Buslinie am Wasser – der ganz normale Wahnsinn

Vier Jahre ist es her, seit das Postulat für eine neue Buslinie mit der Route Rütihof–Frankental–Am Wasser–Hauptbahnhof im Gemeinderat eine klare Mehrheit gefunden hat. Völlig zu Recht fragt der Gastrokritiker Höwi im «Höngger» vom 16. Juni, weshalb seither nichts passiert ist. In der Tat sind die vielen Anwohnerinnen und Anwohner Am Wasser und an der Breitensteinstrasse nach wie vor grossräumig vom ÖV abgeschnitten – so wie auch viele Gewerbebetriebe, wie etwa das Restaurant Turbinenhaus, das so lange auch von Höwi unentdeckt geblieben ist.

Bereits letztes Jahr wollte der Stadtrat die neue Buslinie wieder von der Agenda streichen, mit einem so genannten Abschreibungsantrag an den Gemeinderat. Immerhin konnten wir verhindern, dass unser Postulat so schnell als «geprüft und verworfen» abgeschrieben wird. Denn wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass Höngg und Wipkingen eine gute ÖV-Erschliessung brauchen – auch Am Wasser und an der Breitensteinstrasse. 
Der Ball liegt nun wieder beim Stadtrat. Er hat die Kompetenz, dem Gemeinderat eine entsprechende Projektierung vorzulegen. Der Stadtrat ist zu einer solchen Projektierung aber nicht verpflichtet. Und so fristet und frustet das Ansinnen vor sich hin. Solange der politisch verantwortliche Stadtrat Andres Türler, FDP, und seine Kolleginnen und Kollegen im Stadtrat dem Anliegen nicht die entsprechende Priorität geben, passiert leider nichts.

Mit drei Sätzen abgekanzelt

Leider ist zu befürchten, dass auch in den kommenden Jahren nicht viel passieren wird. In der 124-seitigen Netzentwicklungsstrategie 2030 der VBZ wird den Menschen und dem Gewerbe an der Strasse Am Wasser und an der Breitensteinstrasse die Hoffnung auf eine schnelle Besserung genommen. Mit nur drei Sätzen wird das wichtige Quartieranliegen abgekanzelt: «Mit der Entlastungslinie ab Rütihof, beispielsweise via Frankental–Am Wasser, lassen sich keine schnelleren Verbindungen Richtung HB/City erzielen, insbesondere mit der geplanten Tempo-30-Zone Am Wasser. Entsprechend kann die Linie 46, entlang welcher zwar ebenfalls Tempo-30-Zonen geplant sind, nicht massgebend entlastet werden. Und auch für die Gebiete Am Wasser, welche heute über die Tramlinie in der Hardturmstrasse und Hönggerstrasse erschlossen sind, könnte damit keine massgebend bessere Erschliessung erzielt werden, weil daraus nur eine zeitweise Bedienung während der Hauptverkehrszeiten resultieren würde.»
Für die betroffenen Anwohnerinnen und Anwohner klingt dies wie ein Hohn. Nicht nur ist es geradezu zynisch, wie Tempo 30 und ÖV-Erschliessung – welche beide eine Verbesserung der Lebensqualität mit sich bringen – gegeneinander ausgespielt werden. Sondern es mutet auch etwas seltsam an, wenn die VBZ darauf hinweisen, dass das Quartier mit der Tramlinie 17 gut erschlossen sei – liegt diese doch auf der anderen Seite der Limmat, und ist doch der Fussweg für viele Anwohnerinnen und Anwohner mit dem Umweg über die Brücken mehr als einen halben Kilometer weit. Auf der Luftlinie ist die Distanz natürlich kürzer – aber es dürfte doch für die wenigsten Hönggerinnen und Höngger eine wirklich valable Option sein, auf dem Weg zur Arbeit jeden Tag durch die Limmat zu schwimmen.
So braucht es noch viel Druck aus dem Quartier, um den Stadtrat und die VBZ zum Handeln zu bewegen. Gastrokritiker Höwi sagte es in seinem Schlusssatz am besten: «Höngg darf ruhig noch etwas frecher werden…»

Eingesandt von Florian Utz, SP-Gemeinderat, und Guido Trevisan, GLP-Gemeinderat

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