Die IG Pro Rütihof wehrt sich

Im Interview des «Hönggers» vom 5. März mit Linda Mantovani, Direktorin der städtischen Stiftung für Alterswohnungen, sind einerseits mehrere Behauptungen über das Vorgehen und die Beschreibung der geplanten Überbauung Ringling unhaltbar. Andererseits zeugen ihre Aussagen an die Gegner, darunter eine Mehrheit des Quartiervereins, von einer Geringschätzung sondergleichen, gegen die sich die IG Pro Rütihof nachdrücklich wehrt.

Das Baugespann auf der noch freien Wiese im Rütihof: Die Argumentation geht weiter.

Zitat Linda Mantovani: «Das Land gehört der Stadt Zürich und liegt recht exponiert, eingegrenzt durch zwei lärmintensive Strassen. Im Architekturwettbewerb hat sich gezeigt, dass einzig ein Ringbau dieser Problematik gerecht wird.» Sogar nach Meinung des Beurteilungsgremiums, in welchem Linda Mantovani Einsitz hatte, genügten nicht weniger als vier der für den zweiten Durchgang ausgewählten Projekte den Bedingungen des Lärmschutzes. Beim Projekt Ringling wurde im Wettbewerb allerdings Verschiedenes gar nicht erst untersucht: Erstens, die Lärmausbreitung im Innenhof durch die drei grossen Durchgänge an den Strassen ecken. Zweitens, die Lärmausbreitung und der Widerhall im Innenhof wegen der hohen Scheibenhochhäuser. Drittens, die Lärmausbreitung auf den Aussenseiten der Scheibenhochhäuser entlang der Verkehrsachsen. Die jetzt geplanten hässlich eingehausten Balkone auf die Strassenseiten hinaus sind eine direkte Folge von Lärmschutzmassnahmen, die mit einer offenen Bauweise nicht nötig wären. Es würde nicht überraschen, wenn eine unabhängige, kompetente Untersuchung ergäbe, das Projekt Ringling sei in Bezug auf den Lärm das schlechteste der vier Projekte des zweiten Durchgangs.
Zitat Linda Mantovani: «Einzig das Siegerprojekt schafft für alle Wohnungen eine Ausrichtung nach dem Innenhof. Gerade für die SAW ist das sehr wichtig.» Es darf mit Fug und Recht bezweifelt werden, ob das Prinzip des Innenhofes sowohl für die Mieterschaft der Stiftung als auch für die anderen Wohnungen der beiden Genossenschaften wichtig ist. Linda Mantovani verschweigt, dass damit die Hälfte aller Wohnungen ihre Küchen, Bäder und WCs sowie Abstell-Balkönli gegen den sonnigen Süden und Osten entlang der Regensdorfer- und Frankentalerstrasse erhalten, während deren Wohnund Schlafzimmer gegen den schattigen Westen und Norden ausgerichtet sind! Gute Wohnlage für ältere Leute? Wohl kaum.
Zitat Linda Mantovani: «Erst durch die Propaganda einer kleinen Gruppe, welche mit Schlagworten versuchte, die Stimmung aufzuheizen, wurde plötzlich von grosser Opposition gesprochen.» Und nochmals: « . . . nur eine kleine Gruppe von lauten Gegnern.» Diese Äusserungen sind falsch und beleidigend für die sich engagierende Gegnerschaft wie auch für den Quartierverein Höngg, welcher sich mit grossen Mehrheiten in demokratischen Verfahren gegen das Projekt Ringling ausgesprochen hat. An der Generalversammlung des Quartiervereins Höngg vom Mai 2006 wurde mit sehr grossem Mehr ein Delegierter gewählt, der sich gegen das Projekt Ringling einsetzen soll. In den Generalversammlungen der Jahre 2007 und 2008 wurde diese Entscheidung bestätigt. An der ausserordentlichen Generalversammlung der Baugenossenschaft Sonnengarten im November 2006 nahmen von 1058 Genossenschaftern nur deren 90 teil. Der Präsident der IG Pro Rütihof und der Delegierte des QV Höngg ersuchten den Vorstand, ihre Bedenken darlegen zu können. Das Ersuchen wurde abgelehnt. Ist das demokratisch?

Einsprache von 150 Betroffenen gegen die Baubewilligung

Jetzt, im Februar 2009, nachdem das Projekt mit einem Baugespann ausgesteckt wurde, meldeten sich beim Präsidenten der IG Pro Rütihof, Jean Bollier, 150 Einwohner, die wegen der direkten Sicht auf das Projekt zur Einsprache berechtigt sind. Die «kleine Gruppe von lauten Gegnern» erweist sich als die solide, ja überwältigende Mehrheit des Quartiervereins Höngg, erweist sich als eine 200 Mitglieder starke IG Pro Rütihof. Aus den abschliessenden Worten von Linda Mantovani, «sich in einer solchen Situation gut zu überlegen, ob es wirklich sinnvoll ist, gegen ein gemeinnütziges Bauvorhaben Rekurs einzulegen», spricht behördliche, städtische Arroganz, über die man nur den Kopf schütteln kann. Hat die Bewohnerschaft einfach nur stramm zu stehen, wenn die Stadt gemeinnützig baut? Was ist denn das für ein Demokratieverständnis?

Eingesandt von Jean E. Bollier, Präsident IG Pro Rütihof – contra Ringling und Prof. Dr. Jakob Maurer, Delegierter des QVH in der IG Pro Rütihof – contra Ringling

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