Blumige Wahlveranstaltung

Zum fünften Mal lud «Höngger Kultur» zu einem Anlass. Am letzten Freitag trat im Kulturkeller des GZ Höngg/Rütihof die Berner Kabarettistin Lisa Catena auf. In ihrem breiten Dialekt verkündete sie den Weltfrieden – oder eher den «Wäutfriede».

Ob es eine solche Partei-Wahlveranstaltung wohl wirklich gibt? Kabarettistin Lisa Catena im Hippie-Look mit Ukulele und Ballonen.

Was man nicht kennt, bringt einen nicht aus dem Haus: ein bisschen so schien es am «Freitag, dem 13.». Hinzu kamen das Sommerwetter und die WM, und so wollten nur gerade um die 20 Personen die 34-jährige Berner Kabarettistin Lisa Catena sehen. Diejenigen, die kamen, waren jedoch voll lobender Worte – schliesslich fühlt man sich im kleinen Rahmen dem Künstler oft näher und achtet noch mehr auf Details.

Das Blumenmädchen Luna

Das Hippiemädchen, welches in kurzem Kleidchen, mit vielen Halsketten, schmuddeliger Peace-Tasche und Haarband die Bühne betritt, wirkt fragil und naiv. Dass Luna, wie sie sich dem Publikum vorstellt, tatsächlich naiv ist, zeigt sich schnell. Ihre Agentin Cheyenne Hunziker von der «Pimp your Image GmbH» habe sie zu dieser Wahlveranstaltung der Partei «Die Alternative» gedrängt. Es sei wichtig, ein «früsches Gesicht» zu machen, und sowieso, es komme sehr darauf an, wie man sich präsentiere. Das Publikum lacht, denn sich als ultimatives Blumenmädchen an einer Wahlveranstaltung zu zeigen, ist sicher nicht ganz im Sinne der Partei, bei der Luna – nicht ganz freiwillig, wie sie gesteht − Kandidatin ist. Sie käme bei der Politik nicht so gut draus, habe sie Cheyenne, übrigens «ä henne Wärbeprofi», gesagt. Diese habe freudig geantwortet, das seien gute Voraussetzungen für eine politische Karriere.

Politik und ein Fundus an Wortspielen

Politiker seien wie Wein, sagt Luna: Welche Flasche man gewählt habe, merke man erst im Nach­hinein. Und so geht das dann munter mit viel Wortwitz weiter, wenn Luna die Checkliste für eine erfolgreiche Wahlveranstaltung abarbeitet, welche ihre Agentin zusammengestellt hat. So steht sie der Energiepolitik offen gegenüber, da sie «positive Energien» generell gut fände und auch zu Ausländerfragen habe sie eine klare Meinung: «Kein Problem, aber zuerst muss man sie ja verstehen!»
Selbst das Parteifoto ist ein Quell an Missverständnissen zwischen Luna und ihrer Partei: Sie will wie die SVP, die sie wegen dem Geissbock irrtümlich als «Tierlipartei» einstuft, mit einem Geissbock oder Schafen posieren. «Das ist ja ein dicker Hund!», meint ihr Parteimentor. Nein, also mit einem dicken Hund möchte sie lieber nicht aufs Foto, antwortet das Blumenmädchen bestimmt. Das Wortspiel geht weiter bis hin zum Floh im Ohr, der Luna dann doch zu klein ist für auf das Foto. Selbst den «Wahlsong», den sie für die Partei komponieren sollte, miss­interpretiert sie und jault, begleitet von ihrer Ukulele, Walgesänge nach, anstatt einen lüpfigen «Stimmenfänger» zu trällern. Witzig auch, wie Lisa Catena dann auf einem Stuhl die Positionierung für das Wahlfoto mimt: Sie soll zeigen, wo sie politisch steht – was zu unsäglichen Verrenkungen führt. Über das fertige Foto, völlig konventionell und ohne Tier, freut sie sich dann wie ein Kind, beruhigt das Publikum aber gleichzeitig: «Ihr müsst keine Angst vor mir haben! Ich kann aus Erfahrung sagen, dass wir Politiker gar nichts machen!» Die Lacher sind der Kabarettistin sicher, denn nicht zu selten passiert in der Politik ja genau dies – eben nichts. Ganz anders, als man das vom Abend mit Lisa Catena hätte behaupten können.

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