Die Galerie Zentrum schliesst

Nach 36 Jahren wird Ende September das Zentrum von Höngg um eine kulturelle Oase ärmer werden. Der Galerist, Goldschmied und Künstler Rudolf Th. Gloor war mit seiner «Galerie Zentrum» über viele Jahre eine kultureller Bereicherung im Quartier.

«Coral in green» – die Skulptur in Bronze, oxydiert, schuf Rudolf Theodor Gloor 2009.

Der Galerist Rudolf Th. Gloor, 1929 in Höngg geboren, aufgewachsen und an der Zürcher Kunstgewerbeschule als Goldschmied ausgebildet, war in jungen Jahren in Manila Geschäftsleiter einer grossen, international tätigen Goldschmiede und bereits auch als selbständiger Künstler und Reliefplastiker bekannt, der für sein Schmuckschaffen mit diversen Preisen ausgezeichnet wurde. 1970 kam er nach Höngg zurück und eröffnete 1975 vorerst an der Gsteigstrasse 2, inzwischen gegen- über an der Regensdorferstrasse 2, die Galerie Zentrum, Goldschmiedeatelier und Ausstellungsraum für Kunst. Hier entstand während vielen Jahren anlässlich von über hundert, qualitativ hochstehenden Einzel- und Gruppenausstellungen ein Treffpunkt lokaler Kunstgrössen, die auch durchaus nationalen Bekanntheitsgrad erwarben. Um stellvertretend nur einige zu erwähnen: Oskar Dalvit, Rafael Gómez, Berger Bergersen, Urs Fink, Klaus Däniker, Albert und Melanie Rüegg, Emil und Hanny Mehr, Cesare Ferronato, Ursula Niemand, Jakob Bill, Gladys Richter. Prominente «Auswärtige» gesellten sich dazu, unter anderen Peter Rüfenacht, Irmgard Glitsch, Richard Wannenmacher − und schliesslich auch international anerkannte Grössen wie Judith Rothchild (Frankreich/USA), Dick Shanley (New York) oder Noël Lewis (Irland). Im Hauptberuf hat Gloor indessen − mit seiner Frau Cris, einer ausgewiesenen Perlenspezialistin − all die Jahre immer das Goldschmiedeatelier geführt. Aber auch seine persönlichen Schmuckkreationen gingen weit über das eigentliche Kunsthandwerk hinaus, wobei er einen unverkennbar eigenwilligen Stil entwickelte. Daneben schuf er gross- bis kleinformatige Unikat-Werke wie Kupferreliefs, vergoldete Silberplastiken und Bronzeskulpturen. Seine Inspiration holt sich der Altmeister bis heute bei vielfältigen Naturformen wie Tropfen, Korallen, Holzstrukturen, Pflanzengebilden oder Blattgeflechten. Aus Rücksicht auf sein Alter und seine Gesundheit hatte Gloor schon vor einigen Jahren den hektischen Ausstellungsbetrieb aufgegeben. Nun zieht er sich auch vom Goldschmiedeatelier zurück. Wer ihn kennt, weiss allerdings, dass ihn seine kreativen Ideen auch zu Hause noch ab und zu ins Atelier im Keller verführen werden − aber das «Dürfen» wird nun das «Müssen» definitiv dominieren. Tochter Suzanne und Schwiegersohn Michael Brian führen im eigenen Geschäft an der Limmattalstrasse 222 die Tradition des Gold- und Silberschmiede-Handwerks weiter.

Eingesandt von Alois Steiner

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