Drei Tage voller Feierlichkeiten im Wohnzentrum Frankental

Von Donnerstag bis Samstag wurde im Verein Wohnzentrum Frankental gefeiert. Grund dafür war der 30. Geburtstag der Institution. Am Samstag, dem Tag der offenen Tür, konnten Besucher einen Blick hinter die Kulissen werfen.

Die grosse Konfitürenauswahl macht es nicht leicht. Lieber Ananas mit Malibu oder doch Rhabarber-Himbeere mit Eierlikör?

Obwohl es in Strömen regnete, war der Anlass gut besucht. Nicht nur die 39 Bewohnerinnen und Bewohner waren dort, sondern auch viele Verwandte und Interessierte. Nach der Ansprache von Vereinspräsident Peter Aisslinger spielte das Ensemble des Musikvereins Höngg. In der Pause konnte man sich für einen Unkostenbeitrag von bloss zehn Franken à discretion kulinarisch verwöhnen lassen: Mitglieder des Kiwanis Clubs Zürich-Höngg betrieben zusammen mit dem «Frankental»-Küchenteam die Festwirtschaft, in der es alles gab, was knurrende Bäuche sich nur wünschen konnten. Am späteren Nachmittag spielte das CaféZeit-Ensemble das Theater- und Liederstück «Himmel oder Höll», danach brachte der Jazz Circle Höngg Jazz und Blues ins Festzelt.

Interessante Hausführungen

An Hausführungen, welche Gudula Matzner, Leitung Beschäftigung und Aktivierung, durchführte, konnten die Besucherinnen und Besucher hautnah erleben, wie der Alltag im Wohnzentrum aussieht. Von Montag bis Freitag gibt es für die Bewohnenden, welche alle geistig oder körperlich behindert sind, manchmal auch beides zusammen, ein Tagesprogramm. Dieses ist individuell zusammengestellt und beinhaltet etwa schreinerische Tätigkeiten im Atelier Holz, kreatives Malen im Malatelier oder Musizieren im Rhythmikraum. Gekocht wird in der Therapieküche, entspannt oder je nach Bedarf aktiviert im «Snoezelen- Raum» (ausgesprochen «snuselen»), der mit Licht- und Farbeffekten verschiedenste Stimmungen erzeugen kann. Snoezelen ist holländisch und eine Wortschöpfung aus «snuffelen», also schnuppern, und «doezelen», also dösen. «Natürlich stehen auch Physiotherapie als externes Angebot und das Therapiebad auf dem Programm, sie sind sehr wichtig für die Gesundheit unserer Bewohnenden», so Gudula Matzner. Reaktion und Lernvermögen werden unter anderem mit dem Computer-Programm «Cogpack» trainiert und gefördert: «Dies ist ein sogenanntes Hirnleistungstraining, welches die kognitiven Fähigkeiten, die Konzentration und die Koordination fördert.»

Wohngruppen mit sechs bis acht Personen

In Gruppen von sechs bis acht Personen leben die Bewohner im Alter von 20 bis 81 Jahren. Nebst ihrem nach eigenen Vorlieben gestalteten Zimmer können sie sich in gruppeneigenen, grosszügigen Wohnzimmern und im ganzen Haus aufhalten, sofern es ihre Behinderung erlaubt. Eigenständig kochen sie mit dem Betreuungspersonal auch ihr Morgen- und Abendessen, einzig das Mittagessen wird vom Küchenteam des Wohnzentrums zubereitet. Am Wochenende stehen entweder Besuche von Verwandten auf dem Programm oder Ausflüge sowie gruppeninterne Aktivitäten. «Die Frauen und Männer, welche hier wohnen, sollen sich daheim fühlen. Wir wollen ihnen möglichst viel Freiraum und Selbstbestimmung bieten», so Institutionsleiter Ueli Zolliker.

Beliebte Konfitüren und Kerzen

Der Verein Wohnzentrum Frankental ist in Höngg gut verankert. So sind nicht nur viele Mitglieder Höngger, sondern auch Firmen unterstützen das Wohnzentrum: «Nicht nur Spenden treffen bei uns ein, sondern auch Aufträge, etwa für unsere beliebten Konfitüren oder Kerzen, welche die Bewohnenden mithilfe der Betreuenden herstellen», erklärte Gudula Matzner. Rund einhundert Mitarbeitende aus 20 Nationen im Alter von 16 bis 64 Jahren kümmern sich um die Bewohnenden. Lehrlinge werden in den Berufen Fachmann/Fachfrau Betreuung und Kaufmann/Kauffrau ausgebildet. Tagesaufenthalter gibt es sechs, zudem bietet der Verein geschützte Arbeitsplätze für Menschen mit einer leichten Behinderung. Waren es in den Gründungsjahren Menschen mit einer geistigen Behinderung, kamen später Bewohnerinnen und Bewohner mit neurologischen Erkrankungen oder Hirnverletzungen dazu. «Unser Angebot soll gleichzeitig auch eine Entlastung für die Familienmitglieder sein. Viele Angehörige können den Alltag mit Behinderten nicht bewältigen. Nicht, weil sie nicht wollen oder können, sondern weil sie dazu nicht ausgebildet sind», erklärte Peter Aisslinger in seiner Rede.

0 Kommentare


Themen entdecken