Auen-Einweihung mit stillem Hundehalter-Protest

Am Samstag wurden die Limmatauen Werdhölzli eingeweiht. Viele Besucherinnen und Besucher jeden Alters wollten sich dies nicht entgehen lassen. Zu ihnen gehörten auch um die 70 Hundehaltende, die mit Transparenten ihre Meinung zum neuen Leinenzwang kundtaten.

Der Gang durch den Auenwald ist ein besonderes Erlebnis.
Mitglieder verschiedener Höngger Vereine verteilten freudig das bunte Wümmetfäscht-Programm.
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Samstagmorgen, kurz vor 11 Uhr. Bei sonnigen Temperaturen treffen sich Naturfreunde zur Begehung der Limmatauen, aber auch zum stillen Protest: Walter Ogi, Präsident der seit 2001 existierenden Hunde-Partei, findet, dass man den neuen Leinenzwang auf der gesamten Werdinsel und am Fischerweg nicht einfach so hinnehmen solle – damit ist er nicht allein. Franziska Fischer, eine betroffene Hundebesitzerin, startete im August eine Petition gegen den Leinenzwang (der «Höngger» berichtete am 22. August darüber) und freut sich über die spontane Unterstützung der Hunde-Partei. «Bis jetzt sind gut 3200 Unterschriften zusammengekommen, was mich sehr freut. Das lose Treffen heute habe aber nicht ich ins Leben gerufen, sondern Walter Ogi», erklärt Franziska Fischer, die als Dank für ihr Engagement und vor allem für ihre Zivilcourage von ihm einen rosafarbenen Blumenstrauss erhält.

Zeichen für Gleichberechtigung setzen

Die Hundehalter wollen mit ihrer Präsenz ein Zeichen für die Gleichberechtigung aller Benutzergruppen der Werdinsel setzen und auf keinen Fall negativ in Erscheinung treten: «Alle Hunde sind angeleint, wir werden die offiziellen Reden natürlich auch nicht stören, denn dies wäre unserem Anliegen nicht förderlich», so Walter Ogi. Im Namen seiner Hunde-Partei hat er an Stadträtin Ruth Genner am 27. August 2013 einen Brief geschrieben, in dem er Fragen zur Rechtmässigkeit der aufgestellten Leinenzwang- Tafeln stellt. Zudem möchte er die Petition «(Züri-)Hünd sind Fründ: Aufhebung der neuen Leinenpflicht im Werdinselgebiet» von Franziska Fischer bei der Stadträtin, die dem Tiefbau- und Entsorgungsdepartement vorsteht, zusammen mit der Petitionsstarterin einreichen. Dies lehnt Ruth Genners Sekretärin in einem E-Mail an Walter Ogi jedoch «infolge ämterübergreifender Angelegenheit» ab. Im Antwortschreiben vom 16. September 2013 an Walter Ogi gibt Ruth Genner ihm recht, dass ein formelles Verfahren zum Leinenzwang und zum Aufstellen der Tafeln hätte erfolgen müssen und entschuldigt sich für die Verwirrung, welche durch den inkorrekten Ablauf entstanden sei, erzählt Walter Ogi.

Voll besetztes Festzelt mit gutgelaunten Rednern

Während das Festzelt auf der Werdinsel voll besetzt ist, stehen und sitzen die Hundehalter mit ihren Vierbeinern, zwei Transparenten und einer «Toleranztafel» vor dem Zelt und verhalten sich wie angekündigt ruhig. Im Zelt reden derweil Regierungsrat Markus Kägi, Stadträtin Ruth Genner, André Bender, Gemeindepräsident von Oberenstringen, János Blum, Mitglied des Bankpräsidiums Zürcher Kantonalbank, Romeo Deplazes, Leiter Markt und Kunden ewz, und Thomas Vellacott, CEO WWF Schweiz. Ruth Genner, von Markus Kägi «Hausherrin auf Zürcher Boden» genannt, erklärt, dass die Limmatauen Raum für Bevölkerung seien und die Natur diesen Raum in etwa vier Jahren massgeblich mitgestalten würde. In Anspielung auf die Hundehalter vor dem Zelt meint sie: «An Spitzentagen gibt es auf der Werdinsel bis zu 2000 Leute, dies ist ein Grund dafür, dass Hunde an die Leine müssen. Heute protestieren deshalb ja viele Hundehaltende hier.» Thomas Vellacott meint, Tiger oder Eisbären könne er in den Limmatauen eher weniger versprechen, die Nase, eine spezielle Fischart, jedoch schon eher. Der Auenwald sei aus naturschützerischer Sicht sehr wichtig, genauso wichtig sei aber, dass die Bevölkerung auch die Möglichkeit habe, solche Räume zu erleben – sie müssten also begehbar gemacht werden, so wie hier in den Limmatauen. In der Stadt Zürich seien zudem einige «Biodiversitätshotspots » zu finden, man müsse nur die Augen offen halten.

Umbau des Autobahnrastplatzes Oberengstringen

André Bender erläutert, dass der Bund beim Autobahnrastplatz Oberengstringen Umbauarbeiten plane: «Wir wehren uns dagegen, denn es wäre ja schade, wenn hier unten renaturiert wird, während oben in Engstringen Betonstützen in die Limmat gebaut werden.» 9,4 Millionen Franken haben die Limmatauen Werdhölzli gekostet, 4,4 Millionen davon hat der Kanton Zürich finanziert. Zum Abschluss an die Gesprächsrunde gibt es Geschenke: Markus Kägi schenkt Ruth Genner ein Badetuch, da sie ja gerne schwimmen gehe und sich somit nach dem Baden in den Limmatauen bestens abtrocknen könne. Er erhält von ihr ein paar knallrote Gummistiefel, um bei jedem Wetter die Natur geniessen zu können. Dieselbe Idee hat André Bender, der Kägi ebenfalls Gummistiefel, aber mit einer darin deponierten Weinflasche, schenkt und im Gegenzug ebenfalls ein Badetuch erhält – worauf Kägi die roten Stiefel von Ruth Genner umdreht, um zu kontrollieren, ob sich darin ebenfalls etwas Flüssiges versteckt – was jedoch eine Fehlanzeige ist, wie das Publikum mit Gelächter feststellt. Der Apéro, der darauf folgt, wird auch den Hundebesitzern vor dem Zelt angeboten, was diese zu schätzen wissen: «Mein Fazit: Freude herrscht!», so Walter Ogi. Die Bilanz des Anlasses könne nicht besser sein. Nun warte er auf die Ausschreibung des Leinenzwangs und auf die Petitionsübergabe mit Franziska Fischer.

Höngger Präsenz auf der Werdinsel

Unter den anwesenden Ständen ist auch der Stand des Quartiervereins Höngg, der zusammen mit dem Weinweg-Höngg-Team und dem Wümmetfäscht-Team Höngger Präsenz markiert. Zarina Wegmann vom Obsthaus Wegmann verkauft frisches Obst und Wein, während nebenan Höngger Pins, Weinweg-Tragtaschen und Wümmetfäscht-Programme an Frau und Mann gebracht werden. Kulinarisch gibt es vom Quartierverein Schoggi-Fruchtspiesse zu kaufen, die vor Ort selbst in einen riesigen Schokolade- Brunnen getaucht werden können. Alles in allem war die Limmatauen- Einweihung ein erfolgreicher Anlass für alle Seiten.

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