kriterien die Liegenschaftenverwaltung der Stadt Zürich die Häuser auswählt, ist unbekannt, wie der Kommunikationsverantwortliche Kuno Gurtner sagt: «Es ist uns nicht bekannt, wie es konkret dazu kam, welche Liegenschaften geschmückt werden und welche nicht». Jedenfalls vergeben die Liegenschaftenverwaltung beziehungsweise die zuständigen Hausabwarte den Auftrag an die Firma Elektro Stiefel und verrechnet die Kosten dafür der entsprechenden Liegenschaft.

Ein Brief ins Nirgendwo

Die Firma Hotz Elektro AG ist für die anderen privaten Liegenschaften zuständig. Zum Beispiel für das Gebäude der Höngger UBS-Filiale. Doch auch dort wäre es dieses Jahr beinahe dunkel geblieben. Warum? Die letzten Jahre hatte die Hotz Elektro AG jeweils automatisch an den gleichen Häusern montiert wie im Vorjahr, doch dann habe es immer häufiger Probleme mit dem Inkasso gegeben, teilt die Firma mit, und so habe man dieses Jahr entschieden, die bestehenden Kunden im Herbst zuerst anzuschreiben, damit sie sich anmelden können. Der Rücklauf auf den Aufruf sei aber nicht gross gewesen, heisst es – und nachgefasst warum, wurde offenbar nicht. So wurde zum Beispiel auch die UBS angeschrieben. Das Schreiben ging jedoch an den Zürcher Hauptsitz und wo es dort landete, ist wohl eines der letzten Bankgeheimnisse. Jedenfalls erfuhr Geschäftsstellenleiter Jörg Hanselmann davon nichts. Er rief von sich aus bei Hotz Elektro an, um den Auftrag zu geben und erfuhr erst da von einer längst versandten Anmeldung: «Die Firma Hotz hat super reagiert und die Weihnachtsbeleuchtung in einer Feuerwehrübung doch noch montiert, so dass sie pünktlich zum Adventszauber angestellt werden konnte», berichtet Hanselmann. Der UBS gehört auch das Haus «Central», in dem die Raiffeisen Bank zu Hause ist. Dort rätselte man bis zum Anruf des «Hönggers», warum das Haus dieses Jahr schmucklos bleibt. Von einer nötigen Anmeldung hat man auch hier nichts gewusst. Geschäftsstellenleiter Marcel Merkli ist enttäuscht und sagt, die Raiffeisen hätte sich gerne wieder mit den Sternen geschmückt und auch die anderen Mieter im Haus würden das Fehlen bedauern. Maya Schaub vom Malergeschäft David Schaub hat die Beleuchtung ihres Hauses am Zwielplatz dieses Jahr auf LED umgestellt. Demontage und Montage konnte sie in einem Arbeitstag selber erledigen, die Kosten übernahm sie wie alle Hausbesitzer selbst. «Ich finde die Weihnachtsbeleuchtung in Höngg eine der schönsten in der Stadt. Damit das so bleibt, komme ich gerne für meinen Teil auf», sagt die Hönggerin. Leider muss auch sie beobachten, wie es jedes Jahr weniger leuchtende Sterne zu sehen gibt. Deshalb wünscht sie sich eine zentrale Koordinationsstelle, damit die Höngger Sterne nicht langsam «wegdimmen».

Niemand koordiniert

Mit ihrem Anliegen gelangte Maya Schaub an den Quartierverein Höngg (QVH). Sie, wie auch Jörg Hanselmann sind der Ansicht, dass dies eine Aufgabe für den QVH wäre. Dort aber war man im guten Glauben, dass der Verein Handel und Gewerbe Höngg für die Weihnachtsbeleuchtung zuständig sei. Doch das ist falsch, wie der ehemalige HGH-Präsident André Bolliger dem «Höngger» gegenüber sagt. Eine mögliche Erklärung für diesen auch sonst in Höngg verbreiteten Irrglauben ist, dass HGH-Mitglied Hans Marolf bis zur Geschäftsaufgabe die Beleuchtungen in Eigenregie organisiert hatte. Doch der HGH als Verein hatte damit nie etwas zu tun. QVH-Präsident Alexander Jäger stellt nun generell die Frage, wie das gehandhabt werden soll, wenn jemand etwas initiiert und dann irgendwann nicht mehr weitermacht: «Eigentlich müsste doch von dort die Initiative zur Weiterführung ausgehen?»

Einmal mehr fehlt der «Mer»

So zeigt die Recherche des «Hönggers»: Niemand hält koordinierend die Fäden in der Hand, an denen die Höngger Sterne letztlich hängen. Und irgendwie denkt jeder, der andere mache oder der «Mer» sollte. So ein «Mer» müsste zum Beispiel den Kontakt zu den Liegenschaftsbesitzenden pflegen, bisherige Montagewillige «bei den Lichtern» halten und neue zum Mitmachen motivieren. Sinnvoll wäre es sicher auch, wenn dann die Anmeldungen über diesen «Mer» gesammelt und an die beiden Montagefirmen verteilt würden. Bis der «Mer» gefunden ist, bleiben rund zehn Monate Zeit und sonst die Hoffnung, dass noch mehr verantwortliche Hausbesitzende so handeln wie Hanselmann oder Schaub – oder dass, weil die UBS ihr «letztes Bankgeheimnis» kaum wird lüften können, die beiden Montagefirmen ihre Strategie der Benachrichtigung der Hausbesitzer überprüfen. Sollte sich jetzt jemand aus den Reihen der Hausbesitzenden überlegen, nächstes Jahr sein Haus auch schmücken zu wollen, kann man ihr oder ihm nur raten, sich direkt bei einer der beiden Elektro-Firmen zu melden.

Und die Weihnachtsbäume?

Die Firma Stiefel Elektro GmbH kümmert sich, dies im Auftrag des QVH, auch um die drei Weihnachtsbäume beim «Palazzo» am Meierhofplatz, im Rütihof und bei der Europabrücke.
Bei der Tramendstation Frankental steht seit einigen Jahren keiner mehr, was von verschiedenen Hönggerinnen und Hönggern beklagt wird. QVH- Präsident Alexander Jäger sagt, dieser Baum sei immer wieder beschädigt worden und der QV habe «den Vandalen nachgegeben», weil man die Lämpchen nicht nur höher als drei Meter habe anbringen wollen. Überdies fehle auf dem seither neu gestalteten Platz auch die Verankerung für einen Baum.

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