Bekommt Höngg ein Zentrum mit Herz?

Wenn die reformierte Kirchgemeinde Höngg nur schon die Hälfte dessen umsetzt, was sie mit dem Haus Sonnegg vor hat, dann erhält Höngg ein Begegnungszentrum für alle, unabhängig von der Konfession.

Das Haus «Sonnegg»: übernimmt es in Zukunft eine zentrale Rolle im Gemeindeleben?

Das Haus Sonnegg hat eine wechselvolle Geschichte: Nach häufigem Besitzerwechsel drohte es Anfang des letzten Jahrhunderts zu verlottern, 1916 kaufte es die Gemeinde Höngg und überliess es dem Frauenverein zur Nutzung. Mit der Eingemeindung 1934 ging das Haus in den Besitz der Stadt über. 1984 erwarb die reformierte Kirchgemeinde das Gebäude, es wurde zu einer Begegnungsstätte für Jung und Alt, das Jugendcafé Albatros ist vielen eine Erinnerung, an der sich Jugendarbeit in Höngg bis heute nicht zu messen wagte. Nun nimmt die Kirchgemeinde die anstehende Renovation zum Anlass, das Betriebskonzept der Zukunft zu verwirklichen.
Bereits 2007 erarbeiteten Pfarrer Markus Fässler und Sozialdiakonin Claire-Lise Kraft ein Grobkonzept, das dieses Jahr einer 25-köpfigen Gruppe aus Kirchenpflegemitgliedern, Mitarbeitenden und Freiwilligen als Arbeitsgrundlage für ein Vorprojekt diente. Sie erarbeiteten das «Profil Sonnegg – Familien- und Generationenhaus», das am Dienstag, 8. September, öffentlich vorgestellt wurde. Ein Profil, das den Legislaturzielen der Landeskirche gerecht werden soll, die in verschiedenen Gemeinden einen nachhaltigen Entwicklungsprozess anstossen möchte.

Ein offenes Haus für alle

Das «Profil Sonnegg» zeigt auf, was aus dem Haus entstehen könnte, welche Raumnutzungen denkbar sind. Und an wen sich das Angebot richtet. Setzt sich nur schon die Hälfte an Ideen durch, dann erhält Höngg tatsächlich einen Treffpunkt mit Herz, denn das «Sonnegg» soll ein Begegnungsort für alle Generationen werden. Ein Neben-, Mit- und Durcheinander wird angestrebt, ein niederschwelliges Angebot, offen für alle.
Das Haus wird um- und – je nach Budget – auch ausgebaut. Der heute nur als Lagerraum genutzte Schopf zwischen «Sonnegg» und Pfarrhaus soll zum Kinderhaus werden, mit dem Haupthaus verbunden durch eine neue Unterkellerung, in dem auch ein Malatelier Platz fände.
Weiter sollen ein Bistro mit Gartenrestaurant und ein Erlebnisspielplatz entstehen. Eine Spielgruppe dürfte Haus und Garten beleben, Kurse würden organisiert und Gruppen aller Altersstufen bei ihren Aktivitäten unterstützt werden.
Jugendliche sollen sich treffen können und selbst bestimmen, was sie in «ihren» Räumen alles ausprobieren wollen. Junge Erwachsene dürfen sich auf Konzerte im Kellergeschoss freuen, Erwachsene mittleren Alters finden in einer Dach-Lounge eine gemütliche Sitzgruppe mit Bar für Gespräche und auch die Altersgruppe 60plus muss gemäss dem «Profil Sonnegg» nicht auf bewährte Angebote wie Mittagessen und Spielnachmittag verzichten.
Im Obergeschoss böte ein multifunktionaler Raum Platz für Vorträge, Gesprächsrunden und Filmabende. Selbst der Kirchplatz soll intensiver genutzt werden als Handlungs- und Kulturplattform, als offener Raum für Animationsprogramme, als Verbindung zum Quartier – und zur nahen Kirche.
Natürlich wird auch Raum sein für Beratung und Seelsorge, denn schliesslich soll das niederschwellige Konzept des «Sonneggs» auch ermöglichen, Zugang zu den mittel- und hochschwelligen Angeboten der Kirche zu finden. So sind denn auch Büros für sozialdiakonische Mitarbeitende geplant. Diese sind Ansprechpersonen und Gastgebende, die aber auch den Betrieb des «Sonneggs» organisieren, für den bereits ein Organigramm besteht.

Von den Aussichten zur Realität

Im «Profil Sonnegg» sind viele Wünsche konkret thematisiert worden, doch noch weiss niemand, was alles realisiert werden kann. Der Zeitplan sieht vor, noch dieses Jahr Kontakt mit den Behörden und dem Stadtverband der Kirche aufzunehmen. An der Kirchgemeindeversammlung vom 25. Oktober soll bereits über einen Vorprojektskredit abgestimmt werden. Wird dieser bewilligt, so dürfte bis im Herbst 2010 ein Vorprojekt ausgearbeitet sein, das bis Sommer 2011 die Bauprojektierungs- und Bewilligungsphase durchlaufen wird. Baubeginn wäre im Herbst 2011, der Betrieb des «Familien- und Generationenhauses Sonnegg» könnte im Frühjahr 2013 starten – immer vorausgesetzt, Kreditzusagen und Bewilligungen erfolgen plangemäss und Einsprachen bleiben aus.

Begeisterung und Skepsis

An der Präsentation neulich im Kirchgemeindehaus wurden, nebst allgemeiner Euphorie, auch kritische Argumente eingebracht und Ängste geäussert. Der Weg bis zum neuen Zentrum mit Herz wird nicht einfach sein, doch die Kirchgemeinde ist überzeugt, dass Höngg mit dem Projekt anderen Gemeinden einmal mehr vorausgehen wird. Pfarrer Rudi Neuberth von der Landeskirche zeigte sich denn auch begeistert: «Sie investieren in die Zukunft – Höngg hat Zukunft.» Und er schloss seine Gratulation zum «Profil Sonnegg» mit den pathetischen Worten: «Vor 2000 Jahren hatten zwölf Menschen eine Mission und investierten in die Zukunft – und diese Kirche gibt es heute noch.» Wie die Kirche im Dorf des Jahres 4009 aussehen wird, weiss niemand – doch Höngg hätte das «Familien- und Generationenhaus Sonnegg» heute schon verdient.

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