Die Arbeit hat erst begonnen – und wird dauern

Die Ergebnisse der HGH-Umfrage zur Lage des Höngger Detailhandels liegen vor. Die eigentliche Arbeit hat aber erst begonnen, denn welche Konsequenzen sich daraus ergeben, welche Ziele anzustreben sind und wer deren Umsetzung vorantreiben soll und kann, das ist Gegenstand wohl noch mancher Diskussionen.

Freitag traf sich die Arbeitsgruppe des HGH zusammen mit Jost Kayser und Martin Hotz von der Beratungsfirma Fuhrer & Hotz zu einem Arbeitsnachmittag im Konferenzraum des Restaurants «Die Waid» mit dem Ziel, das weitere Vorgehen zu konkretisieren. In den letzten Wochen hatte Martin Hotz persönlich Interviews mit einigen Besitzern und Verwaltern von Geschäftsliegenschaften in Höngg geführt. Deren anonymisiert präsentierten Aussagen zeigen, dass man auch auf dieser Seite − zumindest in gewissen Punkten − mit den Ergebnissen der Umfrage einig ist. Aber es herrscht nebst Zuversicht auch Pragmatismus, ja gar Resignation. So zum Beispiel in der Aussage, dass die gewünschte Diversifizierung vermutlich Wunschdenken sei und bleibe. Es brauche nicht zwingend alles und – besonders nachdenklich stimmend − «Quartiere wie Höngg haben keinen Anspruch (mehr) auf eine Vollversorgung der Bevölkerung; im Fokus muss die Nahversorgung stehen.» Wohlverstanden: die Rede ist von einem Quartier mit rund 23 000 Einwohnern und nicht von einem Seitental im Wallis.

Den Markt bestimmen die Mieter

Gefragt, nach welchen Kriterien denn Neuvermietungen stattfänden, zeigen sich nur leichte Unterschiede zwischen jenen, welche selbst auch in Höngg heimisch sind, und jenen, die hier lediglich Liegenschaften betreuen, zum Beispiel für Immobilienfonds: Im Rahmen des Möglichen bemühen sich alle gleichermassen um eine bessere Verständigung zwischen Bewohnern und Unternehmen, versuchen also, einen ansprechenden Branchenmix zu bieten, ohne dabei das veränderte Kaufverhalten der Bevölkerung und die eigenen oder verwalteten finanziellen Interessen ausser Acht zu lassen. Wobei ihnen die Realität leider zunehmend im Weg steht. So käme etwa eine Fläche aufgrund der zu kleinen Grösse für viele Firmen von vornherein nicht infrage. Wartelisten gebe es keine und so werde der Markt durch die Mieter bestimmt, welche im Endeffekt selbst einschätzen müssten, ob sie den Mietzins tragen können. Bei bestehenden Mietverhältnissen, so eine der Aussagen, sei man aber bei Zahlungsschwierigkeiten auch schon zu Kompromissen bereit gewesen. Warum jedoch gewisse Eigentümer oder deren Verwaltungen über Monate oder gar Jahre hinweg Leerstände zulassen und entsprechende Einbussen in Kauf nehmen, blieb offen – die Antworten wären bestimmt aufschlussreich gewesen.

Wer ist «in der Pflicht»?

Nicht mit Kritik sparten die befragten Liegenschaftsbesitzer in den Antworten auf die Frage, wer denn «in der Pflicht» stünde, etwas zu unternehmen. Selbstkritisch ist noch die Aussage, das Profitdenken stünde im Vordergrund und man sei selbst zu wenig vernetzt, um etwas zu bewegen. Doch auch die Stadt betreibe mit vielen Vorschriften, Auflagen und Zonenplänen eine Verhinderungspolitik – es bräuchte mehr Einfluss auf die Quartierentwicklung, ja gar ein eigentliches Quartiermarketing. Mit Blick auf ansässige Firmen wurde aber auch festgehalten, dass bei Familienunternehmen gewisse Probleme hausgemacht seien und der inhabergeführte Handel es besser schaffen müsste, die gebotene Qualität aufzuzeigen und für die Kunden auch spürbar zu machen. Auch der HGH kommt nicht ungeschoren davon: «Den HGH habe ich bisher nur über den Kleber wahrgenommen, den man beim einen oder anderen Betrieb vorfindet», so eine der Äusserungen.

Wo liegt die Lösung?

«Ich sehe schlicht keinen Hebel für Veränderungen und Verbesserungen der Situation», wurde geantwortet, als neue Ideen gefragt waren. Aber auch, dass eine Verbundenheit, eine Einheit der Firmen geschaffen werden müsste, denn es könne und dürfe nicht sein, dass jeder als Einzelkämpfer unterwegs sei. Dies ist eigentlich die Kernaufgabe des Vereins Handel und Gewerbe Höngg (HGH), der sich in seinen Statuten selbst die Aufgabe gab, Handel- und Gewerbetreibenden in Höngg zusammenzuschliessen (§3a) und gute Beziehungen unter den Mitgliedern zur Erreichung eines loyalen gegenseitigen Verhaltens zu pflegen (§3d). Wie man dem auch gegen aussen − also mit Kundennutzen − vermehrt gerecht werden könnte, fragte man sich offen und kritisch auch am grossen Tisch des Konferenzraumes, an dem vornehmlich HGH-Mitglieder sassen, bevor danach in zwei Unterarbeitsgruppen erste Ideen und das weitere Vorgehen konkretisiert wurden. Die Ergebnisse dieser unter Kastanienbäumen im Gartenrestaurant entstandenen Ideen werden Daniel Fontolliet, Tiziana Werlen und der Schreibende an einem Treffen in den Sommerferien verdichten und zuhanden der ganzen HGH-Arbeitsgruppe ein Strategiepapier entwerfen, das diesen Herbst zusammen mit dem empfehlenden Abschlussbericht der Beratungsfirma Fuhrer & Hotz dem HGH-Vorstand überreicht wird, unter dessen Patronat die ganze Umfrage ja durchgeführt wurde. Das Dokument wird aufzeigen müssen, mit welchen Massnahmen kurz- bis langfristig für Höngg eine Art Quartiermarketing betrieben und finanziert werden kann, das seinen Namen auch verdient. Und das alle Involvierten zusammenführt, von den einzelnen Detaillisten inklusive Grossverteilern über die Liegenschaftsbesitzer bis hin zu Akteuren aus Politik, Verwaltung, Vereinen und natürlich Bevölkerung – über alle Interessensgrenzen hinweg. Es muss und wird um ein «Wir-Gefühl» gehen müssen, zum Wohle der Bevölkerung und aller ansässigen und zukünftigen Firmen. Die Umfrage des HGH hat die Basis gelegt – nun gilt es, darauf aufzubauen. Mit einem noch unbekannten, knackigen Slogan allein wird es nicht getan sein. Die Arbeit hat gerade erst begonnen und wird dauern.

0 Kommentare


Themen entdecken