Aus Altpapier Wertvolles erschaffen

Katharina Sochor-Schüpbach ist seit Jahrzehnten von Papier fasziniert. Und zwar nicht von neuem, sondern von altem: Altpapier und Papierabfälle in jeglicher Form, so etwa auch gebrauchte Konfetti, Telefonbücher oder Orangen-Papierchen, faszinieren sie. Für Hönggerinnen und Höngger öffnet sie ihr Atelier im Kreis 5.

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Papierkünstlerin Katharina Sochor-Schüpbach in ihrem Atelier im Kreis 5.

Ende der Sechzigerjahre besuchte Katharina Sochor-Schüpbach, 1943 im Emmental geboren, den Vorkurs an der Schule für Gestaltung in Zürich und liess sich dann zur Werklehrerin ausbilden: «Ich arbeitete schon immer gerne mit den Händen, und seit 1973 bin ich neben meinem Beruf nicht nur Papier- und Objektkünstlerin, sondern biete auch Kurse im Bereich Papierschmuck, Papierskulpturen und Gestalten mit Papier an.»

Atelier lange in Höngg, jetzt mitten in der Stadt

Seit 40 Jahren lebt die Emmentalerin in Höngg, hat hier aber noch nie ausgestellt: «Ich habe seit 1994 zahlreiche Einzel- und Kollektivausstellungen gehabt. Höngg war bis jetzt nicht in der engeren Wahl.» War ihr Atelier lange zuhause und im eigenen Garten, so ist sie seit drei Jahren vor allem in ihrem neuen Atelier im Kreis 5 anzutreffen. «Mein Materiallager ist zwar zuhause in Höngg, aber hier kann ich schön kreativ sein und habe die Ruhe, welche ich brauche.»
Auch nach vielen Jahren der Papierkunst, erklärt die aktive Frau,  «sprudelt es in mir ideentechnisch ohne Probleme». Papier, welches eine andere Funktion hatte, reizt sie: «Zeitungen, Magazine, Broschüren, Einwickelpapiere von Früchten oder auch Kassenrollen-Reste und Restrollen aus Druckereien finden bei mir ein zweites Leben. Ich rufe hin und wieder bei der NZZ oder dem Tages-Anzeiger an und frage, ob sie Restrollen hätten. «Oft werde ich auch in Brockenhäusern fündig.» Sie gesteht, aber auch schon die von ihren Kindern gelesenen Micky-Maus-Hefte «wiederbelebt» zu haben.

Die Natur hilft mit

Einen wichtigen Beitrag zu ihrer Kunst liefert die Natur: So stellt die Papierfreundin ihre Werke am liebsten im Garten oder im Wald aus, wo sie Regen, Schnee, Wind und Stürmen sowie Tieren ausgesetzt sind. «Alles hinterlässt seine Spuren, und gerade das gefällt mir. Spannend zu sehen ist immer, wie unvergänglich Papier ist. Obwohl eine Zeitung so etwas leicht Zerreissbares ist, ist Papier, wenn es einmal dicht gepresst ist, enorm widerstandsfähig und überdauert viele Jahre, bis es sich teilweise zersetzt.»
Wenn sie es nicht hinter unzählige, dünne Labor- oder Industrieglasscheibchen setzt und so eigentümliche Collagen schafft oder auch mal mit dem Bunsenbrenner anbrennt oder bräunt und schwärzt oder mit Wachs und Gummimasse bestreicht, so schneidet sie es auch «bloss» auf: Eine Kassenrolle etwa offenbart so ihr Innerstes und kann sich zum ersten Mal nicht nur entrollen, sondern entfalten. «Mit der Zeit sieht das Papier ganz anders aus und erhält ein eigenes Leben. Aus etwas wertlos Gewordenem wird so etwas Kostbares.» So entstehen mit Glas, Feuer, Farbe und Schnitttechniken Kunstwerke, die die Vergänglichkeit in sich tragen – schliesslich wurde das «Material» einmal gelesen oder anderweitig gebraucht.

Katharina Sochor-Schüpbach
Atelier: Ausstellungsstrasse 16
8005 Zürich
www.katharina-sochor.ch
Öffnungszeiten: Dienstag, 24., Freitag, 27., und Samstag, 28. November, jeweils von 14 bis 19 Uhr.

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