Ein Böögg alleine macht eben doch keinen Sommer

Nachdem der offizielle Sechseläuten-Böögg in der vergangenen Woche ganz offensichtlich versagt und den Winter eher zurückbeordert als vertrieben hatte, nahm der Bauspielplatz-Böögg im Rütihof am Samstag einen zweiten Anlauf.

Vier starke Mädchen trugen den unterleibslosen Kerl mitsamt seinem Holzgestell auf seiner traditionellen letzten Runde durchs Quartier.

Zumindest die Rahmenbedingungen stimmten: Nach Kälte und Schnee an den Tagen zuvor, wartete der Samstag endlich wieder einmal mit frühlingshaften Temperaturen und eitel Sonnenschein auf und machte Lust auf einen Outdoor-Anlass. Die Feuerstelle auf dem Bauspielplatz musste zwar vor Beginn der Feierlichkeiten von Spielplatzleiter Martin Laub und seinen freiwilligen Helfern noch etwas getrocknet werden, um für das grosse Frühlingsfeuer bereit zu sein, aber dann stand dem traditionellen Bööggverbrennen nichts mehr im Wege.

Ehrenrunde für den blauen Böögg

Schicksalsergeben wartete also die Hauptperson des Anlasses am frühen Nachmittag auf ihre Besucherinnen und Besucher und harrte geduldig der Dinge, die sie erwarteten. Etwas freakiger als die Jahre zuvor sah er aus, der von den Kindern selbst gebaute Böögg, mit seiner Besen-Irokesen-Frisur, den grossen Korkaugen und dem blau angemalten Hemd. Vier starke Mädchen nahmen sich nach der Besammlung auf dem Spielplatz seiner an und trugen den unterleibslosen Kerl mitsamt seinem Holzgestell auf seiner traditionellen letzten Runde durchs Quartier, gefolgt von rund 40 Kindern und 20 Erwachsenen. Feierlich wurde er schliesslich nach der Vollendung seiner Abschiedsrunde den Flammen übergeben, womit der spannende Teil seiner Aufgabe begann.

Die beiden Bööggs sind sich einig

Munter brannte das Lagerfeuer nun auf dem sorgfältig präparierten Untergrund und schon sehr bald erreichten die Flammen die Strohfigur, was diese mit lautem Knallen der eingebauten Böller quittierte. Erstmals waren dieses Jahr neben den Knallern auch Feuerwerkskörper im Inneren des Bööggs versteckt, was für ein zusätzliches optisches Spektakel in Form eines bunten Funkenregens sorgte und vom Publikum mit einem begeisterten Raunen verdankt wurde. Allzu lang hielt das Schauspiel jedoch nicht an, wurde es dem Schneemann doch schon nach 9 Minuten und 46 Sekunden zu bunt beziehungsweise zu heiss, und der abgebrannte Rumpf stürzte von seinem Sockel. Damit war der Bauspielplatz-Böögg fast auf die Sekunde genau gleich schnell gewesen wie der offizielle Sechseläuten-Böögg, der am Montag zuvor 9 Minuten und 53 Sekunden benötigt hatte – wenn das mal kein Indiz für einen schönen Sommer ist!

Auf einen tollen Sommer!

Nach dieser sehr eindrücklichen Demonstration einer gelungenen Absprache unter den Bööggs der Stadt war das Fest zwar für den Schneemann, nicht aber für die Gäste des Bauspielplatzes zu Ende. Diese konnten jetzt beruhigt zum gemütlichen Teil des Nachmittags übergehen und sich, wie es sich gehört, in den Flammen ihr Schlangenbrot und ihre Würstchen braten. Mehr als 2,5 Kilogramm des vorbereiteten Schlangenbrot-Teigs wurden in der Folge von den immer zahlreicher werdenden Besucherinnen und Besuchern verspeist und auch die Tatsache, dass dieses Jahr aufgrund des Mangels an freiwilligen Helferinnen und Helfern leider auf das Kuchenbuffet verzichtet werden musste, tat der gelösten Stimmung nicht den geringsten Abbruch. Noch lange sassen Alt und Jung zufrieden ums Lagerfeuer und genossen die Rückkehr des Frühlings. Und wenn die Prognose der Bööggs stimmt, werden in diesem Sommer bestimmt noch viele weitere gemütliche Anlässe auf dem Bauspielplatz gefeiert werden können.

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