Wieviel «Böötli» braucht der Mensch?

Das Gummiboot ist das neue Ding auf der Limmat. Schon seit ein paar Jahren. Und nur bei schönem Wetter. Ein schwimmender Partyraum für vier bis sechs Personen mit Start beim Landesmuseum oder Wipkingerpark und Ziel bei der Werdinsel. Gerade jetzt, nachdem die Frage einigermassen geklärt ist, wer die Werdinsel wie nutzen darf, da taucht der Biber auf – und die Gummiboote.

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Mathias Egloff, Gewässerökologe und Informatiker an der ETH Hönggerberg, Gemeinderat SP für den Kreis 10

Auf der Werdinsel werden an einem schönen Wochenende etwa hundertfünfzig weggeworfene Gummiböötli eingesammelt. Das hat mir jemand berichtet, der sich dann darum kümmern muss, dass daraus nicht noch grössere Probleme entstehen, sprich: den Abfall wegräumen lässt. So weit unten an der Limmat finden die Leichtmatrosen es nämlich nicht mehr so spannend und haben auch mittlerweile genug gebechert, sodass sie die Gummiboote als Ganzes einfach wegwerfen. Schliesslich kosten die Plastikdinger für vier Personen weniger als das Bier für unterwegs. Die Netten unter ihnen schneiden wenigstens noch ein grosses Loch hinein, dann braucht das nicht mehr benötigte Boot weniger Platz, wenn sich jemand anders darum kümmert. Vielleicht bin ich da altmodisch, aber ich finde das skandalös. Und ehrlos. Wer auf der Limmat Spass haben will, soll sich gefälligst um seine eigene Hinterlassenschaft kümmern.
Nun haben die Grünen ja bekanntlich im Gemeinderat ein Postulat durchgebracht, den einer der Postulanten selber als «Spassvorstoss» bezeichnet hat. Es fordert die Errichtung einer «Bootsrutsche», mit der man an einer Stelle im Wehr auf eine Rampe gelangen könnte, auf der man sanft über das Hindernis hinweggespült würde. Die Böötli-Fahrenden müssten dann am Höngger Wehr nicht mehr aussteigen und würden unter dem Titel der «Boots-Tourismus-Förderung» bis nach Dietikon weitertreiben. Damit hätte dann Dietikon das Abfallproblem – allerdings ohne den fulminanten Tourismusaufschwung. Dieselben Grünen forderten übrigens auch die Einführung einer separaten Kunststoff-Sammlung – für Zürich, nicht für Dietikon.

Was tun? Aus Bern ist mir ein Vorschlag zu Ohren gekommen, der auf der Aare offenbar funktioniert: Wer dort ein Gummiboot wassert, muss seine Adresse gut lesbar auf dem Boot anbringen. Damit könnte man Abfallsünder belangen, welche ihr Böötli nach Gebrauch einfach wegwerfen. Es würde sich dann wieder lohnen, die Luft durchs Ventil abzulassen und das Gummiboot bis zum nächsten Mal mit nach Hause zu nehmen.

Mathias Egloff, Gemeinderat SP 10

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