«Bewegung gehört zum Leben wie Essen und Schlafen»

Journalisten surfen den ganzen Tag nur im Internet, erfinden alternative Fakten und gehen gratis an Theatervorführungen? Nicht beim «Höngger»: Hier wird noch voller Körpereinsatz geleistet. Zum Beispiel im Probetraining bei Evolve Fitness.

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Zu Dominique Allegrucci, Personal Trainer und Inhaber des Evolve Fitness, kommt man gerne.
Simon trainiert seit einem Jahr dreimal die Woche bei Evolve Fitness
Das ist ein gestelltes Bild. Der Raum bietet genügend Platz für alle.
Martin powert sich gerne total aus.
Strahlt auch noch beim Hanteln stemmen: Silvia.
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Beim Anblick der vielen Gerätschaften, Seile, Hanteln und Matten kann einem schon etwas bange werden, doch wenn man von Dominique Allegrucci, Personal Trainer und Inhaber des Evolve Fitness, mit einem Lächeln und mit einem charmanten englischen Akzent – er stammt ursprünglich aus Kapstadt – begrüsst wird, weiss man: Das kommt schon gut. Als erstes macht er immer eine kleine Anamnese, erkundigt sich nach Verletzungen, Zigarettenkonsum, sportlicher Betätigung. Dann möchte er wissen, welche Ziele die Person mit dem Training erreichen will: «Die Bedürfnisse sind ganz unterschiedlich. Manche wollen bis Ende Jahr acht Klimmzüge schaffen, andere fit für einen Marathon werden, wieder andere Gewicht verlieren oder zunehmen. Wenn jemand mit unrealistischen Vorstellungen zu mir kommt, zum Beispiel in zwei Monaten 40 Kilo abnehmen möchte, versuche ich, ihm Alternativen aufzuzeigen, was man stattdessen machen könnte», erzählt Dominique. «Wenn die Leute abnehmen wollen, führen sie eine Woche lang ein Tagebuch darüber, was sie essen. Dann streiche ich gelb an, wovon sie weniger essen, und grün, wovon sie mehr essen sollen. Nach einer Zeit ist das nicht mehr nötig, dann wissen die Personen selber, wie sie sich ernähren müssen. Im Gegensatz zu radikalen Diäten gibt es so keinen Jojo-Effekt». Seit seiner Kindheit hat ihn Bewegung und Ernährung interessiert, früh begann er zuhause mit Stühlen und Besenstielen zu trainieren, mittlerweile verfügt er Trainings- und Ernährungsausbildungen und viel Erfahrung. Vor eineinhalb Jahren hat er den Schritt in die Selbständigkeit gewagt und hier in Höngg sein eigenes Fitnessstudio eröffnet. Zum Aufwärmen steht Hüpfen auf dem Trampolin, dehnen und sogenannte Squats – oder Kniebeugen – auf dem Programm. Erste Erkenntnis: So schlimm ist das gar nicht.

Die persönlichen Ziele erreichen

Die meisten Leute kommen zweimal in der Woche, andere aber auch drei- oder viermal. «Ich sage aber immer: Einmal ist besser als kein Mal». Jeder hat sein individuelles Programm, die einzelnen Trainings werden in einem Ordner protokolliert, Erfolge gemessen, Übungen angepasst. So wird es auch für die untrainierte Autorin anspruchsvoller: Rumpfbeugen mit angewinkeltem Bein. Mit Hanteln in beiden Händen in die Kniebeuge, dann dynamisch aufstehen und hoch mit den Armen. Dann eine halbe Minute in den Plank. «Normalerweise macht man das eine Minute, manchmal mit Gewichten auf dem Rücken». Die ersten Schweisstropfen laufen über die Stirn. Dominique überwacht jede Bewegung und korrigiert Fehlhaltungen sofort. So viel Aufmerksamkeit motiviert dazu, die Übungen präzis auszuführen. «Vergiss nicht zu atmen, das hilft», mahnt er. Inzwischen ist Silvia eingetroffen. Sie hat vor vier Jahren aufgrund einer Operation an der Hüfte beim Personaltrainer angefangen, als sie mit Physiotherapie nicht weiterkam. «Dominique fordert einen, er spürt, wenn man eigentlich mehr könnte. Aber er sieht auch sofort, wenn etwas nicht geht». Inzwischen sei sie fitter als so manche Jungen im Ausgang, erzählt sie stolz. Und das sieht man ihr auch an, sie strahlt sogar noch, wenn sie schwere Gewichte hebt. «Wenn man eine starke Muskulatur hat, ist man auch weniger verletzungsgefährdet», erklärt Dominique, der eng mit Physiotherapeuten und Ärzten zusammenarbeitet. Martin, der hier zweimal in der Woche trainiert, will an Gewicht zulegen. Er schätzt die Empathie und das gute Gespür des Personaltrainers. «Er ist immer nah dabei, das motiviert auch».

In Kleingruppen trainieren

Für Martin war das Training gut, wenn er am Ende richtig ausgepowert ist. «Aber das ist für jeden anders, und dort zeigt sich eben Dominiques Feingespür. Es ist keine klassische <Mucki-Bude>». Simon trainiert sogar dreimal in der Woche seit einem Jahr. Er hat einen gesunden Livestyle, raucht und trinkt nicht und machte lange intensiv Ausdauersport. Der ehrgeizige junge Mann hat einen anspruchsvollen Job und ist froh, wenn er hierherkommen und sich von Dominique sagen lassen kann, was er zu tun hat. Die Trainings in der kleinen Gruppe – maximal sind es drei Personen – sind für ihn perfekt. Man geht eine freiwillige Verpflichtung ein, denn man hat ja eine Verabredung. Die Hemmschwelle, kurzfristig anzurufen und abzusagen, wenn man mal keine Lust dazu hat, ist dadurch höher. «Diesen unterschwelligen Druck finde ich persönlich sehr anspornend», meint er. «Die grösste Hürde ist, den ersten Schritt zu wagen und sich anzumelden. Danach läuft es bald wie von selbst. Man muss den Sport einfach in den Alltag integrieren». Nach weiteren Übungen, bei denen alle Muskeln des Körpers zum Einsatz kommen, gibt es zum Abschluss eine Intervallübung, vier Minuten, die so effizient sein sollen wie eine halbe Stunde joggen. Die Endorphine lassen die Autorin kurz grössenwahnsinnig werden, leicht wie eine Feder schwebt sie über die Matten. «Wir machen nur einen Durchgang heute», sagt Dominique, die Stimme der Vernunft. Gut so, der Muskelkater am nächsten Tag ist auch so stark genug. Aber: Es ist ein guter Schmerz.

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